Lehrplan-Initiative: Berner Professor verlangt Mitspracherecht
Das Wichtigste in Kürze
- Die Initiative «Lehrpläne vors Volk» verlangt demokratisches Mitspracherecht bei Lehrplänen für Volksschulen.
- Künftig soll das Volk bei Lehrplänen mitentscheiden und der Erlass bei Regierungs- und Grossrat liegen.
- Bis jetzt oblag die abschliessende Entscheidung beim Erziehungsdirektor des Kantons.
Die Initiative «Für demokratische Mitsprache – Lehrpläne vors Volk» fordert, dass das Berner Stimmvolk künftig bei Lehrplänen der Volksschulen mitentscheiden darf. Bisher wurden Lehrpläne von einem Fachkomitee mit der Erziehungsdirektion ausgearbeitet, das Schlusswort hatte der Erziehungsdirektor. Wird die Initiative am 4. März angenommen, fallen der Erlass und die Einführung von Lehrplänen in die Zuständigkeit des Regierungsrates und des Grossen Rates.
Walter Herzog, emeritierter Professor für Pädagogische Psychologie, befürwortet die Initiative. Er sagt, dass unsere Schulen öffentlich seien, und er deshalb der Meinung sei, dass auch das Volk bei den Lehrplänen mitreden dürfe. Nur im Kanton Bern sei es so, dass faktisch der Erziehungsdirektor im Alleingang über neue Lehrpläne entscheiden dürfe. Herzog: «Ich finde dies nicht richtig.»
Lehrplan 21 auf Gratwanderung
Bei einer Annahme müsste der Grosse Rat nachträglich über den bereits eingeführten Lehrplan 21 des Kanton Berns entscheiden. Gegner befürchten, dass dies zu grossen Unklarheiten, Willkür und Interessenspolitik in der Bildung führen würde. Volksschulen brauchen Stabilität und Verlässlichkeit.
Befürworter der Initiative fordern jedoch, dass Kritik und Anregungen aus der Bevölkerung einbezogen werden und somit Direktbetroffene an der Basis mitentscheiden können. Dies würde einen breiten Erfahrungsschatz in die Bildung bringen.
Welche Argumente die Gegner der Initiative «Für demokratische Mitsprache – Lehrpläne vors Volk» haben, erfahren Sie morgen im Nau-Interview mit Regierungsrat Bernhard Pulver.