Kramp-Karrenbauer hat «keine Angst» vor Urwahl der Kanzlerkandidaten
Die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer sieht in der parteiinternen Diskussion über die Urwahl des Kanzlerkandidaten keinen Anlass zur Sorge.

Das Wichtigste in Kürze
- Junge Union stimmt auf Jahrestreffen über Urwahl-Antrag ab.
Sie habe im vergangenen Jahr gezeigt, «dass ich vor keinem demokratischen Auswahlverfahren Angst haben muss», sagte Kramp-Karrenbauer dem «Tagesspiegel» vom Freitag. Damit bezog sie sich auf die erfolgreiche Bewerbung um die Nachfolge von Bundeskanzlerin Angela Merkel als CDU-Chefin. Kramp-Karrenbauer bekräftigte aber ihre Skepsis hinsichtlich des Urwahl-Vorstosses.
Losgetreten hatte die Debatte die Nachwuchsorganisation Junge Union. Sie will bei ihrem Jahrestreffen in Saarbrücken am späten Freitagabend über Anträge zur Urwahl des nächsten Kanzlerkandidaten beraten. Traditionell hat bei der CDU die oder der Vorsitzende das Zugriffsrecht auf die Kandidatur. Eine Urwahl würde bedeuten, der Vorsitzenden dieses etablierte Anrecht zu nehmen.
Die CDU-Chefin, die wegen sinkender Zustimmungswerte unter Druck steht, warnte ihre Partei vor zu viel Selbstbeschäftigung und bekräftigte in dem Interview ihren Führungsanspruch. «Ich bin das Gesicht, das der Parteitag gewählt hat», sagte sie. «Mir ist die Aufgabe anvertraut worden, die Partei zu führen und weiterzuentwickeln.»
Den Vorschlag bewertete sie skeptisch. «Wir haben in einigen Landesverbänden Urwahlen durchgeführt - nicht immer mit dem besten Ergebnis für den inneren Zusammenhalt», sagte sie. Wenn die Junge Union aber einen Antrag zur Urwahl beschliesse, «wird der Bundesparteitag in Leipzig ihn auch debattieren». Dieser findet am 22. und 23. November statt.
JU-Chef Tilman Kuban bestritt vor Beginn des JU-Deutschlandtags, dass die Abstimmung über die Urwahl den Charakter eines Misstrauensvotums gegen die Parteispitze habe. «Das sehe ich nicht so», sagte Kuban den Sendern n-tv/RTL. Vor der Abstimmung der Delegierten wolle er keine Richtung vorgeben.
In einem Gastbeitrag für die «Bild» formulierte Kuban Erwartungen an einen Kanzlerkandidaten - ohne allerdings konkrete Namen zu nennen. «Nur die Themen abzuarbeiten, die gerade nach oben gespült werden, ist mir zu wenig», schrieb er. «Der nächste Kanzler oder Kanzlerin muss bereit sein, selbst aktiv Themen zu setzen, Diskussionen zu lenken und auch bei Gegenwind weiter Kurs zu halten.»
Klar gegen eine Kandidaten-Urwahl positionierte sich CSU-Chef Markus Söder, dessen Partei bei der Aufstellung des gemeinsamen Kandidaten für CDU/CSU ein wichtiges Wort mitzureden hat. Eine Urwahl «verstösst gegen die Idee einer gemeinsamen Entscheidung von CDU und CSU», sagte Söder dem «Spiegel». Es könne nicht sein, «dass eine Unionsschwester per Urwahl einen Kanzlerkandidaten bestimmt und die andere das nur noch abnicken kann».
Kramp-Karrenbauer wird erst zum Abschluss des JU-Deutschlandtags am Sonntag vor den Delegierten sprechen. Auch ihre unterlegenen Mitbewerber um den CDU-Vorsitz sind als Redner eingeplant: Friedrich Merz wollte am Freitagabend gegen 20.30 Uhr ein Grusswort halten, Jens Spahn am Samstag. CSU-Chef Söder spricht ebenfalls am Samstag zu den Delegierten.