Coronavirus: So läuft es in Schweden im Vergleich zur Schweiz
Das Wichtigste in Kürze
- Über die schwedische Antwort auf das Coronavirus wird heftig diskutiert.
- Der Verzicht auf den Lockdown hatte eine stark ansteigende Kurve zur Folge.
- Im Vergleich steht die Schweiz, trotz Nähe zum Epizentrum Italien, klar besser da.
«Der Schwedische Weg» wurde in den letzten Wochen oft und intensiv diskutiert. Die Grundlage ist, dass Schweden eine andere, weniger wirtschaftsschädliche Herangehensweise an die Corona-Krise gewählt hat. Im Wesentlichen tat Schweden, was in der Schweiz vor dem 16. März galt: kein Lockdown, keine gestoppten Wirtschaftszweige, Hygieneempfehlungen, Abstandsregeln.
Ein Vielfaches an Toten
Je länger die Pandemie fortschreitet, desto mehr Erkenntnisse lassen sich aus dieser Vorgehensweise ziehen. Während das Land wirtschaftlich davon möglicherweise profitieren kann, sieht es gesundheitlich düster aus. Im innerskandinavischen Vergleich hat Schweden klar die meisten Todesfälle aufgrund des Coronavirus, aktuell sind es 2653. Dänemark hat 460, Norwegen 210 und Finnland 218.
Obwohl Schweden (10 Millionen Einwohner) nur die ungefähr 2-fache Bevölkerungszahl seiner Nachbarstaaten hat, hat es 6-mal mehr Corona-Tote als Dänemark. Und fast 13-mal so viele wie Norwegen und Finnland, die anders als Schweden, auf einen Lockdown setzten.
Vergleich mit der Schweiz
Auch im Vergleich mit der Schweiz (8,5 Millionen Einwohner, 1749 Corona-Tote) sieht es für Schweden schlecht aus. Hierbei ist auch zu beachten, dass die Schweiz als Nachbarland Italiens direkt neben dem 2. globalen Epizentrum des Coronavirus gelegen ist. Und somit deutlich weniger Zeit für eine Reaktion hatte.
Die beliebte Informationsseite «Worldometers» stellt das in ihren Grafiken anschaulich dar.
Schweiz mit klarer Abflachung
Die Kurve der aktiven Fälle in der Schweiz stieg schneller an als in Schweden, flacht aber mittlerweile wieder deutlich ab. Dagegen macht die Kurve in Schweden keine Anstalten, wieder abzusinken. Das mag auch damit zu tun haben, dass Schweden bisher nur einen Drittel des Testvolumens der Schweiz erreicht hat. Ein grosser Teil der Infizierten also durchs Raster fällt.
Auch das ist letztlich wohl eine Schwäche des schwedischen Wegs. Denn Länder, wie beispielsweise Südkorea, die bisher ohne Lockdown durchkamen, setzten auf enorme Testvolumen und konsequentes Contact-Tracing.
Coronavirus: Im Eiltempo zu über 2000 Toten
Die aussagekräftigsten Daten zur Pandemie sind die Todeszahlen. Und auch hier zeigt «Worldometers», Unterschiede zwischen Schweden und der Schweiz. Zwar beginnt die Kurve ähnlich steil, in der Schweiz flacht sie jedoch wieder ab und bleibt deutlich unter der 2000er-Marke.
In Schweden, das seinen ersten Corona-Toten eine Woche nach der Schweiz hatte, wurde die 2000er-Marke bereits am 23. April überschritten, also vor acht Tagen.
Ein Abflachen ist nicht in Sicht. Schweden steht momentan bei 2653 Todesfällen, die Schweiz bei 1749. Kommt dazu: in Schweden gibt es keine post-mortem Tests.
Das heisst: als Corona-Toter gilt nur, wer vor seinem Ableben positiv auf das Virus getestet wurde. Es könnte also noch deutlich mehr Tote durch das Coronavirus geben, die nicht registriert wurden.
Ist der «Schwedische Weg» damit gescheitert? Möglicherweise. In den letzten Tagen wurden die Rufe nach einem Strategiewechsel in Stockholm immer lauter. Zuletzt lobte die Weltgesundheitsorganisation WHO das skandinavische Land aber ausdrücklich.