FDP-Ständerat Philipp Müller sagt, in der FDP gebe es viel zu wenig Frauen. Im Hinblick auf die Nationalratswahlen 2019 fordert der Ex-FDP-Chef im Nau-Interview Top-Listenplätze für das starke Geschlecht.
Der langjährige FDP-Präsident Philipp Müller fordert von seiner Partei gezielte Frauenförderung.
Der langjährige FDP-Präsident Philipp Müller fordert von seiner Partei gezielte Frauenförderung. - Nau
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Das Wichtigste in Kürze

  • Ex-Parteipräsident Philipp Müller ortet in der FDP einen «akuten Frauenmamgel».
  • Um das Problem zu beheben, müsse seine Partei bei Wahlen Frauen bezüglich der besten Listenplätze bevorzugen.
  • Mit Petra Gössi an der Spitze soll die FDP «unbedingt» gezielt Frauen ansprechen, fordert der Aargauer Ständerat.

Diese Woche entscheidet die zuständige Kommission des Ständerats über eine Frauenquote für Bundesrat und Bundesgericht (Nau berichtete).

Mitentscheiden über die Initiative von FDP-Mann Raphaël Comte wird auch der langjährige FDP-Präsident Philipp Müller. Im Interview erklärt der Aargauer, warum er Quoten ablehnt, Frauen in der Politik aber trotzdem gefördert werden müssen.

Herr Müller, diese Woche entscheidet die Staatspolitische Kommission über eine Frauenquote in Bundesrat und Bundesgericht. Was sagen Sie zur Initiative Ihres Parteikollegen?
Philipp Müller:
Ich werde den Vorstoss ablehnen, weil ich mich grundsätzlich gegen Quoten einsetze. Solche gehören schon gar nicht in die Verfassung. Dennoch spricht mein Kollege ein real existierendes Problem an.

Wie meinen Sie das?
Ich kann nur für meine Partei sprechen. Und hier stelle ich fest: Wir haben gerade mal eine Frau im Ständerat und sieben im Nationalrat. Das ist zu wenig, die FDP hat heute einen akuten Frauenmangel. Bereits als Ortspräsident der FDP Reinach hatte ich unglaublich grosse Mühe, genügend Frauen für Wahlen zu finden. Sie trauen sich Aufgaben in der Politik – fast immer zu Unrecht – einfach zu wenig zu.

Im Frühling 2016 übergab Philipp Müller die Führung der FDP an Petra Gössi.
Im Frühling 2016 übergab Philipp Müller die Führung der FDP an Petra Gössi. - Keystone

Da würde doch eine sehr weiche Quote helfen.
Das Problem liegt nicht auf Stufe Bundesrat. Wäre Karin Keller-Sutter anstelle von Johann Schneider-Ammann gewählt worden, wäre das Verhältnis 5 zu 2 gewesen. Mit starren Regelungen riskieren wir, irgendwann keine genügende Auswahl mehr an geeigneten Bundesratskandidaten zu haben. Liberale Frauen wollen keine Quoten, sondern gleiche Chancen.

Die haben Sie doch heute schon!
In der Theorie schon. Wenn wir aber keine Frauen in den lokalen, regionalen und kantonalen Ämtern haben, bringen wir auch keine ins Bundesparlament und erst recht nicht in den Bundesrat. Da helfen Bundesratsquoten auch nichts. Wir müssen aber das Thema von unten her angehen. Das fängt bei den Gemeindebehörden an und setzt sich in den kantonalen Parlamenten fort.

Wie lautet ihr Lösungsvorschlag?
Wir müssen noch mehr Überzeugungsarbeit leisten und darauf hinweisen, dass noch nie fertige Politiker und Politikerinnen vom Himmel gefallen sind. Man lernt es eben im Amt. Und bei den Nationalratswahlen 2019 sollte die FDP gezielt Frauen auf gute Listenplätze setzen. Dann regelt sich auch die Geschlechterthematik im Bundesrat ganz bald ganz von alleine.

Soll also die FDP im nächsten Wahlkampf ganz gezielt Frauen ansprechen?
Unbedingt! Das ist ein grosses Wählerpotential für eine bürgerliche Partei. Die meisten Frauen sind nicht politisch links stehend. Und dieses Wählersegment kann die FDP abholen. Wir sind als liberale Partei mit einer jungen Power-Frau an der Spitze dafür prädestiniert! Die SVP würde sich mit dem von ihnen propagierten Rollenbild unglaubwürdig machen und die CVP steht stark für das traditionelle Familienmodell.

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