Klimakonferenz

Klimakonferenz: Empörung über Superreichen-Jets an Klimagipfel

Chiara Schlenz
Chiara Schlenz

Grossbritannien,

An der Klimakonferenz in Glasgow plädieren die ganz Grossen für den Schutz des Klimas. Angereist wird aber konsequent mit dem eigenen Privatjet.

Klimakonferenz Glasgow
Der britische Premierminister Boris Johnson (r) begrüsst US-Präsident Joe Biden bei dessen Ankunft zum UN-Klimagipfel COP26 in Glasgow. Foto: Christopher Furlong/Getty Pool/AP/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Während zwei Wochen findet in Glasgow der 26. Klimagipfel statt.
  • Staatsoberhäupter aus aller Welt tagen und besprechen Klima-Massnahmen.
  • Trotzdem reist ein Grossteil dieser Politiker und Politikerinnen mit dem Privatjet an.

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Zurzeit tagt das «Who is Who» der internationalen Politik im schottischen Glasgow an der 26. internationalen Klimakonferenz der UN und plädiert für den Stopp des Klimawandels. Unter anderem warnte der britische Premier Boris Johnson: «Es ist eine Minute vor Mitternacht und wir müssen jetzt handeln!»

Die politischen Grossmächte scheinen sich langsam aber sicher für einen besseren Klimaschutz einzusetzen – oder so scheint es zumindest. Doch während Jeff Bezos, Prinz Charles und Joe Biden Versprechen für den Klimaschutz aussprechen, werden deren Privatjets klammheimlich geparkt.

Klimakonferenz: 400 Privatjets innert zwei Wochen

Die britische Zeitung «Daily Mail» hat die Klima-Heuchelei unter die Lupe genommen und stellte fest: Allein am vergangenen Sonntag sind 52 Privatjets nach Glasgow geflogen. Und damit nicht genug: Es wird geschätzt, dass während der zweiwöchigen Konferenz bis zu 400 Privatflugzeuge in der schottischen Stadt landen werden.

So soll beispielsweise der Amazon-Gründer Jeff Bezos, der selbst gerne über den Klimawandel redet, mit seinem Gulfstream-Jet G650ER angereist sein. Denn kurz zuvor feierte er noch den 66. Geburtstag von Microsoft-Gründungsvater Bill Gates auf einer türkischen Jacht.

Prinz Charles, seines Zeichens der «Klima-Prinz», sei nicht mit einem Linienflug nach Glasgow gereist. «Seine Königliche Hoheit hat sich persönlich für eine Umstellung auf nachhaltigen Treibstoff eingesetzt», argumentiert das Königshaus.

Boris-«Klima-Ausgleich ist möglich»-Johnson selbst nutzte für die schlappen 643 Kilometer zwischen London und Glasgow ebenfalls einen privaten Jet. Der Grund? Er habe zu wenig Zeit, um ein anderes Transportmittel zu verwenden.

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Politiker empören sich über die Privatjet-Anreise der Superreichen und Staatschefs bei der Klimakonferenz. - Twitter

Auch Emmanuel Macron, Angela Merkel und US-Präsident Joe Biden leisteten sich ähnliche Fauxpas in Sachen Anreise. Biden reiste gar mit vier Flugzeugen an. Vor Ort wartete ein Helikopter, die Präsidentenlimousine und der Cadillac «The Beast».

Bis zu 13'000 Tonnen Kohlendioxid für Reise an Klimakonferenz

Die britische Zeitung rechnet vor: Alleine für die Anreise der Politiker sollen bis zu 13'000 Tonnen Kohlendioxid ausgestossen worden sein. Zum Vergleich: Eine Tonne CO₂ entspricht einer Fahrt über 4900 Kilometer mit einem Auto, das pro hundert Kilometer 8,5 Liter Benzin verbraucht.

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Das entspricht beinahe der Distanz zwischen dem Wohnsitz Bidens, Washington, und Glasgow. Oder einem Roadtrip von Bern nach Moskau und wieder zurück.

Nicht nur Klimasünder, auch Aktivisten an Klimakonferenz

Es werden insgesamt 28'000 Personen an der zweiwöchigen Konferenz erwartet. Darunter befinden sich nicht nur Staatsoberhäupter und Politikerinnen – auch Klimaaktivisten sind mit von der Partie. Unter anderem tummelt sich auch Greta Thunberg (18) in der Menge.

Sie und einige andere junge Aktivistinnen haben einen offenen Brief an die Regierungen verfasst. Zu diesen gehören Vanessa Nakate aus Uganda, die Polin Dominika Lasota und Mitzi Tan von den Philippinen. Sie fordern von den Regierungs- und Staatschefs, der Klimakrise endlich mit drastischen Massnahmen zu begegnen. Und das «sofort».

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