Zunge raus und ab ins Glück: Pogacar vor zweitem Tour-Sieg

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Frankreich,

Der letzte Glanzpunkt bleibt aus, doch Tadej Pogacar ist als Gesamtsieger der 108. Tour de France nicht mehr zu verdrängen. Im Einzelzeitfahren gewinnt der Ventoux-Sieger, eine deutsche Radsport-Grösse hört bald auf.

Tadej Pogacar liess auch beim Zeitfahren nichts anbrennen. Foto: Christophe Ena/AP/dpa
Tadej Pogacar liess auch beim Zeitfahren nichts anbrennen. Foto: Christophe Ena/AP/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Tadej Pogacar streckte erschöpft die Zunge raus und ballte ganz kurz die Faust, dann waren die Qualen in der Hitze für den Dominator der Tour de France beendet.

Ohne einen weiteren Glanzpunkt hat der 22 Jahre alte Slowene seine überdeutliche Gesamtführung am Samstag verteidigt und steht vor der Schlussetappe nach Paris unmittelbar vor der Titelverteidigung beim grössten Radrennen der Welt. «Ich bin so froh, dass es nun zu Ende geht. Es waren drei harte Wochen», sagte Pogacar nach den 30,8 Kilometern von Libourne nach Saint-Emilion, die er als Achter beendete.

Vingegaard verteidigt zweiten Gesamtrang

Am Tag der Rücktrittsankündigung von Deutschlands Sprint-Grösse André Greipel konnte der Dominator diesmal nicht mit den Spezialisten im Kampf gegen die Uhr mithalten. Der Tagessieg ging an den Belgier Wout van Aert, der nach seinem furiosen Ritt zum Mont Ventoux an diesem Samstag nachlegte. «Das ist natürlich etwas Besonderes bei der Tour. Das war immer eines meiner ganz grossen Ziele, so etwas mal zu schaffen», sagte der Allrounder von Jumbo-Visma. Sein Teamkollege Jonas Vingegaard wurde Tagesdritter und verteidigte souverän seinen zweiten Gesamtrang.

Der auf dem Podium sichtlich berührte Pogacar, der am Sonntag auf dem Weg in Frankreichs Hauptstadt traditionell nicht mehr angegriffen wird, wird die dreiwöchige Rundfahrt mit einem Vorsprung von über fünf Minuten auf Vingegaard und Richard Carapaz aus Ecuador beenden. «Ich war glücklich, als ich über die Ziellinie gekommen bin. Das Zeitfahren war nichts für mich. Am Ende war es genug, um den dritten Platz zu verteidigen», sagte Carapaz.

So wie der Allrounder Pogacar in diesem Jahr hat die Tour seit dem inzwischen als Dopingsünder entlarvten Lance Armstrong vor rund 20 Jahren niemand mehr dominiert. «Pogacar ist im Vergleich zu mir auf einem anderen Level. Ich konnte einfach nichts dagegen ausrichten», lobte Herausforderer Carapaz den Gelb-Träger, dem das Hitzerennen am vorletzten Tour-Tag sichtbar zu schaffen machte.

Greipel gönnt sich im Zielbereich ein Bier

Auf die Idee, sich nach Tagessiegen am Col du Portet und in Luz Ardiden zu schonen, war der Slowene in der prallen Sonne trotzdem nicht gekommen. Auf dem flachen Kurs inmitten einer der edelsten Weinregionen der Welt machte Pogacar von Anfang an Tempo, doch die Spezialisten im Kampf gegen die Uhr waren diesmal im Vorteil - und zu stark. Zwischen Sieger van Aert und dem Dritten Jonas Vingegaard schaffte es in Kasper Asgreen ein weitere Däne aufs Tagespodest.

Routinier Greipel war da schon seit Stunden fertig - und so glücklich, dass er im Zielbereich direkt eine kleine Bierflasche auf einen Zug leerte. «Es ist mit Sicherheit eine Erleichterung. Ich konnte es noch ein bisschen geniessen, das letzte Mal den Tourmalet und den Mont Ventoux hochgefahren zu sein. Das nächste Mal habe ich ein E-Bike oder grille Würstchen», sagte der Rostocker in der ARD mit einem Lächeln. Sein Team Israel Start-up Nation hatte am Vormittag eine Videobotschaft zum bevorstehenden Karriereende veröffentlicht.

Deutsche Profis beim Zeitfahren abgeschlagen

«Nach 2021 mache ich Schluss. Dann beginnt ein neuer Lebensabschnitt für mich», sagte Greipel. Detaillierte Planungen für die Zeit danach habe er noch nicht, er will viel Zeit mit der Familie bringen. Für den deutschen Radsport endet am Sonntag eine Ära: Greipel war elf Mal bei der Tour de France dabei und ist mit elf Tagessiegen einer der bestdekorierten Deutschen in der Geschichte des Rennens. «Ich bin super glücklich mit dem, was ich in meiner Karriere erreicht habe», sagte der Sprinter.

Mit den Top-Platzierungen des Tages hatten die deutschen Profis um Emanuel Buchmann und Nils Politt nichts zu tun, nachdem Spezialist Tony Martin sturzbedingt längst raus ist. Einen kleinen Erfolg gab es aber für den deutschen Rennstall Bora-hansgrohe: Kapitän Wilco Kelderman schaffte es im Kampf gegen die Uhr zwar nicht mehr, an Ben O'Connor vorbeizukommen, wird das Rennen aber auf Gesamtrang fünf beenden und damit das teaminterne Ziel erreichen. Auf den Australier fehlten am Ende nur elf Sekunden. Buchmann hatte die Tour 2019 als Vierter abgeschlossen.

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