Young Boys mit goldener Saison: Mit Routine und Ruhe zum Titel
Nach 32 Jahren feiern die Young Boys erstmals wieder einen Titel, während der Serienmeister Basel eine eher schwache Saison einzieht. Die Berner haben sich den Pokal aber hart verdient – und behielten in den entscheidenden Momenten die Nerven. Eine Analyse.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Berner Young Boys entthronen den FC Basel und werden zum ersten Mal seit 32 Jahren Meister.
- Der Erfolg ist einigen Schlüsselfiguren zuzusprechen.
YB ist Schweizer Meister. Nach acht Jahren Basler Dominanz kann endlich wieder einmal ein anderer Verein den Pokal in die Höhe stemmen. Und die Young Boys mussten darauf lange warten, ganze 32 Jahre. Solche Geschichten schreibt nur der Fussball.
Die Berner haben das Verliererimage definitiv abgelegt. Oder wie Meistertrainer Adi Hütter es gegenüber «SRF» ausdrückt: «Wir haben das Wort ‹veryoungboysen› hinter uns gelassen.» Fast schon schade, dass der FCB dieses Jahr eine so schwache Saison eingezogen hat.
Am Rheinknie wurden die Chefposten innert kurzer Zeit ausgewechselt. Basel verlor danach die Dominanz in der Super League, während die Berner ihr Ding souverän durchspielten. Die starke Leistung YBs soll dadurch nicht geschmälert werden. Denn ein YB in solch bestechender Form hätte auch einem Basel in Topform den Meistertitel abjagen können – und wir hätten sicher einen spannenderen Meisterkampf erlebt.
Mit Routine und Ruhe zum Titel
Dort, wo es Basel fehlte, trumpfte der frisch gebackene Meister auf: in der Routine. Spielerisch allen voran Steve von Bergen. Der 34-jährige Abwehrstratege und Kapitän weiss, wie man Meister wird (2006 und 2007 mit dem FCZ) und leitete YB auf Meisterkurs.
Beim Thema Routine darf natürlich einer nicht vergessen werden: Marco Wölfli. Der Grenchner schreibt eine aussergewöhnliche Geschichte. Lange Zeit blieb der heute 35-Jährige hinter Yvon Mvogo und David von Ballmoos nur die zweite Garde. Doch «der Wolf» blieb seinem Club treu. Im Januar sprang der Routinier für den verletzten von Ballmoos ein. Und gegen Luzern ist es nun ausgerechnet Marco Wölfli, der in der entscheidenden Szene die Ruhe bewahrt und sich den Penalty von Schneuwly krallt.
Falls es noch Argumente für eine Bronzestatue von Marco Wölfli braucht 😉: Wie wärs mit diesem Fact? Der Wolf hielt in dieser Saison noch keinen Penalty (3 insgesamt)...ausser diesen: #manofthematch #championmaker #meistermacher @BSC_YB @radio_gs pic.twitter.com/l44hFUSWAJ
— Swiss Football League (@News_SFL) April 28, 2018
Die Ruhe bewahren, das konnten speziell Trainer Adi Hütter und Sportchef Christoph Spycher gut. Die Beiden sind ein eingespieltes, bodenständiges Duo, das in dieser Saison alles richtig gemacht hat. Hütter hat einmal gesagt, er wolle nicht als Grossmaul in Erinnerung bleiben, sondern als Trainer, der den Club weitergebracht hat. Die Plakate, welche gestern im Stade de Suisse in der Fankurve aufgehalten wurden, sprechen für sich.
Die Front behielt (fast immer) die Nerven
Was YB in dieser Saison aber zu guter Letzt so unbestechlich gemacht hat, waren die Akteure auf dem Platz. Kevin Mbabu, der Puncher, Djibril Sow und Sékou Sanogo trieben das Spiel voran, zogen die Fäden. Und mit Sulejmani, Fassnacht, Assalé, Nsame und Hoarau hatten die Berner gleich fünf Torgaranten. Nur gegen den Kantonsrivalen und Angstgegner Thun zog YB zweimal den Kürzeren. Als aber Anfang Jahr in Bern das erste Mal das Wort «Meistertitel» in den Mund genommen wurde, zeigten die Spieler Nerven aus Stahl und holten den Kübel seit 32 Jahren erneut in die Hauptstadt.
Mit YB hat die Super League einen würdigen Meister gefunden. Am 27. Mai könnten die Berner im Cupfinal das Double holen. Wir können uns also auf die nächste Saison freuen. Auf dass die Machtverhältnisse in der Super League in Zukunft wieder etwas spannender werden.