Freihandel Mercosur: Schweizer Tierschutz sauer
Im Mai reiste Bundesrat Schneider-Ammann mit einer Delegation nach Südamerika. Er will ein Freihandelsabkommen. Das passt dem Schweizer Tierschutz gar nicht.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Schweizer Tierschutz kritisiert die Mercosur-Reise von Bundesrat Schneider-Ammann.
- Er erinnert an die schlechten Zustände auf südamerikanischen Schlachthöfen.
Beim Stichwort Freihandel wird es Bundesrat Johann Schneider-Ammann warm ums Herz. Darum verhandelt er über ein Freihandelsabkommen mit den Mercosur-Staaten. Um die Wirtschaft zu überzeugen, reiste er Anfang Mai mit einer Delegation nach Südamerika.
Dafür gibt es scharfe Kritik vom Tierschutz. «Viele sind Bundesrat Schneider-Ammanns Lockruf des Geldes nach Südamerika gefolgt», schreibt Geschäftsführer Hansuli Huber in einem Leserbrief an die Agrarpresse, den die «Bauernzeitung» publiziert hat. «Das Coaching und Team-Building waren erfolgreich, indem das von den offiziellen Stellen ausgewählte Vorgezeigte allseits Lob fand.»
Sein Ärger richtet sich hauptsächlich an die Vertreter der Landwirtschaft, die an der Promo-Tour teilgenommen haben. «Selbst mitreisende Bauernvertreter sahen in den voraussichtlich tausenden von Tonnen an zusätzlichen Geflügel-, Rind- und Pferdefleischimporten nur mehr eine Petitesse.»
«Faktisch nicht existierender Tierschutz»
Was ihn besonders nervt: «Kein Wort von den dortigen brutalen Naturzerstörungen für Futtermittel-Monokulturen, dem faktisch nicht existierenden Tierschutz, dem extremen Einsatz von Antibiotika und Glyphosat und den Fleischskandalen und Hygienemängeln in Brasilien.»
Wie schlecht Tiere in Südamerika gehalten werden, zeigten diese Woche Videoaufnahmen des Tierschutzbunds Zürich. Abgemagerte, lahmende Pferde und offene Wunden sind noch die weniger krassen Beispiele. Auch mit der Umwelt geht man in Südamerika oft nicht zimperlich um. Alleine zwischen 2000 und 2010 wurden 24 Millionen Hektar Land in Ackerfläche umgewandelt. Das entspricht sechsmal der Fläche der Schweiz. Häufig wird Soja angebaut, das als Tierfutter in die ganze Welt verschifft wird.
«Mich erinnert das Ganze etwas an jene westeuropäischen Intellektuellen, die bis in die 1950er Jahre zu Stalins Diktatur pilgerten und stets lobende Worte fanden», schreibt Huber weiter. Und: «Brauchen wir tatsächlich noch mehr tierschutzwidrige Billigfleischimporte, die nur den Mehrkonsum anregen?», fragt der Tierschützer rhetorisch.
Für ihn ist der Fall klar: «Unser Gras- und Weideland böte beste Voraussetzungen für eine naturnahe Rinder-Weidehaltung. Diese wäre x-mal ressourcen- und umweltschonender als die kraftfutterbasierte Intensivmast in den südamerikanischen Feedlots.»