BVB und Reus scheitern an «Mauer» ter Stegen

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Deutschland,

Dreimal bot sich Marco Reus die grosse Chance zur Führung, dreimal scheiterte der BVB-Kapitän an seinem Nationalmannschafts-Kollegen Marc-André ter Stegen. Nicht zuletzt deshalb überwog in Dortmund nach dem 0:0 gegen Barcelona bei allem Stolz die Enttäuschung.

Dortmunds Marco Reus scheiterte auch beim Elfmeter an Barcelonas Torhüter Marc-André ter Stegen. Foto: Bernd Thissen
Dortmunds Marco Reus scheiterte auch beim Elfmeter an Barcelonas Torhüter Marc-André ter Stegen. Foto: Bernd Thissen - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Marco Reus schob mächtig Frust.

Mit nachdenklicher Miene und tief in das Gesicht gezogener Kapuze kommentierte der Dortmunder Kapitän seinen Chancenwucher beim sehenswerten 0:0 im Champions-League-Duell mit dem FC Barcelona.

«Das tut im Moment sehr weh - und wird auch heute Nacht noch weh tun», bekannte Deutschlands Fussballer des Jahres nach seinem verlorenen Privatduell mit dem gegnerischen Torhüter Marc-André ter Stegen. Der verschossene Elfmeter und weitere vergebene Möglichkeiten konnten seinen Glauben in die eigene Stärke aber nur für kurze Zeit erschüttern: «Spätestens morgen oder übermorgen ist der Kopf wieder oben.»

Die Gemütslage von Reus entsprach der Stimmung in der ganzen Mannschaft. Mit einem gleichsam berauschenden wie ärgerlichen Auftritt brachten die Dortmunder den hochdekorierten Gegner um den spät eingewechselten Weltstar Lionel Messi zwar ins Wanken, aber nicht zu Fall. Das lag vor allem an ter Stegen, der nicht nur beim Reus-Elfmeter in der 57. Minute prächtig parierte. «Was für ein Händchen! Was für eine Eleganz!» schwärmte die Zeitung «Sport» und ergriff im jüngsten Streit um die Nummer 1 im DFB-Tor Partei für den ehemaligen Gladbacher: «Der deutsche Torwart hat in seinem Land gezeigt, dass es dort keinen besseren Torhüter gibt.»

Dagegen verkniff sich ter Stegen - anders als am Vortag - weitere rhetorische Spitzen, um im Konkurrenzkampf mit DFB-Stammkeeper Manuel Neuer weiter auf sich aufmerksam zu machen. Sein verschmitztes Lächeln auf dem Weg in den Teambus verriet mehr als tausend Worte. «Die Leute wissen, wozu ich in der Lage bin. Ich möchte immer 100 Prozent geben. Und heute war eine gute Gelegenheit, das unter Beweis zu stellen», kommentierte der 27 Jahre alte Stammkeeper der Katalanen.

Auch andere spanische Medien waren voll des Lobes: «Ter Stegen war eine Mauer. Der Torhüter war der grosse Retter des einen Punktes für Barça, mit dem das Team mehr als zufrieden sein muss, weil Valverdes Mannschaft bei ihrem europäischen Debüt Blut und Wasser geschwitzt hat», befand «As». Selbst BVB-Torhüter Roman Bürki machte aus seiner hohen Wertschätzung für sein Gegenüber keinen Hehl: «Er strahlt eine unglaubliche Ruhe aus, ist nie hektisch.»

Vor allem nach der Pause war ter Stegen mächtig gefordert, als der BVB phasenweise gross aufspielte. Beim Lattenschuss des kurz zuvor eingewechselten Julian Brandt (77.) kam auch noch Pech hinzu. Doch bei allem Frust konnten sich die Dortmunder mit der Gewissheit trösten, auch den Topfavoriten Paroli bieten zu können. «Heute haben wir gezeigt, wie stark wir sein können und eine der besten Mannschaften der Welt an den Rand einer Niederlage gebracht», befand der überragende Abwehrchef Mats Hummels. Ähnlich sah es Reus: «Ich weiss nicht, ob man besser hätte spielen können als wir in der zweiten Halbzeit. Nur das Tor hat gefehlt.»

Damit verpasste der BVB vor den beiden nun anstehenden Auswärtsspielen in Prag und Mailand laut Hummels die Chance, sich in der schweren Gruppe F «einen Puffer zu verschaffen». Wie mühselig der Weg in die angestrebte K.o.-Runde werden könnte, deutete sich im zweiten Spiel an. Schliesslich entpuppte sich auch der vermeintliche Underdog Slavia Prag mit dem 1:1 bei Inter Mailand als konkurrenzfähig. «Unsere Gruppe ist sehr offen, alle haben Unentschieden gespielt», sagte Mittelfeldspieler Thomas Delaney.

Mut macht vor allem das im Vergleich zum Saisonstart verbesserte Deckungsverhalten. Wie schon beim 4:0 im Bundesliga-Spitzenspiel gegen Leverkusen blieb der BVB auch gegen die viel gerühmte Barça-Offensive ohne Gegentor. Dazu bereitete das von Trainer Lucien Favre glänzend eingestellte Team dem spanischen Meister und Halbfinalisten der vorigen Saison mit sehenswertem Konterfussball reichlich Probleme. «Das ist die Art und Weise, wie wir spielen wollen, dem Gegner keine Räume zu geben», lobte Reus.

Vor allem die Rückkehr des einstigen Münchners Hummels nach Dortmund entpuppt sich mehr und mehr als kluger Schachzug der Vereinsführung. Der von Bundestrainer Joachim Löw vor Monaten im Zuge der Neustrukturierung aus der deutschen Nationalmannschaft verbannte Weltmeister von 2014 nutzte die grosse Bühne, um sich für weitere Einsätze in der DFB-Elf zu empfehlen. Auf die nahe liegende Frage, ob ihn Löw wieder einladen soll, wollte Hummels dennoch nicht antworten: «Aus meinem Mund wird es nichts in die Richtung geben.» Wie ter Stegen liess auch Hummels an diesem Abend lieber Taten sprechen.

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