Atalanta schenkt Bergamo Freude «in dunkelster Stunde»

DPA
DPA

Deutschland,

Nach so einem Sieg würde normalerweise die ganze Nacht gefeiert. In Bergamo aber ist nichts mehr normal, der Kampf gegen das Coronavirus zehrt an der Stadt. Der famose Atalanta-Coup in der Champions League bringt Bergamo aber zumindest etwas Freude inmitten der Krise.

Traf für Atalanta Bergamo viermal in Valencia: Josip Ilicic. Foto: Luca Bruno/AP/dpa
Traf für Atalanta Bergamo viermal in Valencia: Josip Ilicic. Foto: Luca Bruno/AP/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Auch im Moment ihres grössten Erfolgs galten die Gedanken der Atalanta-Fussballer ihrer so leidenden Heimatstadt.

«Bergamo, das ist für dich. Gib nicht auf», stand auf einem weissen Leibchen, das die Spieler nach dem 4:3 (2:1)-Triumph am Dienstagabend in Valencia in die Kamera hielten. Während das Überraschungsteam in seiner famosen Champions-League-Premierensaison in Spanien den Einzug ins Viertelfinale feierte, kämpft 1000 Kilometer entfernt eine ganze Stadt gegen die Ausbreitung und die schlimmen Folgen des Coronavirus.

Bergamo liegt in einer der am härtesten von der Lungenkrankheit Covid-19 betroffenen Gegenden Italiens, Ärzte vergleichen die Lage in den überfüllten Kliniken teilweise mit kriegsähnlichen Zuständen. In dieser Extremsituation ist der sportliche Erfolg der Fussballer fast wie ein Wunder. «Atalanta, danke für diese Freude. Die hatten wir gebraucht», schrieb Bürgermeister Giorgio Gori bei Twitter.

Gegen die international erfahrenen Spanier hatte sich das junge Team um den deutschen Stammspieler Robin Gosens nicht stoppen lassen. Josip Iličić erzielte alle vier Atalanta-Tore und räumte damit die letzten Zweifel nach dem 4:1 im Hinspiel aus. Damals feierte das Team von Trainer Gian Piero Gasperini im Mailänder Meazza-Stadion noch ein rauschendes Fussball-Fest vor 40 000 Fans - im Kampf gegen das Coronavirus sind solche Menschenmassen in Italien längst verboten.

«Das ist schon eine gespenstische Situation aktuell», berichtete Gosens am Mittwoch bei «Sky» über die Rückkehr nach Italien. «Wir kommen von einer völligen Ekstase, bei der wir Historie geschrieben haben und ins Viertelfinale eingezogen sind, in eine Geisterstadt, wo die Leute das Haus nicht wirklich verlassen dürfen und angehalten sind, zuhause zu bleiben.» Es werde einem klar, «dass es wichtigere Sachen gibt als Fussball in so einer schwierigen Situation.»

Die «Gazzetta dello Sport» titelte von einer «historischen Freude für Bergamo in der dunkelsten Stunde». Statt vor der Fankurve im Estadio Mestalla feierten die Gäste-Kicker in der Umkleidekabine und im Teambus. «Das ist für alle, denen wir heute ein Lächeln schenken konnten», schrieb der Verein zu einem Video bei Instagram. Coach Gasperini sagte: «Wir wissen, dass uns viele Leute zugesehen haben, die nicht nach draussen gehen können um zu feiern.» Er will die Party im Juni nachholen, wenn auch das Virus «besiegt» worden sei.

Atalanta gehört nun zu den besten acht Teams des Kontinents und darf im Viertelfinale auf Duelle mit Starvereinen wie Bayern, Barcelona oder Real Madrid hoffen. Ob diese dann wieder Geisterspiele werden, ist noch unklar. Gosens nannte die Stimmung in leeren Stadien «eine Katastrophe». Die Fans hätten sich jedenfalls verdient, einen Flutlicht-Abend wie den von Valencia live im Stadion zu erleben.

Die Atalanta-Ultras zeigen nämlich grosse Solidarität mit den medizinischen Helfern in ihrer Stadt und spenden die gesparten Ticketkosten für Valencia an ein ausgelastetes Krankenhaus in Bergamo. Die erstatteten Eintrittspreise vom Rückspiel in Höhe von 40 000 Euro gehen demnach an die Klinik «Papa Giovanni XXIII».

«Dieser Abend hätte einer der schönsten in unserer Geschichte sein sollen, aber die Notlage rückt alles andere in den Hintergrund», hiess es in dem Eintrag der «Curva Nord» bei Facebook. «In diesen Wochen gibt es in unserer Stadt und unserer Provinz Helden, die sich der Situation stellen, die mit unzureichenden Mitteln und in beschwerlichsten Schichten arbeiten für die Gesundheit von ALLEN.»

Kommentare

Mehr in Sport

de

Mehr aus Deutschland