Über 30'000 Tote in Gaza: UN fordern Ende des «Gemetzels»

Keystone-SDA
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Genève,

Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte appelliert, dass der Krieg in Gaza beendet werden müsse. Die aktuelle Situation sei ein «Gemetzel».

UN-Hochkommissar Menschenrechte Volker Türk
UN-Hochkommissar für Menschenrechte Volker Türk fordert die Beendigung des Gaza-Krieges. (Archivbild) - keystone

Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, hat die anhaltenden Angriffe im Gazastreifen als «Gemetzel» bezeichnet. Wie die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde am Donnerstag bekanntgab, wurden allein in den vergangenen 24 Stunden 81 Menschen getötet und 132 weitere verletzt.

Hamas-Zahlen scheinen glaubwürdig

Seit Beginn der israelischen Militäroffensive im Oktober seien nun 30 035 Menschen getötet und 70 457 verwundet worden. Türk zitierte die Opferzahlen vor dem UN-Menschenrechtsrat in Genf und sagte, Zehntausende würden zudem vermisst und seien vermutlich unter den Trümmern ihrer Häuser begraben. «Das ist ein Gemetzel.»

Die Hamas-Zahlen lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Die Vereinten Nationen und andere Beobachter weisen aber darauf hin, dass sich die Zahlen der Behörde in der Vergangenheit als insgesamt glaubwürdig herausgestellt hätten.

Menschenrechtsverstösse auf beiden Seiten

Türk verurteilte erneut den Auslöser der israelischen Militäroffensive: die Massaker, die am 7. Oktober von palästinensischen Extremisten in Israel verübt wurden und das Verschleppen von Zivilisten als Geiseln in den Gazastreifen. Er verurteilte ebenfalls «die Brutalität der israelischen Reaktion».

«Der Krieg in Gaza muss beendet werden», forderte Türk. «Alle Parteien haben eindeutige Verstösse gegen die internationalen Menschenrechte und das humanitäre Völkerrecht begangen, darunter auch Kriegsverbrechen und möglicherweise andere Verbrechen nach internationalem Recht. Es ist Zeit – längst überfällig – für Frieden, Aufklärung und Rechenschaftspflicht.»

Hinweise auf Kriegsverbrechen Israels

Israel habe im Gazastreifen Tausende Tonnen Munition in dicht besiedelten Wohnvierteln eingesetzt. Darunter seien Waffen, die grossräumig Schaden anrichteten, sagte Türk. Solche Waffen produzierten eine massive Druckwelle, die menschliche Organe zerreissen und tiefe Verbrennungen verursachen könnten.

«In den vergangenen fünf Kriegsmonaten hat das Büro zahlreiche Vorfälle registriert, die auf Kriegsverbrechen der israelischen Streitkräfte hindeuten, sowie Hinweise darauf, dass die israelischen Streitkräfte wahllos oder unverhältnismässig gezielt haben und damit gegen das humanitäre Völkerrecht verstossen», sagte Türk. Das Blockieren von Hilfslieferungen und damit der Einsatz von Hunger als Kriegsmethode könnten, wenn sie bewusst durchgeführt werden, womöglich Kriegsverbrechen sein.

Appell an die Menschlichkeit

Türk appellierte an beide Seiten, die Menschlichkeit auch auf der anderen Seite zu erkennen. «Es sind Menschen – Palästinenser und Israelis – die auf grausame Weise geschädigt werden», sagte er.

Die israelische Botschafterin verteidigte das Vorgehen Israels. Ihr Land sei im Krieg gegen eine Terrororganisation. Das Schlachtfeld in Gaza habe die Hamas kreiert. Weil die Kämpfer sich hinter Zivilisten versteckten, habe Israel keine andere Wahl, als dort anzugreifen. Israel setze alles daran, das humanitäre Völkerrecht einzuhalten, etwa durch Warnungen vor Luftschlägen an die Bevölkerung.

Der palästinensische Botschafter sagte, Kinder und Frauen, die verzweifelt anstünden, um etwas zu Essen zu bekommen, würden bombardiert. Er warf Israel Genozid vor. Er verurteilte die Anschläge vom 7. Oktober. Die Zeitrechnung habe aber nicht am 7. Oktober begonnen. Israel unterdrücke die Palästinenser seit Jahrzehnten.

Die Diplomaten aus Dutzenden Ländern im Saal zeigten keine Reaktion auf den Redebeitrag der israelischen Botschafterin, die mit zwei freigelassenen Geiseln im Saal des UN-Menschenrechtsrats war. Nach der Rede des palästinensischen Vertreters gab es dagegen lang anhaltenden Applaus.

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