Zürcher Weinländer kritisieren Windkraft-Pläne des Kantons

Zürcher Weinland-Bewohner protestieren gegen geplante Windkraftanlagen.

Zürcher Weinland
Blick auf das Zürcher Weinland. - keystone

Der Grüne Baudirektor Martin Neukom ist am Samstag im Zürcher Weinland im Gegenwind gestanden: Er musste von der Bevölkerung viel Kritik einstecken, weil der Grossteil der im Kanton geplanten Windräder in dieser Region gebaut werden soll.

«Wir finden, wir müssen für den Kanton Zürich nicht noch mehr Lasten tragen», sagte eine Teilnehmerin stellvertretend für viele andere der rund 200 Anwesenden in Henggart. Es gebe bereits den Ausbau der Autobahn, eine geplante Deponie und die Nordanflüge. «Wir haben unseren Beitrag bereits geleistet.»

Viele der Anwesenden forderten ebenfalls, dass der Kanton bei der Auswahl der möglichen Standorte noch einmal über die Bücher gehe. «Für wenig Stromertrag würde unsere schöne Landschaft zerstört», sagte ein anderer Teilnehmer.

Bedenken wegen Umweltauswirkungen

Andere Ängste, die an diesem Anlass zur Sprache kamen, waren die tödlichen Auswirkungen auf Vögel, die möglichen Folgen für das Grundwasser wegen des Betonsockels und die sinkenden Hauspreise, weil die Aussicht durch Windräder gestört würde.

Neukom räumte ein, dass die Fragen und die Kritik an diesem Vormittag fordernd seien. Und er zeigte ein Stück weit Verständnis für die «Nicht schon wieder wir»-Haltung im Zürcher Weinland. Er selber findet die Häufung der geplanten Projekte auch schwierig.

Verteilung der Windräder auf Kantonsgebiet problematisch

«Politisch wäre es einfacher, wenn die Anlagen besser auf Kantonsgebiet verteilt wären.» Jetzt sehe es tatsächlich so aus, als ob die Goldküste geschont werde. Dies sei aber nicht anders möglich.

An der Goldküste und im Oberland seien Windräder leider kaum möglich. Hauptgrund dafür ist, dass Windräder die Radaranlagen des Flughafens in Kloten und des Flugplatzes in Dübendorf stören würden. An der Goldküste gebe es zudem Probleme wegen der Flugrouten.

Baudirektor appelliert an Bürger: Weg von «Wir sind die Ärmsten»-Haltung

Neukom appellierte an die Teilnehmenden, von der «Wir sind die Ärmsten»-Haltung wegzukommen. «Ja, Sie werden die Windräder hören», sagte der Winterthurer. «Aber wenn Sie diese hören, sind Sie privilegiert. Denn ich habe Strassenlärm». Wer besonders benachteiligt sei, sei immer schwierig zu beantworten.

Die Baudirektion erachtet 20 Gebiete im Kanton als «sehr geeignet» für Windkraftanlagen. Davon sind elf im Weinland und bei Winterthur. Auf dem Stammerberg beispielsweise wären bis zu acht Windräder mit einer Höhe von 220 Metern und einer Spannweite von 160 Metern möglich. Zum Vergleich: Der Prime Tower ist «nur» 126 Meter hoch.

Neues Vernehmlassungsverfahren zur Beschleunigung der Planung

Um die Planung der Windanlagen zu beschleunigen, schlägt der Regierungsrat zudem ein neues Vernehmlassungsverfahren vor. Wie beim Bau von Strassen oder Deponien, die ebenfalls niemand vor seiner Haustüre will, sollen dabei einzelne Schritte weggelassen werden.

Entscheide der Gemeinden können dabei vom Kanton übersteuert werden. Ein Teilnehmer fasste es folgendermassen zusammen: «Wir können mitreden, aber nicht mitentscheiden». Weitere Diskussionsanlässe finden in nächster Zeit im Oberland und im Knonaueramt statt. Diese Regionen sind aber deutlich weniger von den Plänen des Kantons betroffen.

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Kommentare

User #5198 (nicht angemeldet)

Der Lärm dieser Anlagen kann das Eigentum wertlos machen, wenn es zu nah gebaut ist. Des Weiteren ist es der ach so schönen Umwelt nicht zur Liebe sondern im Gegenteil die Friedhöfe der Rotorblätter mehren sich und keiner weiss wohin damit. Deutschland ist das beste Beispiel und mal abgesehen von den tausenden Vögeln die ihre Leben lassen wegen solchen Taugenichtsanlagen und der Engerie die zur Herstellung benötigt wird. Es braucht tausende Windkraftwerke um ein Kernkraftwerk zu ersetzen und der Schaden ist viel grösser und der Strom um Welten teurer. Mal ganz abgesehen von der Abnutzung der Anlage, die nur dann Strom produziert, wenn es subventionierte Tarife sind und ansonsten schaltet die Anlage automatisch in den Standbymodus (Leerlauf), weil die Abnutzung wohlmöglich teurer ist als der Tarif den sie dafür erhalten und sie wollen ja fett Gewinn machen und in zehn Jahren soll das Kraftwerk das Eigentum der Investoren sein also alles was nichts in die Kasse spült wird sozusagen ausgeschaltet. Sie laufen nach gewisser Stromproduktion und prodzieren nichts und die Vögel kommen aber auch dann um. Von Umweltschutz keine Spur sondern es ist ein reines Kapitalgeschäft.

User #5360 (nicht angemeldet)

Eine der letzten wunderbaren Gegenden der Schweiz, unser schönes Züri Wyland, sollte nicht durch Windräder verunstaltet werden.

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