Stadt Bern kämpft gegen Hasskommentare auf Twitter
Derzeit finden in Bern die «EuroGames» statt – ein queerer Sportanlass. Auf Twitter kämpft die Stadt deshalb gegen Hass und Hetze. Sie schliesst die Kommentare.
Das Wichtigste in Kürze
- Von Mittwoch bis Samstag finden in Bern die «EuroGames» statt – ein queerer Sportanlass.
- Die Stadt Bern setzt sich damit für Gleichstellung und Inklusion von LGBTIQ-Personen ein.
- Passend zum Thema ist die Altstadt in Regenbogenfarben gehüllt: Das sorgt auch für Ärger.
Seit 1992 werden jedes Jahr die sogenannten «EuroGames» ausgetragen: Die – gemäss Website – erste Multisportveranstaltung im Zeichen von Vielfalt und Inklusion findet heuer in Bern statt. Pünktlich zum Auftakt der Sportveranstaltung am Mittwoch erstrahlt die Altstadt in Regenbogenfarben.
Auf Twitter sorgt die bunte Beflaggung für rote Köpfe: Wegen Hasspostings muss die Stadt schon nach kurzer Zeit die Kommentarspalte schliessen. Die Rede ist von «diversen Verstössen» gegen die Verhaltensregeln für eine respektvolle Kommunikation im Internet.
Auf Anfrage von Nau.ch erklärt der Informationsdienst der Stadt Bern, dass Hasskommentare im Internet bedauerlicherweise keinesfalls eine Neuheit darstellen: «Ähnliche Reaktionen gab es beispielsweise bereits im Mai 2023.» Damals hatte die Stadt die Kampagne «Bern schaut hin – gemeinsam gegen Sexismus und Queerfeindlichkeit» lanciert.
Diskriminierende und beleidigende Aussagen
«Grundsätzlich entsprechen die Debatten in den sozialen Medien denjenigen, welche auch im breiten öffentlichen Diskurs zunehmend hitzig geführt werden.» Als konkrete Beispiele nennt der Informationsdienst unter anderem diskriminierende und beleidigende Aussagen.
Andere Tweets enthielten pornografische Bilder oder Falschinformationen – insbesondere Vergleiche mit dem Nationalsozialismus oder die Verunglimpfung von Homosexuellen als Pädophile. Überdies habe man vereinzelte Aufrufe zu Störaktionen beobachtet, so der Informationsdienst.
Kontroverse Debatte ist erwünscht
Prinzipiell begrüsse die Stadt Bern einen kritischen Diskurs – auch kontroverse Meinungen seien erwünscht. Gleichzeitig müsse jedoch sichergestellt werden, dass die Debatte in gegenseitigem Respekt geführt werde.
«Eine Vielzahl der Reaktionen stand im Einklang mit unserer Netiquette. Darunter fanden sich auch Tweets, welche die Präsenz der Fahnen oder die Sinnhaftigkeit eines queeren Sportanlasses kritisch hinterfragen.» Die Diskussion um diese Fragen sei legitim und durchaus im Sinne des Anlasses.
Auf Twitter habe die Anzahl grober Grenzüberschreitungen innert kurzer Zeit ein Ausmass angenommen, welches eine sinnvolle Moderation verunmögliche. Auf Instagram und Facebook bleibe die Kommentarfunktion hingegen «bis auf Weiteres» aktiv, erklärt die Stadt.
«EuroGames 2023» sollen Diskriminierung und Gewalt vorbeugen
Die Stadt erklärt auf Anfrage, dass Bern im Jahr 2018 dem sogenannten «Rainbow Cities Network» beigetreten war: Ein Zusammenschluss verschiedener, mehrheitlich europäischer Städte, die sich dazu verpflichtet haben, Gleichstellung und Inklusion von LGBTIQ-Personen zu fördern.
Folglich stellten die «EuroGames 2023» und die «BernPride 2023» eine ideale Gelegenheit dar, um die Sichtbarkeit der LGBTIQ-Community zu verbessern. Überdies wolle man die Bundesstadt als weltoffene Sportstadt positionieren, wie der Informationsdienst erklärt: «Für die Stadt sind die ‹EuroGames› der erste grosse LGBTIQ-Anlass mit internationaler Ausstrahlung.»
Der Informationsdienst betont: «Der Abbau von Diskriminierung und Gewalt aufgrund der sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität ist dem Gemeinderat ein wichtiges Anliegen.» Die umfassende Information und die damit einhergehende Sensibilisierung bilde einen wichtigen Schritt in auf dem Weg in Richtung Gleichstellung.
Sichtbarkeit und Sensibilisierung
«Die ‹EuroGames› und die ‹BernPride› sind dazu geeignet, die Diskussion rund um Fragen der Gleichstellung von LGBTIQ-Menschen zu fördern.» Auch in der Schweiz erlebten Menschen aus dieser Gemeinschaft Gewalt und Diskriminierung, so die Erklärung der Stadt. Der Gemeinderat unterstützt die Veranstaltung mit einem Beitrag von 40'000 Franken und einer Gebührenbefreiung in Höhe von rund 345'000 Franken.
Abschliessend bleibt festzuhalten, dass über Sinn und Unsinn einer queeren Sportveranstaltung zweifelsohne diskutiert werden darf. Dennoch sollten sich alle Beteiligten stets gegenseitig respektvoll verhalten – innerhalb und ausserhalb der Kommentarspalten im Internet.