Die Bösen lassen sich nicht in die Karten schauen
Die Schwingsaison wird vom Eidgenössischen Fest in Zug überstrahlt. Welcher Böse wie gut in Form ist, wird sich vor dem Fest nicht leicht sagen lassen. Denn die Cracks gehen sich gern aus dem Weg.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Kranzfestsaison 2019 wird am Sonntag mit drei Kantonalfesten eröffnet: mit dem Zuger in Rotkreuz, dem Thurgauer in Frauenfeld und dem Freiburger in Heitenried.
Derweil organisieren sie in Zug ein Fest, das alles Bisherige in fast jeder Beziehung übertreffen wird. Das Interesse der Öffentlichkeit ist riesig. An den beiden Wettkampftagen vom 24. und 25. August werden insgesamt 113'000 Zuschauer in der Arena Platz nehmen können. Die Arena hat mit 56'500 Plätzen eine Grenze erreicht. Eine grössere Arena könnte gebaut werden, aber dann würden die Zuschauer in den hintersten Rängen die Schwinger kaum noch erkennen können. Die 113'000 sind auch so eine imposante Zahl. Die Organisatoren unter Präsident Heinz Tännler rechnen jedoch damit, dass sich von Freitag bis Sonntag - am Freitag finden der Umzug und die Eröffnung statt - total 350'000 Menschen auf dem Festgelände tummeln werden.
Eine Kranzfestsaison, die mit einem Eidgenössischen beendet wird, ist immer ein zweischneidiges Schwert. Auch heuer ist es so. Die Spitzenschwinger und Königsanwärter wollen sich in den Wochen und Monaten davor nicht zu fest in ihr Blatt blicken lassen. Für den ganz Bösen ist es auch eine Frage des Selbstvertrauens. Falls er unter der Saison ein paarmal gegen die stärksten Rivalen verlieren würde, könnte sein Gefühl der Stärke vor dem Saisonhöhepunkt leiden. Deshalb sind die vorgängigen Teilverbandsfeste und Bergkranzfeste im Vergleich zu anderen Saisons ausgedünnt, was die Teilnahme der Besten betrifft.
Das beste Beispiel hierfür liefert der Schwägalp-Schwinget vom 11. August. Im letzten Jahr hatte die Ausmarchung unter dem Säntis den Charakter eines Mini-Eidgenössischen. Die stärksten Berner und Joel Wicki rückten an, um den Platzhirschen Armon Orlik und Samuel Giger auf den Zahn zu fühlen. In diesem Jahr jedoch werden Giger und Orlik gleichsam unter sich sein. Ebenfalls für den 11. August ist das Berner Kantonalfest in Münsingen programmiert. Dort wiederum werden, was die Bösen betrifft, nur die Berner an den Start gehen.
Aber wer sind die «ganz Bösen» überhaupt? Es ist keine Elite, die sich nach klaren Kriterien abhebt. Vielmehr ist es eine Einschätzung zum Saisonbeginn. Man kann die Elite zum Beispiel als Neunergruppe definieren. Sicher dabei sind aus dem Bernbiet die beiden noch aktiven Schwingerkönige Matthias Glarner und Kilian Wenger, Kilchberger- und Unspunnensieger Christian Stucki und der ambitionierte Königssohn Remo Käser. Der Innerschweizer Joel Wicki und die Nordostschweizer Samuel Giger und Armon Orlik haben noch kein Fest mit eidgenössischem Charakter gewonnen, aber in den Favoritennennungen für Zug dürften die drei Jungspunde weit vorne, wenn nicht zuvorderst, erscheinen. Nick Alpiger und Lario Kramer sind die jeweils Besten der beiden kleinen Teilverbände Nordwestschweiz und Südwestschweiz. Das Fragezeichen unter diesen neun ist Matthias Glarner. Der im Juni 2017 beim berühmten Sturz von der Gondel verunfallte Meiringer hat für 2019 erst drei Anlässe in sein Programm aufgenommen. Er macht alles von seiner Gesundheit abhängig.
Ein paar Leckerbissen hält die Kranzfestsaison bis zum Eidgenössischen trotz allem bereit. Am Schwarzsee werden Lario Kramer und die Berner Armada Armon Orlik empfangen. Orlik zeigt sich zudem am Innerschweizerischen in Flüelen, wo er mit Joel Wicki und Nick Alpiger die Klingen kreuzen wird. Attraktiv besetzt sind beispielsweise auch das Südwestschweizerische in Leukerbad (Samuel Giger, Lario Kramer, Joel Wicki) und der Weissenstein-Schwinget (Nick Alpiger, Remo Käser, Armon Orlik, Christian Stucki).