WM-Bilanz 2019: Zahlen und Fakten zum Turnier in Frankreich
Das Wichtigste in Kürze
- Die achte Fussball-Weltmeisterschaft der Frauen in Frankreich ist nach 30 Tagen Geschichte.
Mit dem 2:0-Finalsieg der USA gegen Europameister Niederlande in Lyon endet das Turnier, das FIFA-Präsident Gianni Infantino als die «beste Frauen-WM aller Zeiten» bezeichnete.
Sportlich und gesellschaftspolitisch war die WM ein Meilenstein und setzte neue Massstäbe im Frauenfussball.
TEILNEHMERFELD: Womöglich war es die letzte Frauen-WM mit 24 Mannschaften. FIFA-Chef Infantino strebt eine Aufstockung auf 32 Teams an - möglichst schon zur WM 2023. Wo diese stattfindet, soll im März 2020 in Amsterdam vom FIFA-Council (37 Mitglieder) entschieden werden. Bei der nächsten Council-Sitzung im Oktober in Shanghai müsste aber zunächst über eine Ausweitung abgestimmt werden. Stand heute gibt es neun Bewerber für die WM-Endrunde in vier Jahren - so viele wie nie zuvor. Süd- und Nordkorea wollen sie gemeinsam ausrichten. Interesse an der Gastgeberrolle haben auch Argentinien, Australien, Bolivien, Brasilien, Kolumbien, Japan, Neuseeland und Südafrika hinterlegt. Bis zum 4. Oktober müssen die Länder bei der FIFA ihre Bewerbung offiziell einreichen.
PREISGELD: Für die Frauen-WM in Frankreich hatte die FIFA das Preisgeld auf 30 Millionen US-Dollar (rund 26,7 Millionen Euro) verdoppelt. Infantino kündigte an, dass der Weltverband 2023 noch einmal so viel - also 60 Millionen US-Dollar (rund 53,4 Millionen Euro) - an Prämien ausschütten will. Erstmals erhielten die Teilnehmer auch Geld für die Turniervorbereitung, insgesamt 11,5 Millionen US-Dollar. Die Vereine wurden zum ersten Mal für die Abstellung von Spielerinnen entschädigt. Es sind auf den ersten Blick weitere Schritte zur Gleichbehandlung von Männern und Frauen. Doch die Lücke ist weiter gross und wird sogar noch grösser. Denn auch die Männer-Prämien steigen weiter. 2018 in Russland erhielt allein Weltmeister Frankreich eine Prämie von 38 Millionen US-Dollar (damals 32,5 Millionen Euro). Die Gesamt-Prämien für die nächste Männer-WM in Katar 2022 sollen rund 440 Millionen US-Dollar betragen.
AUSZEICHNUNGEN I: Megan Rapinoe wurde nicht nur wegen ihres Kampfes für Gleichberechtigung, gegen Homophobie, Rassismus und Ausgrenzung zur prägenden Figur der WM. Die 34 Jahre alte US-Frontfrau legte sich mit US-Präsident Donald Trump an, sorgte aber auch für Furore auf dem Rasen. Mit ihrem Elfmetertor brachte sie die USA im Endspiel in Führung und schraubte ihr Konto auf sechs Turniertreffer. Dafür wurde Rapinoe mit dem Goldenen Schuh der besten Torschützin ausgezeichnet. Rapinoe erhielt auch den Goldenen Ball als beste WM-Spielerin.
AUSZEICHNUNGEN II: Einen Preis erhielt auch die deutsche Nationalspielerin Giulia Gwinn trotz des Viertelfinal-Aus mit dem DFB-Team. Die 20-Jährige vom SC Freiburg, die von der kommenden Saison an für den FC Bayern München spielt, und bei der WM alle fünf Spiele absolvierte, wurde als beste Nachwuchsspielerin mit dem «Young Player Award» ausgezeichnet.
ZUSCHAUER: In der Gunst der Zuschauer ist eine neue Stufe erreicht. Laut FIFA haben auf allen TV-Kanälen und Plattformen mehr als eine Milliarde Menschen inklusive des Final-Wochenendes die WM-Spiele verfolgt. Die Rekordmarke bedeutet eine Verdopplung im Vergleich zur WM in Kanada vor vier Jahren. Die meisten Zuschauer hatte vor dem Finale am Sonntag das Achtelfinale zwischen Brasilien und Frankreich mit weltweit knapp 58,8 Millionen Zuschauern angelockt - dieser Allzeit-Rekord für ein Frauenfussballspiel könnte im Finale aber noch übertroffen worden sein. Die Bestmarke hielt bisher das WM-Finale 2015 zwischen den USA und Japan (52,6 Millionen) in Vancouver. In vielen Ländern wie den USA, Frankreich, Brasilien, China, Italien, England oder den Niederlande stiegen die TV-Quoten sprunghaft.
TICKETS: Insgesamt 1 163 000 Eintrittskarten wurden laut FIFA für die 52 Spiele verkauft bzw. zugeteilt. 75 Prozent der Tickets gingen an französische Zuschauer, gefolgt von den USA (15 Prozent), England und den Niederlanden (jeweils 3 Prozent).
TORE/KARTEN/VIDEOBEWEIS: 146 Tore fielen in 52 Spielen, das sind 2,8 im Schnitt. 124 Verwarnungen sprachen die Schiedsrichterinnen aus, vier Spielerinnen sahen die Rote Karte. Nach der WM-Premiere bei den Männern in Russland gab es auch bei der Frauen-WM erstmals den Videobeweis. Als Problem erwies sich die mangelnde Erfahrung vieler Schiedsrichterinnen mit der Technik, den zahlreichen Schulungen im Vorfeld zum Trotz. Absprachemängel zwischen den durchweg männlichen VAR's (Video-Assistent-Referees) und den weiblichen Unparteiischen waren die Folge. Oft dauerten die Entscheidungen zu lange. Fazit: Der Videobeweis ist auch bei den viel schneller gewordenen Frauen-Spielen unerlässlich. Aber es gibt noch viel zu tun.