Autofahrer Erol wurde an Langstrasse schon viermal geblitzt
Die automatische Kamera an der Zürcher Langstrasse ist ein Goldesel: In nur einem Monat wurden 17'000 Bussen ausgestellt. Ein Fahrer wurde viermal erwischt.
Das Wichtigste in Kürze
- Seit Anfang des Jahres kontrolliert ein Blitzer das Fahrverbot an der Zürcher Langstrasse.
- Die automatische Kamera ist eine Goldgrube: 17'310 Mal wurden Verkehrssünder gebüsst.
- Bürgerliche wollten die Kamera verhindern: Ein SVP-Gemeinderat spricht von «Abzocke».
Seit dem 8. Januar 2024 kontrolliert eine automatische Kamera das Fahrverbot zwischen der Brauer- und Dienerstrasse an der Zürcher Langstrasse. Der Strassenabschnitt von rund 60 Metern Länge entpuppt sich für die Stadt Zürich als regelrechter Goldesel: Seit Inbetriebnahme der Kamera hat die Stadt hier 17'310 Verkehrsbussen verteilt und rund 1,7 Millionen Franken an Bussgeldern eingenommen.
Zwischen 05.30 und 22.00 Uhr dürfen nur noch Velofahrer, Busse und Taxis den Strassenabschnitt in beide Richtungen befahren. Das Kamerasystem erkennt die Fahrzeuge mit Ausnahmebewilligung und schickt entsprechend keine Bussen – alle anderen müssen 100 Franken zahlen.
Wie «Schweiz aktuell» berichtet, trifft die veränderte Verkehrsführung einige Fahrzeughalter besonders hart: Erol Huxa wurde seit Inbetriebnahme der Kamera schon vier Mal in flagranti erwischt, wie er vor laufender Kamera sagt. Er nervt sich, dass er für die kurze Strecke von nur 60 Metern immer wieder gebüsst wird.
SVP kritisiert Bussen «aus der warmen Amtsstube»
Wenig überraschend war das Projekt auf politischer Ebene lange umstritten: Die Bürgerlichen hatten versucht, sich gegen das Verbot zu wehren – ohne Erfolg. Im Rot-Grün dominierten Stadtzürcher Gemeinderat hatten sie keine Chance.
Für die SVP stellt dies ein Problem dar, wie Gemeinderat Derek Richter gegenüber «Schweiz aktuell» erklärt. Nicht nur das Fahrverbot an sich, sondern auch die ständige Videoüberwachung sorgt bei der Volkspartei für Sorgenfalten.
«Wir haben verlangt, dass die Polizei vor Ort sporadische Kontrollen macht – das wurde natürlich abgelehnt. Man will lieber von der warmen Amtsstube aus Bussen verteilen, das ist wunderbar bequem. Es ist Abzocke, nennen wir es beim Wort!»
Fahrverbot müsse durchgesetzt werden
Andere Töne stimmt das städtische Verkehrsdepartement an. Die automatische Kamera sei keineswegs Abzocke – dass eine neue Regelung zu vielen Bussen führe, sei völlig normal: «Wenn man ein neues Verkehrsregime einrichtet, fahren zu Beginn noch viele Leute falsch und werden gebüsst», erklärt Mediensprecher Mathias Ninck.
Das Fahrverbot an der Langstrasse sei politisch gewollt, betont er: «Die Befreiung der Langstrasse vom Durchgangsverkehr ist ein politisches Projekt. Da gehört auch dazu, dass man es durchsetzt.»