Joachim Löw steckt mitten in den Vorbereitungen für den schwierigen Countdown zur Fussball-EM in diesem Sommer. Für einen Tag muss der Bundestrainer aber schon an den Herbst denken. In Amsterdam wird die Nations League ausgelost. Und es könnte wieder knüppeldick kommen.
Joachim Löw und die DFB-Elf kriegen es in der Nations League wieder mit Top-Gegnern zu tun. Foto: Patrick Seeger/dpa
Joachim Löw und die DFB-Elf kriegen es in der Nations League wieder mit Top-Gegnern zu tun. Foto: Patrick Seeger/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Schon wieder ein Hammerlos mit Frankreich und Portugal? Oder gleich nochmal gegen Holland? Rund 100 Tage vor dem EM-Start hat Joachim Löw eigentlich andere Sorgen.
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Die Auslosung für die nächste Auflage der Nations League am Dienstag (18.00 Uhr) in Amsterdam könnte für den Bundestrainer nun auch noch zum persönlichen Murmeltiertag werden. Trotz des sportlichen Abstiegs bei der Premiere 2018 darf die Fussball-Nationalmannschaft durch eine UEFA-Reform weiter in der höchsten Liga A des immer noch skeptisch betrachteten Wettbewerbs teilnehmen. Im schlechtesten Lostopf 4 drohen für einen weiteren heissen Fussball-Herbst nun alle Hochkaräter als Kontrahenten.

Süsssauer lächelte Löw Ende November in Bukarest, als Frankreich und Portugal als EM-Gruppengegner gezogen wurden. Gibt es jetzt das Déjà-vu? Löw quasi ein Gefangener in einer Endlos-Schleife wie Bill Murray im Filmklassiker «Und täglich grüsst das Murmeltier»? Genau die Konstellation mit Welt- und Europameister als Gegner ist nämlich auch für die Gruppenphase der Nations League von September bis November 2020 wieder möglich.

Auch eine Gruppe mit Spanien und Holland oder England und Belgien als unangenehme Gradmesser ist ein Szenario. Die Schweiz und Italien sind im Vergleich fast schon leichte Optionen. Sicher wird die DFB-Auswahl auf einen der vier Aufsteiger Bosnien-Herzegowina, Ukraine, Dänemark oder Schweden treffen.

Löw ist im 14. Jahr als Bundestrainer längst zum Auslosungsfatalisten geworden, er nimmt's, wie es kommt. «Generell aber ist natürlich immer gut, sich mit den stärksten Mannschaften messen zu können», sagte der 60-Jährige nach dem UEFA-Beschluss, die Liga A von zwölf auf 16 Teams aufzustocken.

Gleich nach der Auslosung wird die Nations League für Löw wieder im zweitrangigen Planungsordner verschwinden. Schon in gut drei Wochen beginnt nämlich das letzte Länderspielfenster vor der EM-Nominierung mit den Tests gegen Spanien (26. März) in Madrid und Italien (31. März) in Nürnberg. Seine Umbruch-Elf fit für den EM-Ernstfall zu machen hat für Löw absolute Priorität. Intensiv begleitet der Bundestrainer zudem den Comeback-Prozess seiner Hoffnungsträger Leroy Sané und Niklas Süle nach deren Kreuzbandrissen.

Für den DFB-Chefcoach kam die Entscheidung, dass Deutschland trotz der Premierenpleite im tristen Fussball-Herbst 2018 als siegloser Gruppenletzter hinter Holland (0:3, 2:2) und Frankreich (0:0, 1:2) in der Nations League weiter bei den besten Teams mitspielen darf, ohnehin «überraschend». Die Nationalmannschaft ist Nutzniesser der ökonomischen Interessen anderer Verbände. Auch grosse Fussball-Nationen wie Italien oder England sollen auf eine Ausweitung der A-Liga gedrängt haben.

«Mit Blick auf die Entwicklung der Mannschaft sind Spiele gegen die Top-Teams sehr wichtig, auch für die Fans sind solche Paarungen attraktiv», sagte DFB-Direktor Oliver Bierhoff zum unverhofften Upgrade. Im Gegensatz zum DFB, der auch gerne sportlich wie wirtschaftlich reizvolle Test-Duelle gegen Argentinien oder Brasilien bestreitet, haben diese Verbände durch die UEFA-Zentralvermarktung der Nations League höhere und vor allem sichere Millionen-Einnahmen. Die DFB-Elf wird nach dem EM-Sommer nun ausschliesslich sechs Pflichtspiele in der Nations League haben. Erst im März 2021 startet die Qualifikation für die WM 2022 in Katar.

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