Der britische Politiker Jeremy Corbyn verteidigt erfolgreich sein Mandat, während Jacob Rees-Mogg seinen Parlamentssitz verliert.
Jeremy Corbyn
Bei der Wahl zum britischen Unterhaus hat Jeremy Corbyn sein Mandat erfolgreich verteidigt. (Archivbild) - AFP/Archiv

Der frühere Chef der Labour-Partei, Jeremy Corbyn, hat bei der Wahl zum britischen Unterhaus sein Mandat verteidigt. Dabei war er nach seinem Rauswurf aus der Labour-Fraktion wegen Antisemitismusvorwürfen als unabhängiger Kandidat angetreten.

Unter der Führung des 75-jährigen Alt-Linken hatte Labour bei der vergangenen Wahl 2019 eine herbe Niederlage erlitten. Er war von 2015 bis 2020 Chef der Sozialdemokraten und hatte sie weit nach links geführt. Besonders bei jungen Wählern genoss er zeitweise grosse Popularität.

Kontroverse um Corbyns Haltung zu Hamas und Hisbollah

In der Parlamentsfraktion seiner Partei war er jedoch stets heftig umstritten. Corbyn enttäuschte viele gemässigte Labour-Anhänger mit seiner gleichgültigen Haltung zum EU-Austritt. Später geriet er immer stärker in die Kritik, weil ihm vorgeworfen wurde, nicht energisch genug gegen antisemitische Tendenzen in seiner Partei vorzugehen.

Auch ihm selbst wurde Antisemitismus vorgeworfen, beispielsweise, weil er radikale islamistische Organisationen wie die Hamas und Hisbollah als «Freunde» bezeichnet hatte. Später entschuldigte er sich dafür. Das Parlamentsmandat für den Londoner Wahlbezirk Islington North hat er bereits seit 1983 inne. Für die längste Zeit seiner parlamentarischen Karriere galt er als Rebell.

Rees-Mogg: Vom Brexit-Vorkämpfer zum Verlierer

In diese Rolle ist er nun wieder zurückgekehrt. Haare stets akkurat gescheitelt, zweireihiger Nadelstreifen-Anzug und Oberklasse-Akzent: Der konservative Brexit-Advokat Jacob Rees-Mogg war einer der schillerndsten Politiker im britischen Parlament – nun hat er seinen Sitz im Unterhaus verloren.

Sein Wahlkreis im Südwesten Englands ging an den Herausforderer der sozialdemokratischen Labour-Partei, die einen beispiellosen Wahlerfolg feiert. Rees-Mogg sass seit 2010 für die Tories im Unterhaus. Zu Prominenz über die Landesgrenzen hinaus gelangte es insbesondere während der Verhandlungen über den EU-Austritt, als er die informelle Gruppe European Research Group (ERG) von Brexit-Hardlinern im Unterhaus anführte.

Kritik an Rees-Moggs Amtsführung

Deren Widerstand gegen den von Ex-Premierministerin Theresa May ausgehandelten Brexit-Deal führte letztlich zum Rücktritt der Regierungschefin. Unter Mays Nachfolger Boris Johnson stieg Rees-Mogg auf und bekleidete verschiedene Kabinettsposten. So war er unter anderem als Staatsminister für Brexit-Chancen dafür zuständig, angebliche wirtschaftliche Vorteile durch den EU-Austritt zu sichern. Viel vorzuweisen hatte er nicht.

Neben seinem altmodischen Auftreten und elitären Sprachgebrauch machte er immer wieder durch populistische Aussagen Schlagzeilen, die teils absurde Züge trugen. So verkündete er einmal im Unterhaus nach der Beschränkung von Fangrechten für Fischer aus der EU in britischen Gewässern: «Es sind jetzt britische Fische und damit bessere und glücklichere Fische.» Spott und Kritik erntete Rees-Mogg, als er sich bei einer Debatte demonstrativ gelangweilt auf der Regierungsbank im Unterhaus ausstreckte.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Boris JohnsonJeremy CorbynTheresa MayHisbollahBrexitHamasEUParlament