Tiefschlag für Boxverband: IOC empfiehlt Ausschluss der AIBA
Diese Botschaft löst Entsetzen im Boxverband aus: Die AIBA soll nichts mit dem Boxturnier in Tokio zu tun haben. Wird die AIBA endgültig suspendiert, muss das IOC das olympische Turnier in Tokio selbst organisieren.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat dem Boxweltverband AIBA einen Tiefschlag versetzt.
Der Verband wird suspendiert und darf weder die Qualifikation noch das olympische Turnier im nächsten Jahr in Tokio ausrichten.
Das Turnier wird jedoch wie angekündigt stattfinden. Organisatoren, Ausrichter, Kampfrichter und Ärzte sollen aber von anderen Gremien kommen. Damit gehen der AIBA auch erhebliche Einnahmen verloren. Das von IOC-Präsident Thomas Bach am Mittwoch verkündete Ergebnis einer sechsmonatigen Untersuchung ist aber noch nicht rechtskräftig. Das soll die Vollversammlung vom 24. bis 26. Juni in Lausanne beschliessen.
An der Anzahl der Boxer von insgesamt 286 Athleten werde sich ebenso wie an den acht Männer- und fünf Frauen-Kategorien in Tokio nichts ändern. Diese Entscheidungen hat das IOC auf der Grundlage des Berichts seiner Untersuchungskommission getroffen.
«Wir wollten sicherstellen, dass die Athleten ihren Traum verwirklichen und an den Olympischen Spielen teilnehmen können», sagte IOC-Präsident Thomas Bach in dem IOC-Statement und sprach zugleich von «notwendigen Konsequenzen für die AIBA».
Die vorgeschlagene Suspendierung hat Entsetzen in der Führung der AIBA ausgelöst. «Als Exekutivmitglied der AIBA sage ich: Eine Suspendierung wird von mir und sicherlich auch meinen Kollegen nicht akzeptiert», sagte Jürgen Kyas, Präsident des Deutschen Boxsport-Verbandes (DBV) und Mitglied des AIBA-Exekutivkomitees, der Deutschen Presse-Agentur. «Das werden wir uns nicht gefallen lassen. Wir haben alle Forderungen erfüllt. Weshalb werden wir ausgeschlossen? Ich höre nur nichtssagende Allgemeinplätze wie Verstoss gegen die olympische Charta und Ethikkodex. Was heisst das konkret?», schimpfte Kyas.
Die Ausrichtung der Qualifikationsturniere soll unter IOC-Richtlinien ablaufen. Für die Ausrichtung des Boxturniers in Tokio hat das IOC eine Taskforce eingesetzt. Die weltweite Qualifikation soll von Morinari Watanabe, Präsident des Internationalen Gymnastik-Verbandes, organisiert werden.
Das IOC hatte seit Monaten damit gedroht, die AIBA sowohl für das Olympia-Turnier als auch für die Qualifikation in den Monaten davor zu sperren. Das IOC bemängelte in der Vergangenheit an dem Verband die Finanzsituation, die personelle Führung des Verbandes, das Kampfrichtersystem und auch den Anti-Doping-Kampf.
Ein Ausschluss des Faustkampfes von Olympischen Spielen war jedoch nie ein Option. Boxen ist seit 1904 olympisch. Mit 203 nationalen Verbänden ist die AIBA der drittgrösste Sportverband der Welt.
In den vergangenen 18 Monaten hat die AIBA Kurskorrekturen vorgenommen. Für den umstrittenen Präsidenten Gafur Rachimow (Usbekistan), der nach Erkenntnissen des US-Finanzministeriums in kriminelle Machenschaften verwickelt sein soll, dies aber bestreitet, übernahm nach nur viermonatiger Amtszeit der marokkanische Arzt Mohamed Moustahsane die Geschäfte. Die bis zu 40 Millionen Dollar angewachsenen Schulden des Verbandes wurden bis auf 16 Millionen Dollar abgebaut.
Die internationalen Kampfrichter, die bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro durch Fehlurteile auffielen, wurden suspendiert. Die neue Mannschaft der Unparteiischen war bei Jugend-Olympia im Oktober 2018 von einer unabhängigen Kommission mit Bestnoten bewertet worden. Die Dopingkontrollen wurden vervielfacht. Dennoch sieht das IOC nicht alle Forderungen als erfüllt an.