VW kann keine E-Autos mehr verkaufen
Autobauer VW wird erst nächstes Jahr wieder E-Autos ausliefern können. Schuld ist ein neuer Abgastest. Und Versäumnisse der Branche.
Das Wichtigste in Kürze
- VW nimmt keine Bestellungen für Hybrid- und Erdgasautos entgegen.
- E-Autos sind erst nächstes Jahr wieder lieferbar.
An Messen präsentieren Autobauer gerne umweltfreundliche Autos. Ihnen gehört die Zukunft, heisst es immer wieder. Doch in Wahrheit haben Öko-Autos bei den meisten Marken nicht die höchste Priorität. Dies beweist diese Tage Volkswagen. Der deutsche Autobauer nimmt für Hybrid- und Erdgas-Autos keine Bestellungen mehr an.
Grund: Probleme mit den neuen Abgastests. VW muss, wie alle anderen Hersteller auch, die Fahrzeuge nach dem neuen WLTP-Standard zertifizieren lassen. Und wie andere Hersteller auch, schafft Volkswagen die Zertifizierung nicht rechtzeitig. Der Konzern muss sich darum auf die wichtigsten Modelle konzentrieren. Und die fahren nicht mit Hybrid- oder Erdgas-Motoren.
Warten müssen auch Kunden, die E-Autos von VW kaufen möchten. Zwar nimmt der grösste Autohersteller der Welt Bestellungen entgegen, doch nächste Auslieferungen dürfte es erst im kommenden Jahr geben.
Grenzwerte für Partikel
Die ganze Autobranche scheint vom neuen Abgastest überrascht worden zu sein. Die Hersteller hätten erst vor elf Monaten die Verfahrensbeschreibung erhalten, klagt der deutsche Verband der Automobilindustrie. Was dem Lobbyverband der Branche auch sauer aufstösst: Neu gelten Partikel-Grenzwerte bei Benzinmotoren. Diese führen dazu, dass viele Hersteller Fahrzeuge mit Partikelfilter ausrüsten müssen.
Nur: Wirklich Grund zum Jammern haben die Autobauer nicht. Einerseits ist seit 2007 klar, dass ein neuer Prüfzyklus kommen wird. Auch das Argument mit dem Partikelfilter ist scheinheilig. Dass Benzinmotoren mit Direkteinspritzung viel zu viel Feinstaub ausstossen, ist seit über zehn Jahren klar. Die Autobranche hat erfolgreich lobbyiert, um eine Pflicht für Partikelfilter rauszuschieben. Dass das nicht ewig so weitergehen kann, hätte den Autoherstellern sehr wohl bewusst sein müssen.