Bernie Ecclestone: Ein streitbarer Zampano und Oldie-Papa wird 90
Heute wird Bernie Ecclestone 90 Jahre alt. Der Brite und ehemalige Formel-1-Boss hat sich aus dem Rennzirkus zurückgezogen. Für Schlagzeilen sorgt er weiterhin.
Das Wichtigste in Kürze
- Bernie Ecclestone feiert seinen 90. Geburtstag.
- Der Oldie-Papa blickt auf eine bewegte Zeit und ist auch heute noch eine Streitfigur.
Der kleine Ace dürfte sich am runden Geburtstag vom Papa nicht stören. 90 Jahre alt wird Bernie Ecclestone heute Mittwoch. Sein erster Sohn ist gerade mal vier Monate alt.
Einer, der den Ehrentag wieder markiert hat, ist der deutsche Vierfach-Weltmeister Sebastian Vettel. Zum 80. hatte sich der Hesse schon etwas einfallen lassen: Passend zum Humor des streitbaren Briten gab es einen Rollator, aufgemotzt, versteht sich, dank Vettels damaligem Rennstall Red Bull.
Zehn Jahre später stehen beide immer noch in regelmässigem Kontakt, auch wenn sich die Wege getrennt haben. Zehn Jahre später dürfte Vettel zum 90. von Ecclestone sicher wieder ein launiges Präsent parat haben.
Selbst wenn 57 Jahre sie trennen, haben der 33 Jahre alte Vettel und Ecclestone schliesslich neben einer Leidenschaft für Backgammon noch etwas gemeinsam: Beide sind als Familienväter in den zurückliegenden zwölf Monaten stolze Papas eines Buben geworden.
Familienplanung noch nicht abgeschlossen
Was Ecclestones weitere Familienplanung betrifft, ist die aber deswegen noch nicht unbedingt abgeschlossen. Vielleicht sollte Ace (deutsch: Ass), wie der Kleine heisst, «noch einen kleinen Bruder oder eine kleine Schwester haben», bekundete Ecclestone bereits.
Mit seiner jetzigen Frau, der mehrere Jahrzehnte jüngeren Brasilianerin Fabiania Flosi, ist es das erste gemeinsame Kind. Aus den beiden vorhergehenden Ehen hat Ecclestone drei erwachsene Töchter.
Seit nun fast vier Jahren hat Ecclestone auch deutlich mehr Zeit, sich um die Familie zu kümmern. Anfang Januar 2017 war er als Geschäftsführer der Formel 1 abgesetzt worden.
Das Ende einer Ära, die Ende der 1970er Jahre begonnen hatte. Damals hatte Bernard Charles Ecclestone, für viele nur «Mister E», die Vermarktungs- und TV-Rechte gekauft. Ein gerade mal 1,60 Meter grosser Mann, aufgewachsen in Bexleyheath im Grossraum London, Schulabbrecher mit 16 Jahren.
Schon als kleiner Bub erwachte Ecclestones Geschäftssinn, ins Berufsleben startete er unter anderem als Händler von gebrauchten Motorrädern. Doch da war auch die Faszination für Rennwagen. Nur reichte das Talent als Fahrer einfach nicht. Was also tun? Ecclestone stieg als Manager ein, kümmerte sich auch um Jochen Rindt, dessen tödlicher Unfall 1970 Ecclestone schwer traf.
Fürs Lenken im Rennwagen war Ecclestone nicht gut genug, also übernahm er irgendwann einfach das Steuer der Formel 1 – zumindest was sämtliche kommerzielle Belange betraf. Handeln, Geschäfte machen – das war und blieb Ecclestones Metier. Rund vier Jahrzehnte führte er die Geldgeschicke der Motorsport-Königsklasse, eroberte neue, wenn auch manchmal zweifelhafte Märkte in politisch teils umstrittenen Ländern.
«Wir sind nicht so etwas wie Mafia, wir sind Mafia»
Wobei er selbst die Formel 1 auch eher diktatorisch und getreu dem Motto «Teile und Herrsche» bestimmte. «Wir sind nicht so etwas wie die Mafia, sondern wir sind die Mafia», sagte er einmal über das Zusammenspiel zwischen ihm und dem ebenfalls langjährigen Chef des Automobil-Weltverbandes, Max Mosley.
Ecclestone überstand viele Machtkämpfe und Skandale, oft auch mit dem ihm eigenen Humor.
Als der spektakuläre Betrugsprozess im August 2014 in München nach mehreren Monaten gegen eine Geldauflage von 100 Millionen Dollar eingestellt worden war – Ecclestone hatte sich dem Vorwurf der Bestechung eines hochrangigen deutschen Bankers beim Verkauf der Formel 1 2006 ausgesetzt gesehen – meinte der Brite: «Der Richter hat einen ziemlich guten Job gemacht, dass ich so viel zahlen musste.»
Er hatte versichert: «Ich werde der Auflage nachkommen, so dass ich leider die Herren und Damen nicht mehr persönlich wiedersehen werde.»
Ecclestone sorgt noch immer für Aufsehen
In der Formel 1 sieht man ihn – erst recht in der Corona-Zeit – auch nicht mehr so oft. Die Sticheleien der Anfangszeit nach seiner Demission haben sich auch gelegt. Was nicht heisst, dass Ecclestone nicht immer wieder mal für Gesprächsstoff und Kopfschütteln sorgt.
Ende Juli hatte er auch Landsmann Lewis Hamilton gegen sich aufgebracht, als Ecclestone in der Rassismus-Debatte in einem CNN-Interview behauptet hatte, in vielen Fällen seien schwarze Menschen rassistischer als weisse Menschen.
«Wenn jemand, der den Sport über Jahrzehnte führt, so wenig von den tiefgreifenden Problemen versteht, mit denen schwarze Menschen jeden Tag umgehen müssen, wie können wir dann Verständnis von den Menschen erwarten, die unter ihm arbeiten», hatte Sechsfach-Weltmeister Hamilton gekontert.
Die Formel-1-Führung hatte sich ebenfalls von Ecclestones Aussagen distanziert und darauf hingewiesen, dass der Brite keine Rolle mehr in der Königsklasse spiele. Sein Titel als Emeritierter Vorsitzender ehrenhalber sei im Januar dieses Jahres ausgelaufen.