Félix-Antoine Hamel trat für eine Nachwahl an und verlor krachend. Er sieht es aber positiv: Er habe das Volk geeint.
Félix-Antoine Hamel
Félix-Antoine Hamel trat in Toronto (CAN) zu einer Nachwahl an – erhielt aber keine einzige Stimme. - zvg

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Kanadier hat bei Nachwahlen in Toronto keine einzige Stimme erhalten.
  • Das sei noch nie passiert. Félix-Antoine Hamel erhielt auch nicht seine eigene Stimme.
  • Er rühmt sich nun: Immerhin seien sich in seinem Fall alle einig gewesen.
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In einer bemerkenswerten Wendung der Ereignisse hat ein Kanadier einen historischen Meilenstein erreicht: Er hat bei einer umkämpften Bundeswahl keine einzige Stimme erhalten. Félix-Antoine Hamel trat an, um gegen das Fehlen von Wahlreformen in seinem Land zu protestieren.

«Bin der wahre Einheitskandidat»

«Als ich das Ergebnis sah, dachte ich mir: ‹Nun, ich bin der wahre Einheitskandidat. Alle sind sich einig, nicht für mich zu stimmen›», teilte Hamel CBC News mit.

Longest Ballot Committee Wahlzettel
Der Wahlzettel für die Nachwahlen in Toronto war einen Meter lang. - © Krista Heier

Hamel war einer von 84 Kandidaten bei einer kürzlich abgehaltenen Nachwahl in Toronto. Er wurde vom «Longest Ballot Committee» («Komitee für den längsten Wahlzettel») angesprochen. Die Gruppierung setzt sich für Wahlreformen ein und stellte ihn als Kandidat auf.

Die gebrochenen Versprechen und der längste Wahlzettel

Der kanadische Premierminister Justin Trudeau hatte versprochen, dass die Bundeswahl 2015 die letzte nach dem Mehrheitswahlsystem sein würde. Nachdem seine Regierung jedoch eine überwältigende Mehrheit gewonnen hatte, gab er dieses Versprechen auf.

Premierminister Justin Trudeau
Der kanadische Premierminister Justin Trudeau beantwortet Fragen im Parlament am 19. Juni 2024. - keystone

Nach Ansicht des «Longest Ballot Committee» verzerrt das aktuelle System die Macht zugunsten der Parteien mit einer Minderheit der Stimmen. Aus Protest brachte die Gruppe erfolgreich 77 Namen auf den Stimmzettel in Toronto. Dies erhöhte die Gesamtzahl auf 84 und verlangsamte die Stimmenauszählung bei der scharf beobachteten Wahl am Montag. Der Wahlzettel war einen Meter lang – der längste in der kanadischen Geschichte.

Die ungewöhnliche Länge des Stimmzettels führte dazu, dass einige Schritte mehr Zeit als üblich in Anspruch nahmen. «Verzögerungen häuften sich im Laufe des Abends», sagte ein Sprecher der Wahlbehörde.

Ein historischer Moment

Als die Ergebnisse feststanden, erhielten sechs andere Kandidaten jeweils zwei Stimmen. Hamel war jedoch der einzige Kandidat, der keine einzige Stimme erhielt.

Warst du auch schon einmal Kandidatin oder Kandidat bei einer Wahl?

Hamel lebt Hunderte von Kilometern entfernt vom Wahlkreis in Montreal. Damit liegt sein Wohnort eindeutig «ausserhalb Torontos», womit er nicht einmal für sich selbst stimmen konnte.

In früheren Bundeswahlen gab es ebenfalls Ergebnisse ohne Stimmen. Doch in diesen Fällen waren die Kandidaten ohne Gegenkandidaten und wurden somit zu Siegern erklärt. Hamels Leistung markiert das erste Mal, dass jemand null Stimmen erhalten – und verloren hat.

Hamel meinte abschliessend: «Ich bin einer der letzten Menschen, von denen man erwarten würde, dass sie auf irgendeine Weise kanadische Geschichte schreiben.»

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