Nach dem Angriff mit drei Toten in einer Strassenbahn der niederländischen Stadt Utrecht ist der mutmassliche Schütze gefasst worden.
Utrecht.
Bei der Schiesserei in Utrecht starben drei Menschen. - ANP/AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Ermittler schliessen aber auch andere Motive nicht aus.
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Der Verdächtige sei festgenommen worden, sagte Polizeichef Rob van Bree am Montagabend. Die Polizei hatte nach dem Angriff nach dem 37-jährigen Gökmen Tanis gefahndet. Regierungschef Mark Rutte verurteilte den «Terrorakt» und erklärte, das Land werde «der Intoleranz nicht weichen».

Der Chef der niederländischen Anti-Terror-Behörde (NCTV), Pieter-Jaap Aalbersberg, bestätigte die Festnahme. Der «Hauptverdächtige» des Angriffs sei festgenommen worden, sagte er. Die Behörden hätten daraufhin die zuvor geltende höchste Terrorwarnstufe für Utrecht wieder gesenkt. Zuvor hatte Aalbersberg gesagt, «an mehreren Stellen» der Stadt seien Schüsse gefallen.

Die Behörden erklärten, sie ermittelten weiterhin wegen eines «terroristischen Motivs» hinter der Tat. Sie könnten andere Motive jedoch nicht ausschliessen, auch eine Beziehungstat sei möglich. Medienberichten zufolge soll der Täter auf eine ihm bekannte Frau und auf Menschen, die ihr halfen, gezielt haben. Dem Sender NOS zufolge sei Gökmen Tanis vor zwei Wochen in einem Vergewaltigungsfall vor Gericht erschienen.

Der Vater des Tatverdächtigen, Mehmet Tanis, forderte die Bestrafung seines Sohns, sollte sich dessen Schuld erweisen, wie die türkische Nachrichtenagentur DHA meldete. Der Mann kehrte demnach nach seiner Scheidung von seiner Frau 2008 in die Türkei zurück. Die Frau und Gökmen blieben in den Niederlanden. «Wenn er es getan hat, muss er bestraft werden», zitierte DHA den Vater.

Der Verdächtige hatte am Vormittag in einer Strassenbahn um sich geschossen und dabei drei Menschen getötet und fünf weitere Menschen verletzt. Er konnte zunächst entkommen. Die Polizei fahndete mit einem Foto aus einer Überwachungskamera der Strassenbahn nach dem in der Türkei geborenen Mann.

Der Angriff löste einen massiven Polizeieinsatz in Utrecht aus. Die Stadt empfahl den Schulen zu schliessen und den Einwohnern, im Haus zu bleiben. Am Nachmittag umstellten schwer bewaffnete Anti-Terror-Einheiten unterstützt von einer Hundestaffel ein Gebäude in der Nähe des Tatorts, wie ein AFP-Reporter berichtete.

Zunächst blieb jedoch offen, ob sich der Schütze in dem Gebäude befand. Die Militärpolizei verschärfte die Sicherheitsvorkehrungen für Flughäfen und wichtige Gebäude sowie Moscheen in den Niederlanden.

An der deutsch-niederländischen Grenze wurden die Kontrollen verstärkt. Auch die Landespolizei in Nordrhein-Westfalen verschärfte nach Angaben des Innenministeriums in Düsseldorf ihre Kontrollen. Eine «systematische Fahndung» gab es demnach unter anderen im Umfeld von Bahnhöfen und Flughäfen sowie an Pendlerparkplätzen und Tiefgaragen.

Das Auswärtige Amt in Berlin verschärfte seine Reisehinweise für Utrecht. Besucher sollten die Lage in örtlichen Medien verfolgen und den Anweisungen der Polizei folgen. Zudem sollten sie bis zur Entwarnung in «sicheren Unterkünften» bleiben.

Utrecht liegt südöstlich von Amsterdam. Ministerpräsident Mark Rutte wurde nach Angaben von Regierungsvertretern aus einer Kabinettssitzung geholt und über den Vorfall informiert.

Anders als in vielen Nachbarländern sind die Niederlande in den vergangenen Jahren von Terroranschlägen verschont geblieben. In den vergangenen Monaten gab es allerdings eine Reihe bedrohlicher Vorfälle.

So vereitelte die niederländische Polizei erst im September nach eigenen Angaben einen grossen Anschlag. In den Städten Arnheim und Weert wurden sieben Verdächtige festgenommen, die einen islamistischen Anschlag auf eine Grossveranstaltung geplant haben sollen. In den Wohnungen der Verdächtigen fanden die Ermittler grosse Mengen an Materialien zur Herstellung von Bomben, darunter hundert Kilogramm Dünger.

Ende August war ein 19-jähriger Afghane mit Wohnsitz in Deutschland am Amsterdamer Bahnhof mit einem Messer auf Passanten losgegangen. Zwei US-Bürger wurden dabei schwer verletzt. Die Ermittler gehen von einem «terroristischen» Motiv aus.

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