BVB-Coach Lucien Favre und der Ärger mit der Handspielregel
Für BVB-Trainer Lucien Favre liegt die Schuld an der Pleite bei Schalke bei den Fifa-Regelhütern – dem IFAB. Er kriegt Support von Andy Egli.
Das Wichtigste in Kürze
- Für Lucien Favre ist die Handball-Regel «der grösste Skandal im Fussball».
- Verantwortlich für die Fussball-Regeln sind die Regelhüter des IFAB.
- Auch Andy Egli findet die neue Regel «einen Blödsinn».
Lucien Favre (61) ist nach der Pleite des BVB im Revierderby gegen Schalke 04 ausser sich. Grund dafür: Die Handspielregel, die seine Mannschaft – nach Favres Ansicht – um den Sieg brachte.
«Das ist so lächerlich», wetterte Favre bei «Sky». «Die Leute, die diese Regel erfunden haben, können nicht mehr in den Spiegel sehen, sie haben keine Ahnung vom Fußball. Das ist der grösste Skandal, das ist eine grosse Schande für den Fussball. Wer hat das erfunden?»
Einer, der mit Lucien Favre fühlt, ist Andy Egli (60). Der ehemalige Nati-Spieler spielte in der Saison 1984/85 selbst für den BVB, sass am Samstag im Revierderby auf der Tribüne. Die strittige Entscheidung sah er selbst also live.
Egli zu Nau: «Ich kann Favres Ärger sehr gut nachvollziehen. Ich schliesse mich seiner Meinung an. Jeder, der selbst gespielt hat, weiss, dass die Regel ein Blödsinn ist. Und im Sommer wird es noch schlimmer.»
Was Egli meint: Anfang Juni tritt eine neue Handspielregel in Kraft. Dann wird jeder Kontakt der Hand oder des Arms mit dem Ball bestraft. Nur wenige Ausnahmen gelten. Etwa, wenn der Ball von einem anderen Körperteil an die Hand prallt.
Und: Unabsichtliche Handspiele, die ein Tor verhindern, werden nicht bestraft.
Lucien Favre und der BVB können sich beim IFAB beschweren
«Mit der neuen Regel denken wir, dass es nicht viel Kritik geben wird», sagt IFAB-Generalsekretär Lukas Brud zu Nau. Das Regelhüter-Gremium hat die neue Regelung Anfang März beschlossen. Ab Juni wird sie durchgesetzt.
Und wenn sie sich – wie Egli fürchtet – als problematisch erweist? «Um eine Regel zu ändern, braucht es immer eine Jahreshauptversammlung», erklärt Brud. «Wenn sich herausstellt, dass es da Bedarf gibt, müsste man ein ganzes Jahr warten.»
Allerdings: «Es gibt zwei Möglichkeiten für eine Änderung. Die Interpretation einer Regel kann man praktisch immer anpassen. Dann informieren wir Schiedsrichter, Verbände und alle, die davon wissen müssen. Dann ändern wir aber den Regeltext nicht.»
Das IFAB («International Football Association Board») steht hinter allen Regeländerungen, Anpassungen, Streichungen und Neuerungen in den Fussballregeln . Dem IFAB obliegt die Verwaltung aller Regeln, die die Fifa ehrfürchtig «the Laws of the Game» nennt.
Die von Brud angesprochene Generalversammlung tritt einmal jährlich im Februar oder März zusammen. Sie besteht üblicherweise aus Vertretern der fünf IFAB-Teile. Vier davon sind die britischen Fussballverbände: The FA (England), IFA (Nordirland), FAW (Wales) und SFA (Schottland). Den fünften Teil bildet die Fifa selbst.
Für die Fifa nehmen in der Regel Präsident Gianni Infantino und Generalsekretärin Fatma Samoura an der Versammlung teil. Letztere ist zudem ständiges Mitglied im Board of Directors, dem Exekutivkomitee des IFAB.
Jetzt wissen Lucien Favre und der BVB also ganz genau, wo man sich beschweren kann.
Anmerkung: Dieser Artikel erweckte ursprünglich den Eindruck, das IFAB sei eine Behörde der Fifa. Dem ist nicht so; das IFAB ist ein unabhängiges Gremium.