Granit Xhaka: Das Aufmucken des Prügelknaben ist verständlich

Philipp Kobel
Philipp Kobel

Grossbritannien,

Granit Xhaka und Arsenal. Eine Hassliebe, die am Sonntagabend kulminiert. Ein Kommentar.

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Granit Xhaka verlässt verärgert das Spielfeld in der Partie gegen Crystal Palace. - arsenalist.com

Das Wichtigste in Kürze

  • Granit Xhaka reagiert am Sonntag bei seiner Auswechslung bei Arsenal gereizt.
  • Er ermuntert die Fans zu mehr Lärm, sagt «fuck off» und reisst sich das Shirt vom Leib.
  • Nau-Reporter kommentiert das Geschehene.

Es ist der Ritterschlag für Granit Xhaka. Im Sommer wird der 27-Jährige zum Captain von Arsenal, dem Grossklub aus London, ernannt. In seiner vierten Saison bei den Gunners ist Xhaka unumstrittener Leader. Zumindest intern.

Die Fans scheinen nur darauf gewartet zu haben, dass der Schweizer die Binde trägt. Er stand schon zuvor öfters wegen seiner ruppigen Spielweise im Kreuzfeuer der Kritik. Das Amt des Spielführers gibt den Anhängern ein Alibi, Xhaka noch härter dranzunehmen.

In der Tat: Xhakas aggressive Spielweise ist nicht immer nur Segen für den Hauptstadtklub. Mehrfach verursachte er schon Penaltys und holte sich dumme Karten.

Granit Xhaka liess vieles über sich ergehen

Vor fünf Wochen wird Xhaka gegen Aston Villa beim Stand von 1:2 gelb-rot gefährdet rausgenommen. Die Fans pfeifen ihn aus, Granit Xhaka lässt es über sich ergehen, bleibt ruhig. Ohne Captain dreht Arsenal das Spiel.

Gestern wiederholt sich die Szene. Nach 2:0-Führung gegen Crystal Palace steht es 2:2. Xhaka wird unter Buhrufen und Pfiffen runtergenommen. Er animiert die Zuschauer zu mehr Lärm, gibt ein «Fuck off» von sich.

Schmeisst sein Shirt weg und stapft schnurstracks in Richtung Katakomben.

Trainer Unai Emery sagt nach dem Spiel ins BBC-Mikrophon: «Er hat einen Fehler gemacht. Das war falsch von ihm.» Einverstanden. Xhakas Reaktion war falsch, jedoch absolut verständlich.

Mitspieler Alexandre Lazacette gefällt ein Instagram-Post eines Arsenal-Fans, der Xhaka nie mehr im Vereinsshirt sehen will. Später zieht er sein «Like» zurück. Der Franzose bekam wohl kalte Füsse.

Hat Granit Xhaka bei Arsenal noch eine Zukunft?

Prügelknabe Granit Xhaka hat genug

Kritik an Spielern ist gerechtfertigt. Das weiss auch der Basler. Diese war besonders in dieser Saison jedoch auch ungerechtfertigt. Bestes Beispiel: Beim Duell mit Manchester United anfangs Oktober wird Xhaka für den 0:1-Gegentreffer schuldig gemacht.

Er habe sich absichtlich geduckt, um dem Knaller von McTominay aus dem Weg zu gehen. Alles Quatsch. Der Ball wurde abgelenkt.

Bisher war Xhakas Fell dick genug, um all die Polemik an sich abprallen zu lassen. Gestern hat es ihm den Hut gelupft. Der Prügelknabe hat aufgemuckt.

In der Causa Xhaka - das ist sie längst - gibt es nur Verlierer. Xhaka, Emery, die Fans.

Xhaka, weil die Polemik nicht abreisst, stattdessen ihren Höhepunkt erreicht. Emery, weil er die Kontrolle über den Nebenschauplatz zu verlieren droht. Die Fans, weil sie sich ungebührend verhalten.

Pfiffe gegen eigene Spieler sind eine Saumode und gehören zum Glück immer noch zur Rarität im Fussball. Was so etwas beim Spieler auslöst, davon kann Alex Frei ein Lied singen.

Das Tischtuch zwischen Xhaka und den Fans ist noch nicht zerschnitten. Nur noch ein Faden hält es aber zusammen. Der Basler kann sich «contre coeur» entschuldigen und mit guten Leistungen rehabilitieren.

Oder er kann die beleidigte Leberwurst spielen und im Winter aus London fliehen. Abnehmer würde es trotz hohem Preisschild genügend geben.

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