Déjà-vu für DFB-Team: Nigeria weckt positive Erinnerungen
Nigeria ist ein starker Gegner im WM-Achtelfinale. Bei Spielführerin Alexandra Popp und sechs weiteren deutschen U20-Weltmeisterinnen ruft der Afrikameister aber positive Erinnerungen hervor.
Das Wichtigste in Kürze
- Das WM-Achtelfinale gegen Nigeria in Frankreich ist für viele deutsche Fussballerinnen ein Déjà-vu der besonderen Art.
Kaum ein Team weckt vor dem Duell am Samstag (17.30 Uhr/ZDF und DAZN) in Grenoble so positive Erinnerungen bei Spielführerin Alexandra Popp und zehn ihrer Mitspielerinnen wie der Afrika-Meister. «Es ist eine positive Stimmungslage in der Mannschaft. Alle sind sehr fokussiert», sagte Martina Voss-Tecklenburg einen Tag vor dem Spiel im Stade des Alpes.
Trotz der schweren Aufgabe gibt sich die Bundestrainerin selbstbewusst: «Es wird wieder eine herausfordernde Aufgabe. Aber alle Spielerinnen sind sich dessen bewusst, dass es ein K.o.-Spiel ist. Und es darum geht, eine Runde weiterzukommen oder nach Hause zu fliegen.»
Am 1. August 2010 standen sich Nigerias Nachwuchs und die deutschen Juniorinnen im Finale der U20-Weltmeisterschaft in Bielefeld gegenüber. Popp, die gegen Nigeria vor ihrem 100. Länderspiel steht, und ihre Kolleginnen gewannen 2:0 (1:0) und feierten vor 24 633 Fans ihren ersten gemeinsamen grossen Titel.
Vier Jahre später bei der U20-WM in Kanada wiederholte sich die Geschichte. In Sara Däbritz, Lina Magull und Linda Dallmann kamen drei WM-Spielerinnen beim 1:0-Erfolg im Finale nach Verlängerung zum Einsatz. Auch Torhüterin Merle Frohms gehörte zum Aufgebot von DFB-Trainerin Maren Meinert.
«Ich warne davor von Glück zu sprechen, dass Nigeria und nicht Brasilien unser Gegner geworden ist», sagte Meinert am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. «Ich halte Nigeria für gefährlich. Nicht umsonst haben sie in den vergangenen Jahren mit ihren Teams den U-Fussball geprägt», sagte die 45-Jährige. «Sie spielen mit einer wahnsinnigen Geschwindigkeit. Das wird ein hartes Stück Arbeit.»
Neben Popp, die den WM-Triumph 2010 mit ihrem Führungstor (8. Minute) einleitete, standen vor neun Jahren auch die noch angeschlagene Dzsenifer Marozsan, Torhüterin Almuth Schult, Svenja Huth und Marina Hegering in der Startelf. Turid Knaak wurde eingewechselt, auch Ersatztorhüterin Laura Benkarth gehörte zum Meinert-Team.
Die Spielweise der «Super Falcons» hat sich seit Jahren wenig verändert. Obwohl der schwedische Trainer Thomas Dennerby für technischen Fussball steht, lebt der Weltranglisten-38. wie die meisten afrikanischen Mannschaften vorwiegend von aggressiven Zweikämpfen. Allerdings ist Nigeria inzwischen besser organisiert. «Sie spielen mit einer gewissen Struktur, auch wenn dass für Europäer schwer zu sehen ist», betonte Meinert.
Für die Nigerianerinnen sei es «ein Wellental der Emotionen» gewesen, bis ihr Achtelfinal-Einzug am Donnerstagabend in letzter Sekunde feststand, sagte Voss-Tecklenburg. «Für sie ist es eine grosse Ehre. Sie spielen für den ganzen Kontinent und werden alles reinwerfen in das Spiel. Dessen sind wir uns aber auch bewusst und werden unsere Möglichkeiten suchen, das Spiel zu gewinnen.»
Respekt ist angesagt, doch Angst muss die DFB-Elf vor dem spielerisch und taktisch eher limitiertem Team nicht haben. «Nigeria ist physisch sehr stark», warnte auch Huth vor den Afrikanerinnen, die beim knappen 0:1 gegen den WM-Gastgeber im letzten Gruppenspiel lange Widerstand leisteten. Voss-Tecklenburg ergänzte nach eingehendem Video-Studium: «Sie haben ein gutes Umschaltspiel. Aber wir haben auch taktische Mittel und wollen die Räume nutzen.»
Die bisher makellose Bilanz von sieben Siegen in sieben Spielen spricht für den Viertelfinaleinzug der deutschen Mannschaft. Wenn es darauf ankam, setzte sich immer Deutschland durch. Allerdings sind Kantersiege wie das 8:0 im November 2010 in Leverkusen die Ausnahme. Schon ein halbes Jahr später beim 1:0 im bis dato letzten Duell bei der Heim-WM 2011 tat man sich schwer. Die Chinesinnen waren zum WM-Auftakt ähnlich aggressiv aufgetreten. Voss-Tecklenburg schloss am Freitag nicht aus, dass die Spielmacherin Samstag als Alternative auf die Bank rückt. Für die Startelf reiche es aber noch nicht.