Google gibt Ausblick auf Zukunft mit perfekt sprechenden Computern
Ein Computer, der am Telefon nicht von einem Menschen zu unterscheiden ist, zeigt besonders eindrucksvoll Googles Stärke bei künstlicher Intelligenz. Lernende Maschinen sollen aber auch Fotos bearbeiten, E-Mails formulieren - und Kindern Manieren beibringen.
Das Wichtigste in Kürze
- Bei der Eröffnung der Entwicklerkonferenz I/O stand Googles Assistant im Fokus.
- Der digitale Helfer soll mit einer Technologie namens Google Duplex erweitert werden.
- Diese ermöglicht automatische Telefonanrufe, die nicht von Menschen zu unterscheiden sind.
Das Gespräch klang wie ein ganz gewöhnlicher Anruf in einem Restaurant. «Hi, ähm, ich möchte einen Tisch für Mittwoch, den 7. reservieren.» Doch: Da rief kein Mensch in dem Lokal an, sondern der Google Assistant, die sprechende Software des Internet-Konzerns. Es folgte, wie so oft in solchen Fällen, ein Missverständnis. «Für sieben Personen?», fragte die Mitarbeiterin zurück. «Ummm, für vier Personen», korrigierte das Programm.
Premiere für die Menschheit
Die Demonstration zum Auftakt der Entwicklerkonferenz Google I/O war eine Premiere für die Menschheit: Eine Maschine, die nicht nur makellos eine Unterhaltung führen kann, sondern mit ihrer vom Computer generierten Stimme von einem Menschen nicht zu unterscheiden ist. Die Pausen und «ähms» und «ums» liessen den Assistant sogar noch menschlicher klingen als selbst die erfundenen Computer-Assistenten in Filmen.
To personalize your #GoogleAssistant even further, we've used AI to create six new voices that will start rolling out today—with familiar voices coming later this year → https://t.co/SXa4jo5Rw0 #io18 pic.twitter.com/ouDDoyZuSW
— Google (@Google) May 8, 2018
Denn die Google-Software imitierte perfekt die Art, wie wir sprechen. «Uhum», quittierte der Assistant lässig in einem zweiten Anruf, als die Mitarbeiterin eines Friseursalons um eine Sekunde Geduld bat, während sie ins den Terminkalender schaut. Wenn schon etwas die Software vom Menschen unterschied, dann höchstens die Geduld, mit der sie sich auch durch ein nicht glatt laufendes Gespräch arbeitete.
Nicht von Menschen zu unterscheiden
An dieser Technologie mit dem Namen Google Duplex arbeite Google bereits seit Jahren, sagte Google-Chef Sundar Pichai. Man wolle sie aber «richtig hinbekommen», bevor sie für die Nutzer verfügbar sein werde, schränkte er ein. Einen konkreten Starttermin gab es daher nicht. Aber die Konsequenzen sind klar: Wir werden es in absehbarer Zukunft mit Maschinen zu tun haben, die am Telefon nicht von Menschen zu unterscheiden sind.
Damit kündigen sich neue Fragen an. Sollten Computer verpflichtet werden, sich als solche zu erkennen zu geben? Was bedeutet das für Medien wie das Radio? Und wenn irgendwann an beiden Enden der Telefonleitung solche Computer-Assistenten aufeinandertreffen, sollten sie einfach die Sprache ablegen und die Daten non-verbal austauschen?
Google Duplex war das aufsehenerregendste Beispiel für den Einsatz künstlicher Intelligenz bei Google, die auch automatisch Fotos bearbeitet, Sätze in E-Mails vorschlägt oder durch ein smartes App-Management die Laufzeit von Smartphone-Batterien verlängert.
Kindern Manieren beibringen
In einer weiteren Reaktion auf jüngste öffentliche Debatten lässt Google seinen Assistenten auch Kindern Manieren beibringen. Bei Eltern geht nämlich die Sorge um, dass ihre Sprösslinge sich einen rüden Umgangston angewöhnen, weil die digitalen Helfer wie Googles Assistant, Amazons Alexa oder Apples Siri sich beliebig herumkommandieren lassen. Die Google-Software wird nun die Kinder loben, wenn sie höflich «bitte» sagen.