Doppelbürger-Debatte: Granit Xhaka beklagt «Steinzeit-Kommentare»
Der Schweizerische Fussballverband rudert in der Doppelbürger-Debatte zurück, und Granit Xhaka kritisiert die Aussagen Mieschers.
Das Wichtigste in Kürze
- Alex Miescher (SFV) warf nach dem Ausscheiden der Nati die Doppelbürger-Frage auf.
- Nun relativiert der Schweizerische Fussballverband dessen brisante Aussagen.
- Und Granit Xhaka kritisiert Mieschers Aussagen scharf.
Der Schweizer Fussballnati-Spieler Granit Xhaka zeigt sich befremdet vom Vorschlag, künftig keine Doppel-Staatsbürger mehr in Schweizer Fussball-Nationalmannschaften zuzulassen. Diese Idee hatte Verbandsgeneralsekretär Alex Miescher in mehreren Zeitungen geäussert. In einem Interview der Schweizer Nachrichtenagentur SDA sprach Xhaka am Samstag von «Steinzeit-Kommentaren».
«Das geht direkt an die Adresse von mir»
«Ich höre aus seinen Zeilen heraus, dass er Doppelbürgern nicht zutraut, für die Schweiz an die Grenzen zu gehen. Das geht direkt an die Adresse von mir und ein paar anderen mit zwei Nationalitäten», sagte Xhaka. Er verwies darauf, dass 50 bis 60 Prozent der heutigen Schweizer Nationalspieler Doppelstaatsbürger seien, ebenso Auswahltrainer Vladimir Petkovic.
«Sogar unser Chef ist Doppelbürger und gibt Blut und Schweiss für die Nationalmannschaft», sagte Xhaka. «Mit diesem unnötigen Vorstoss hat Alex Miescher viel Stirnrunzeln hervorgerufen.» Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA äussert sich der Mittelfeldspieler pointiert: «Alex (Miescher) hat künftige und aktuelle Doppelbürger wie mich enttäuscht.» Zudem zeigte sich Xhaka verärgert, dass sich der Funktionär kurz nach dem WM-Aus so geäussert habe.
Dass der SFV-Generalsekretär Miescher laut über die Abschaffung des Doppelbürger-Status nachdenkt, dies habe bei den Nationalspielern schnell einmal die Runde gemacht, so der 25-jährige Mittelfeldstratege von Arsenal, der sich darob irritiert und befremdet zeigt: «Noch während der WM und nach meiner Doppeladler-Geste kam Alex auf uns zu und versicherte, dass er alles unternehmen werde, um uns zu schützen - und dann kommen drei Tage nach unserem Ausscheiden solche Aussagen von ihm.»
Aber, so zeigt sich der Arsenal-Professional versöhnlich, er denke, dass «Alex seine Steinzeit-Kommentare, die auf die Schweizer Doppelbürger zielten, sicherlich hinterfragt».
SFV relativiert Aussagen
Auch der SFV selbst reagierte: Mit 24-stündiger Verzögerung verbreitete der Schweizerische Fussballverband (SFV) am Samstagabend auf seiner Homepage eine Stellungnahme zur Doppelbürger-Debatte, die Generalsekretär Alex Miescher in einem Interview mit Zürcher Medien in den Freitagausgaben selbst entfacht hatte.
Der 50-jährige Solothurner hatte in der besagten Runde über seine Idee gesprochen, künftig keine Doppelbürger in der Nationalmannschaft mehr zuzulassen. In seinem Schreiben bestätigte der SFV nun die von Miescher getätigten Aussagen. Er legte aber Wert darauf, dass sich vom Verband «nie jemand gegen mehrfache Staatsbürgerschaften oder Doppelbürger-Status ausgesprochen» habe.
Der SFV betonte, dass die zitierten Aussagen aus einem rund einstündigen Gespräch nach Abschluss der WM-Gruppenspiele im Restaurant des Torpedo-Stadions in Togliatti stammten.
Der SFV legt im Zusammenhang mit der in zahlreichen Medien und Gremien geführten Debatte zum Thema «Mehrfache Staatsbürgerschaften» Wert auf folgende Feststellungen und Aspekte:
— 🇨🇭 Nati (@nati_sfv_asf) July 7, 2018
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