Jetzt geht die Weltmeisterschaft für die deutschen Handballer richtig los. Gegen Ungarn geht es nicht nur um den Gruppensieg, sondern vor allem um wichtige Punkte für die Hauptrunde. Ein Akteur ist besonders heiss.
Nummer eins im deutschen Tor: Andreas Wolff. Foto: Marius Becker/dpa
Nummer eins im deutschen Tor: Andreas Wolff. Foto: Marius Becker/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Seine grosse Lust auf das spannungsgeladene Gruppenfinale der deutschen Handballer wollte Andreas Wolff auch hinter seinem Mund- und Nasenschutz nicht verbergen.
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Bei sommerlichen Temperaturen schwor der Torhüter die DHB-Auswahl vor den Pyramiden von Gizeh mit gewohnt markigen Worten auf das richtungsweisende WM-Vorrundenspiel am Dienstag (20.30 Uhr/ZDF) gegen Ungarn ein. «In meinen Augen ist das das wichtigste Spiel des gesamten Turniers, weil es die Grundlage für einen möglichen Viertelfinaleinzug bildet», sagte der 29-Jährige im Garten des deutschen Teamhotels in Ägypten. «Natürlich ist der Hunger und die Motivation gross. Jetzt geht das Turnier richtig los.»

Nach der coronabedingten Absage des zweiten WM-Spiels gegen Neuling Kap Verde, der am Montag seine Endrundenteilnahme mangels genügend gesunder Spieler offiziell zurückzog, geht die deutsche Mannschaft voller Tatendrang in das Duell mit dem EM-Neunten des Vorjahres. «Es ist das Endspiel um den Gruppensieg, in dem es um extrem wichtige Punkte geht. Es ist sehr wichtig, diese Punkte mitzunehmen», sagte Bundestrainer Alfred Gislason.

Für Rückraumspieler Paul Drux ist es «gefühlt das erste Hauptrundenspiel», nimmt die DHB-Auswahl das Ergebnis doch mit in die zweite Turnierphase. Auf wen sie dort trifft, ist noch völlig offen. Alle vier Mannschaften aus der Gruppe B - Europameister Spanien, Brasilien, Polen und Tunesien - haben noch Chancen auf das Weiterkommen. «Es scheint eine etwas andere WM werden zu können», sagte Gislason zum bisherigen Verlauf der Endrunde. «Ich werde aber mit Sicherheit nach nur einem Spiel nicht sagen, dass wir zu den Titelfavoriten zählen.»

Allzu weit in die Ferne wollte der 61 Jahre alte Isländer den Blick ohnehin nicht schweifen lassen. Der volle Fokus gilt dem Ungarn-Spiel. «Das ist eine sehr gute Mannschaft, die kaum Schwächen hat», warnte Gislason. «Da müssen wir uns weiter steigern.»

Neben einer disziplinierten und konzentrierten Abwehrleistung wird es auch ganz entscheidend auf die Torhüter ankommen. Während Johannes Bitter schon im Auftaktspiel gegen Uruguay (43:14) eine Halbzeit lang Spielpraxis sammelte, ist es für Wolff der erste Einsatz bei dieser WM. «Ich bin natürlich sehr gespannt darauf, endlich ins Turniergeschehen einzugreifen», sagte der Keeper vom polnischen Topclub Vive Kielce.

Nachdem die 1a-Lösung im deutschen Tor beim lockeren Aufgalopp pausiert hatte und das zweite Vorrundenspiel der DHB-Auswahl gegen Kap Verde nach mehreren Corona-Fällen beim Gegner abgesagt worden war, brennt Wolff auf die Partie. «Ich hoffe, dass wir als Einheit auf dem Spielfeld noch besser zusammenfinden. Der beste Weg, um eine Mannschaft zu schmieden, ist Erfolg. Wenn wir die Spiele gewinnen, dann wird das Teamfeeling automatisch besser, und darauf setzen wir natürlich», sagte er und fügte zuversichtlich hinzu: «Ich denke, dass wir eine sehr starke Mannschaft haben, die Ungarn einen sehr, sehr starken Fight liefern wird und kann. Und ich hoffe, dass das bessere Ende dann auf unserer Seite ist.»

Angst vor einer möglichen Corona-Infektion haben die deutschen Spieler nicht, obwohl die Ungarn am vergangenen Freitag im Spiel gegen Kap Verde (34:27) direkten Kontakt mit zwei infizierten Spielern der Afrikaner hatten. «Das Team geht da relativ entspannt ran und mit einem guten Gefühl in das Spiel», versicherte Drux.

Zumal sich das Corona-Risiko für die deutschen Handballer nach Ansicht des Hygiene-Experten Florian Kainzinger auf dem Parkett in Grenzen hält. «Generell würde ich sagen, dass bei der Sportausübung eine geringere Gefahr der Ansteckung besteht», sagte er der ARD. Auch Bob Hanning sieht keinen Grund zur Beunruhigung oder gar für einen WM-Abbruch. «Es sieht momentan nicht danach aus, dass wir einen Einbruch in die WM-Blase haben. Wir fühlen uns hier absolut sicher und gut aufgehoben», sagte der Vizepräsident des Deutschen Handballbundes.

Dazu trägt auch bei, dass die Bedingungen vor Ort deutlich besser geworden sind. «Hier ist alles sehr professionell aufgezogen, es gibt nichts zu beanstanden», lobte Wolff. «Wir reden nicht über Corona und machen uns auch keine Gedanken darüber. Der Fokus liegt auf den sportlichen Aspekten.»

Die anfänglichen Missstände in den Teamhotels seien «sehr schnell» korrigiert worden, berichtete Gislason. «Es gibt kein Schlange stehen am Büffet mehr. Jede Mannschaft hat jetzt auch einen eigenen Raum zum Essen.» Er hofft deshalb auf ein schnelles Ende der Corona-Diskussionen. «Ich möchte mich hier nur auf den Handball konzentrieren. Das war bisher nicht möglich», sagte der Bundestrainer und fügte hinzu: «Das Thema nervt.»

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