UN-Berichte bemängeln häufige Nicht-Auszahlung von Löhnen an Gastarbeiter in Katar

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Qatar,

Nicht einmal drei Wochen vor der Fussball-Weltmeisterschaft in Katar hat die Internationale Arbeitsorganisation der UNO (ILO) ein Schlaglicht auf Missstände im Umgang mit Gastarbeitern in dem Emirat geworfen.

Gastarbeiter in Katar
Gastarbeiter in Katar - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Arbeitsmigranten in WM-Gastgeberland bekamen vor Gericht in meisten Fällen Recht.

Laut zwei am Dienstag veröffentlichten ILO-Berichten gibt es eine wachsende Zahl an Beschwerden von Gastarbeitern in Katar, insbesondere wegen nicht bezahlter Löhne. Die Veröffentlichung der Berichte fiel mit dem Katar-Besuch von Bundesinnenministerin Nancy Faeser und DFB-Chef Bernd Neuendorf zusammen.

Die Zahl habe sich nach dem Start einer Online-Beschwerdeplattform mehr als verdoppelt, heisst es in den ILO-Berichten. Von Oktober 2021 bis Oktober 2022 wurden demnach 34.425 Beschweren eingereicht. «Die Hauptgründe der Beschwerden betreffen die Nicht-Zahlung von Löhnen und Abfindungen nach Ende eines Arbeitsverhältnisses sowie die Nichtgewährung oder Auszahlung von Urlaub», erklärte die UN-Arbeitsorganisation.

Rund 10.500 Beschwerden von Gastarbeitern landeten den Berichten zufolge vor Gericht und in 84 Prozent der Fälle bekamen die Arbeitnehmer Recht. Bis Juli 2022 wurden demnach zur Entschädigung von mehr als 37.000 Arbeitern 582,4 Millionen katarische Rial (160 Millionen Euro) ausgezahlt. Bis Ende September sei die Summe auf fast 1,166 Millionen katarische Rial angewachsen.

«Das zeigt das Ausmass des Problems nicht gezahlter Löhne», erklärte die ILO. Katar habe mit «bedeutenden» Reformen «die Arbeits- und Lebensbedingungen hunderttausender Arbeiter verbessert», müsse aber «weiter am vollen Respekt internationaler Arbeitsnormen arbeiten». Die Möglichkeiten für Arbeiter, Beschwerden einzulegen und ihre Löhne einzufordern, müssten ausgeweitet werden. Ausserdem müsse der Wechsel der Arbeitsstelle erleichtert werden.

Katar war 2010 für die Ausrichtung der Fussball-WM 2022 ausgewählt worden. Seitdem übten internationale Arbeitnehmerorganisationen und Menschenrechtsaktivisten regelmässig Kritik an Menschenrechtsverstössen in dem Emirat, insbesondere an der Unterdrückung von Frauen und sexueller Minderheiten sowie am Umgang mit Arbeitsmigranten aus Asien und Afrika in den Bereichen Bau, Sicherheit, Gastgewerbe und Hausarbeit. Angesichts des internationalen Drucks beschloss das WM-Gastgeberland zwischen 2018 und 2020 Reformen des Arbeitsmarktes.

Von den 1036 Gastarbeitern, die die ILO im Mai und Juni für ihren Bericht befragte, bestätigten 86 Prozent einen positiven Effekt der Reformen. So profitierten laut ILO von dem im März 2021 eingeführten Mindestlohn mehr als 280.000 Arbeitskräfte und damit rund 13 Prozent aller Arbeitskräfte in Katars Privatwirtschaft.

Die ILO-Berichte wiesen ausserdem auf Fortschritte bei der Vermeidung hitzebedingter Probleme von Arbeitskräften hin. Nach der Einführung neuer diesbezüglicher Regeln seien diesen Sommer in vier Kliniken für Gastarbeiter 351 Betroffene behandelt worden. 2021 waren es laut ILO noch 620 Gastarbeiter gewesen und 2020 sogar 1520. Zu Todesfällen von Gastarbeitern auf katarischen WM-Baustellen machten die ILO-Berichte allerdings keine Angaben.

Innenministerin Faeser hatte am Montag zum Auftakt ihrer Katar-Reise Vertreter von Gewerkschaften und der ILO getroffen. Auf dem Programm ihrer zweitägigen Reise standen auch ein Treffen mit Ministerpräsident Chalid bin Chalifa bin Abdulasis Al-Thani sowie Fifa-Präsident Gianni Infantino.

Vor ihrer Abreise hatte die auch für Sport zuständige Bundesinnenministerin dem ARD-Magazin «Monitor» mit Blick auf das WM-Gastgeberland und die dortige Menschenrechtslage gesagt, es wäre besser, «dass das nicht in solche Staaten vergeben wird». Katar bestellte daraufhin am Freitag den deutschen Botschafter ein. Am Samstag wiesen die Golf-Monarchien in einer gemeinsamen Erklärung Faesers Äusserungen als «Einmischung in die inneren Angelegenheiten» Katars zurück.

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