Kramaric gibt mit seinem geklauten Tor Leverkusen den Rest
Nicht die zuletzt viel gelobten Julian Brandt und Kai Havertz, sondern Andre Kramaric und Ishak Belfodil heissen die Protagonisten des Freitagabendspiels: Hoffenheim führt Leverkusen am Ende vor und bringt Bayer in Bedrängnis.
Das Wichtigste in Kürze
- Andrej Kramaric hatte sein Trikot im Rollkoffer zur Erinnerung an ein packendes Bundesliga-Spiel, als er breit lächelnd das Stadion verliess.
«Ich werde das ganze Team einladen, danke sagen. Wir werden ein bisschen feiern», versprach der kroatische Vizeweltmeister und frisch gekürte Rekordtorschütze der TSG 1899 Hoffenheim nach dem 4:1 (1:1)-Sieg gegen Bayer Leverkusen. Während die Mannschaft von Trainer Julian Nagelsmann wieder im Kampf um die Europa-League-Plätze mitmischt, ist im Team von Peter Bosz Ernüchterung eingekehrt.
Bis auf einen Punkt hat sich die TSG nach der Freitagabend-Partie an den Tabellensiebten Bayer herangekämpft. Mit dem gleichen Ergebnis wie in der Hinrunde zogen die Leverkusener den Kürzeren gegen Hoffenheim, nachdem sie vor der Länderspielpause schon zuhause gegen Bremen verloren hatten und nun gegen RB Leipzig als Mitkonkurrenten um die internationalen Plätze ran müssen. «Da müssen wir ein bisschen cooler vor dem Tor sein», forderte Kevin Volland, der als einziger für sein furios gestartetes Team getroffen hatte (17. Minute).
So wie Kramaric zum Beispiel bei seinem geklauten Tor. Minimal touchierte der kroatische Vizeweltmeister in der 79. Minute noch den Ball, obwohl der nach einem Schuss des zuvor zweimal erfolgreichen Ishak Belfodil (10./61.) auch so ins Netz gegangen wäre. «Ich hatte ein paar Probleme mit den Fussnägeln und deshalb grössere Schuhe bekommen», scherzte Kramaric über die vieldiskutierte Szene bei seinem 14. Saisontor. Mit seinem insgesamt 47. Treffer im Oberhaus für die TSG übertrumpfte Kramaric den bisherigen Top-Torjäger Sejad Salihovic (46). Selbst bei der Wiederholung der Fernsehbilder war kaum zu erkennen, dass der Angreifer noch mit der Fussspitze dran war.
Belfodil trug es mit Fassung: «Egal, is Hoffenheim goal, it's okay», sagte der Algerier in einem Deutsch-Englisch-Mix. Kramaric habe ihm schliesslich auch den Assist zum ersten Tor aufgelegt.
«Wir müssten eigentlich Champions League spielen, aber leider hatten wir nicht viel Glück diese Saison. Die Champions League ist zu weit weg», sagte Kramaric zu den Aussichten der Hoffenheimer. Die Leverkusener drohen in jene Ergebniskrise zu rutschen, die auch die TSG lange hatte. «Wir haben noch sieben Spiele. Klar dürfen wir nicht mehr gross ausrutschen, aber trotzdem wollen wir unsere Ziele noch erreichen», meinte Volland angesichts des Gedränges im oberen Tabellendrittel.
Auf die Frage, ob der Wirbel um eine angebliche 100-Millionen-Euro-Ablöseforderung für Bayer-Juwel Kai Havertz und das kolportierte Interesse des FC Bayern die Mannschaft beeinflusst habe, antwortete Trainer Peter Bosz mit einem deutlichen: «Nein.» Auch Sportdirektor Simon Rolfes versicherte: «Die Diskussionen um ihn sind in den Medien, intern aber nicht. Von daher können wir gelassen damit umgehen.»