Oliver Kahn: Bilanz nach einem turbulenten Jahr
Zum Jahresende zieht Oliver Kahn Bilanz. Nach wie vor ist die umstrittene Mitgliederversammlung ein grosses Thema.
Das Wichtigste in Kürze
- Katar bleibt nach der turbulenten Mitgliederversammlung Thema beim FC Bayern München.
- Auch Oliver Kahn beschäftigt das Thema weiterhin.
- Die Münchner wollen Katar genau beobachten, meint Kahn.
Bayern-Vorstandschef Oliver Kahn blickt zu Weihnachten noch einmal auf viele Themen. Darunter erneut auch auf den Umgang des deutschen Rekordmeisters mit dem nächsten WM-Gastgeber Katar.
Die kontroverse Mitgliederversammlung des FC Bayern München und der Streit um die Beziehungen zu Katar beschäftigen Kahn noch immer. Dies sagte Kahn in einem Interview der «Süddeutschen Zeitung».
Auf der Versammlung hatte es vor einem Monat Streit und am Ende Chaos gegeben. Ein Mitgliedsantrag, über die Partnerschaft mit Qatar Airways abstimmen zu wollen, wurde von der Vereinsführung nicht zugelassen.
Kahn betonte mit Blick auf den bis 2023 laufenden Vertrag des deutschen Fussball-Rekordmeisters mit Qatar Airways: «Wir werden ihn erfüllen und in der Zwischenzeit genau beobachten, wie sich die Dinge entwickeln. Und dann werden wir entscheiden, wie es weitergeht.»
Oliver Kahn: Selbstkritische Worte
Kahn räumte ein, er hätte das Thema bereits in seiner Rede ansprechen sollen und nicht erst in der Diskussion: «Rückblickend wäre es sicher besser gewesen, die Veranstaltung weiterlaufen zu lassen. Da sind wir uns einig. So, wie diese Versammlung gelaufen ist, kann keiner zufrieden sein.
In Katar sei sicher vieles nicht so, wie sich das die Menschen «nach unseren Massstäben vorstellen, aber meine Überzeugung ist: Es kann auch keine Lösung sein, auszugrenzen oder einen Dialog nicht zu führen.» Dies betonte Oliver Kahn.
Viele europäische Top-Clubs wie Paris Saint-Germain oder auch englische Vereine werden massgeblich durch Sponsoren aus der Golf-Region unterstützt. Zuletzt war der Premier-League-Club Newcastle United an ein Konsortium mit saudischer Beteiligung verkauft worden. Mit Blick auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit des FC Bayern bemerkte Kahn, viel werde von Regeln für das Financial Fairplay abhängen.
Klare Grenzen für Investoren
Der FC Bayern wolle eine harte Grenze bei der Summe, die maximal von einem Club für Gehälter aufgewendet werden dürfe. Zusätzlich könne es eine relative Grösse geben. Oliver Kahn nannte dabei 60 oder 70 Prozent der Einnahmen als Grössenordnung, die maximal in Gehälter investiert werden dürften. Dabei dürfe die feste Obergrenze, die für alle gelte, nicht überschritten werden.
Zudem solle es auch für Investoren Grenzen geben, wie viel sie in einen Fussballclub hineingeben dürfen. «Aber beide Punkte wären sinnlos ohne Punkt drei: Es muss Strafen geben, die wehtun und wirklich vollzogen werden, auch bei den grossen Clubs. Wir wollen letztendlich nichts anderes als eine Kostenkontrolle im Fussball», sagte Kahn. Er ist auch stellvertretender Vorsitzender der europäischen Club-Vereinigung ECA.
Der FC Bayern sei wirtschaftlich zu einigem in der Lage, aktuell würden aber die pandemiebedingt erneut fehlenden Zuschauereinnahmen weh tun. Wie zuletzt Vereinspräsident Herbert Hainer signalisierte auch der Vorstandsvorsitzende kein Interesse an einer Verpflichtung des Dortmunder Topstürmers Erling Haaland.
«Wir haben Robert Lewandowski», sagte Kahn. «Der wird auch noch ein paar Jahre lang 30, 40 Tore schiessen.» Der 33 Jahre alte polnische Torjäger besitzt beim deutschen Rekordmeister noch einen Vertrag bis zum 30. Juni 2023.