So haben sich deutsche Autobauer abgesprochen
Jahrelang haben sich deutsche Autobauer abgesprochen. Nicht nur bei Diesel-Fahrzeugen, sondern auch bei Benzinern. Auf Kosten unserer Gesundheit.
Das Wichtigste in Kürze
- Zwischen Daimler, VW, BMW, Audi und Porsche gab es jahrelang Absprachen.
- Betroffen waren Benzin- wie auch Dieselfahrzeuge.
Wie Wettbewerb funktioniert, zeigen Samsung und Apple. Die beiden Tech-Konzerne gönnen sich nichts. Gucken einander ab, entwickeln weiter. So werden Smartphone immer schneller, immer besser.
Nicht ganz funktioniert der Wettbewerb in der Autobranche. Denn offenbar gab es ein Kartell zwischen Daimler, Volkswagen, BMW, Audi und Porsche. Dies zeigen Ermittlungen der EU-Wettbewerbskommission, über welche der «Spiegel» zuerst berichtet hat.
Bei Hausdurchsuchungen und von den Autokonzernen zur Verfügung gestellten Informationen gab es viele Hinweise auf Absprachen bei Benzin-Motoren. Ein Protokoll zeigt: 2009 haben die deutschen Autobauer gemeinsam entschieden, dass «der Einsatz eines Partikelfilters beim Ottomotor unbedingt vermieden werden sollte». Diese «kostenintensive» Massnahme war den Firmen ein Dorn im Auge.
Gemeinsam in Brüssel
Gemeinsam haben die Konkurrenten zudem beschlossen, in Brüssel zu lobbyieren, um schärfere Grenzwerte für den Ausstoss von Partikeln bei Ottomotoren möglichst lange zu verzögern. Mit grossem Erfolg. Erst mit der im September 2018 in Kraft tretenden Abgasnorm müssen Benzin-Direkteinspritzer mit einem Partikelfilter ausgestattet sein. Die Firmen wollten sich wegen der laufenden Untersuchung dazu nicht äussern.
Die Autoindustrie hat auf Kosten unserer Gesundheit Millionen gemacht. Ohne Filter blasen einige moderne Benzinmotoren Feinstaub in die Luft, der als äusserst gesundheitsgefährdend eingestuft wird. Die Partikel können gar zu Lungenkrebs führen. Partikelfilter sind bei Diesel-Autos seit über einem Jahrzehnt Pflicht.
Schon ein Jahr zuvor hatte der «Spiegel» über das Auto-Kartell geschrieben. Damals ging es um Dieselmotoren. Konkret haben die Firmen entschlossen, die Grösse des AdBlue-Tanks zu beschränken. Lieber wollten sie den Platz für teure Lautsprecher oder Stauraum verwenden.
Abgas-Reinigung ohne Funktion
Die Konsequenz: Die Mini-Tanks fassten zu wenig Harnstoff, um die Diesel-Abgase zu reinigen. Weiter kam aus, dass sich die Autobauer gemeinsam entschieden, bei welcher Höchstgeschwindigkeit das Dach eines Cabrios geöffnet werden kann.
Die Branche hat kalte Füsse bekommen. Daimler hat vor vier Jahren Selbstanzeige bei Kartellamt eingereicht. Und damit die Untersuchung in Gang gesetzt. Als Kronzeuge könnte der Mercedes-Hersteller straffrei davonkommen.
Nur: Kooperationspartner BMW hat davon erst letztes Jahr aus den Medien erfahren. Das trübte die Stimmung in Bayern: «Das Vertrauen ist total beschädigt», jammerte ein Firmen-Insider. Dafür dürfte damit der Konkurrenzkampf wieder entfacht worden sein.