Dominik Kubalik reifte in der Leventina zu einem Topspieler

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Köniz,

Die laufenden Playoffs sind auch eine Schweizer Abschieds-Gala von Ambris Dominik Kubalik. Der 23-jährige Tscheche ist der beste europäische U25-Ausländer, den die National League je gesehen hat.

Dominik Kubalik nach Ambris Playoff-Sieg vom Samstag in der Valascia gegen Biel
Dominik Kubalik nach Ambris Playoff-Sieg vom Samstag in der Valascia gegen Biel - sda - KEYSTONE/TI-PRESS/PABLO GIANINAZZI

Das Wichtigste in Kürze

  • Kubalik ist Liga-Topskorer und wertvollster Spieler der bisherigen Meisterschaft.

Er ist hierzulande die grösste Attraktion seit dem Amerikaner Auston Matthews, dem NHL-Overall-Nummer-1-Draft der Toronto Maple Leafs von 2016. Matthews war 2015/2016 als damaliger Teenager eine Saison lang bei den ZSC Lions für die beste Liga der Welt aufgebaut worden.

Doch im Gegensatz zu Matthews verlief die Entwicklung des Olympia- und WM-Teilnehmers aus Tschechien weniger linear Richtung Toplevel. 2013 erst in der siebten Runde von den Los Angeles Kings gedraftet, erfolgte der Weg ins Rampenlicht etappenweise. In der Leventina erfolgte ein erstaunlicher Reifeprozess vom schlaksigen Skorer zu einem mental und körperlich robusten Leader.

Der Tscheche erinnert sich gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA an seine Anfänge im Nordtessiner Dorf vor eineinhalb Jahren: «Ich war zunächst unsicher, ob ich mitten in der Saison eine solche Umstellung wagen soll. Doch dann liebte ich es. Wenn ich hier aus dem Fenster blicke und die schönen Berge sehe, gab und gibt mir das Energie», sagt Kubalik. Das Spiel in der Schweiz sei schneller und offensiver als in Tschechiens Extraliga.

In der nächsten Saison wird der 187 cm grosse Flügel nun vorbehältlich der ausstehenden Vertragsunterzeichnung für die Chicago Blackhawks stürmen, die heuer wohl die NHL-Playoffs verpassen werden. Die Blackhawks hatten vor einigen Wochen die Rechte an Kubalik von den Los Angeles Kings erworben.

Kubaliks aktuelle Fans haben dem Ausnahmekönner längst eine eigene Ambri-Tschechien-Flagge mit Kubalik-Schriftzug gewidmet. Der Liebling der Curva Sud in der Valascia symbolisiert für Präsident Filippo Lombardi die erfolgreiche Rückbesinnung von Ambri-Piotta zum Ausbildungsklub. «Früher hatten die Sportchefs bei Ambri immer nur gesagt: money, money, money - nur dann könnten sie auch Qualitätsspieler nach Ambri holen können», sagt Lombardi gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Doch mit der Installierung des früheren Captains Paolo Duca als Sportchef und dem ebenfalls einheimischen Trainer Luca Cereda steigerte sich Kompetenz, Weitblick und Gespür der Biancoblu im nationalen und internationalen Spieler-Segment. Und mit Kubalik gelang Duca ein maximaler Glücksgriff.

Duca hatte den entwicklungsfähigen und vom Potenzial doch etwas unterschätzt gebliebenem Stürmer seit längerem Visier. Kubalik war dann trotz einem Dreijahresvertrag mit Ambri auf Leihbasis in Pilsen «parkiert» geblieben, weil Ambri bereits sein Ausländer-Kontingent für den Beginn der letzten Saison 2017/2018 komplett hatte und dadurch Geld sparte.

Doch als sich abzeichnete, dass Ambri noch einen frühzeitigeren Impuls im Kampf gegen den Abstieg brauchen könnte, wurde Kubalik noch im Herbst 2017 abberufen. Und der dynamische Flügel entpuppte sich als immer besser werdendes «Trumpf-Ass» in Ambris Ärmel.

Kubalik steuerte schon in seiner ersten Saison als Jungspund mit noch wenig Erfahrung seinen Anteil am Klassenerhalt des damaligen Vorletzten bei. In der zweiten Spielzeit tat er dann gleich zwei Schritte in der Entwicklung.

Auf dem Level von früheren Lockout-Stars der NHL zaubert der treffsichere Kubalik in hiesigen Eisrinks. Kubalik ist kraft seiner umfangreichen Qualitäten (Speed, Instinkt, Reichweite, Robustheit) im gegnerischen Slot kaum unter Kontrolle zu halten. Kubalik skort auch dann, wenn ein Spiel auf der Kippe steht.

Dank Kubalik war Ambri auch das beste Powerplay-Team der Qualifikation und ist es bislang auch in den Playoffs (fünf Tore in 4 Spielen). Und dies trotz dem 1:3-Rückstand in der Viertelfinalserie gegen Biel.

«Zu gut für diese Liga», lautet schon seit Monaten das Experten-Urteil über Kubalik, der an der letzten WM acht Punkte (drei Tore) in acht Spielen für Tschechien erzielte.

Zum Abschluss der abgelaufenen Qualifikation wurde Kubalik von den Captains und Trainern der National League zum wertvollsten Spieler der Liga gewählt. Und dies mit dem grössten Vorsprung aller Zeiten in der zum 16. Mal durchgeführten Umfrage von «Tamedia».

Kubalik betont: «Diese Ehrung ist wirklich schön, auch weil sie auch von den anderen Spielern kommt. Dass ich Liga-Topskorer wurde, ist auch gut und recht. Doch viel wichtiger ist der Erfolg des Teams. Und zu verdanken habe ich den Erfolg hier in Ambri vielen Menschen, allein schon meinen Linienpartnern Marco Müller und Dominic Zwerger.»

Auch in den Playoffs ist Kubalik nach vier Spielen mit einem Tor und fünf insgesamt sechs Punkten (1 Tor) Liga-Topskorer. Am Samstag ragte er mit zwei Assists gegen Biel heraus. Als er dabei das 2:1-Siegtor von Nationalverteidiger Michael Fora im Powerplay auflegte, bebte die altehrwürdige Valascia.

Ambri verkürzte mit dem erstem Sieg in einem Playoff-Spiel seit 2006 die Serie auf 1:3. Und Präsident Lombardi betonte mit feuchten Augen: «Jede zusätzliche Spielminute ist von nun an Freude pur für Ambri. Aber wir wollen von dieser Playoff-Erfahrung für die nächste Saison auch lernen und von den Erfahrungen profitieren. »

Kubaliks Abgang am Saisonende sei für Ambri zwar schmerzhaft, längerfristig aber positiv zu bewerten, so Lombardi. «Jeder Spieler in Europa erfährt nun, dass über Ambri ein Weg in die NHL führen kann.» Und bei Ambri gebe schon jetzt «ein paar Ideen», Kubalik zu ersetzen, «auch wenn dies natürlich nicht einfach ist.»

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