Vettel in Sorge: Die Formel 1 verliert ihre Charakterköpfe

DPA
DPA

Italien,

Monaco steht immer auch für eine Zeitreise. Zurück in die Vergangenheit der Formel 1. Ursprünglich, authentisch. Etwas das Sebastian Vettel auch bei handelnden Personen immer mehr vermisst.

Der Ferrari von Sebastian Vettel ist zu langsam. Foto: David Davies/PA Wire
Der Ferrari von Sebastian Vettel ist zu langsam. Foto: David Davies/PA Wire - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Sebastian Vettel ist in Sorge.

Wo sind die Niki Laudas der Zukunft? «Es gibt viele Leute, die nicht so sind, wie sie sich im Fernsehen geben», sagte der 31 Jahre alte Hesse am Rande des Grossen Preises von Monaco, «und deren Zahl steigt schnell».

Diesmal ist es keine Motorenreform. Keine Regelrevolution. Es ist ein schleichender Prozess in Sachen Personal. Ein Wandel, der die Formel 1 auch vor weitere Probleme stellen könnte. Die Gesichter, die die Motorsport-Königklasse Jahre und Jahrzehnte geprägt haben, verschwinden zusehends.

Gestorben wie Lauda (70) am vergangenen Montag oder unmittelbar vor dem Auftakt-Grand-Prix in Australien Rennleiter Charlie Whiting (66). Entmachtet seit Januar 2017 wie der 88 Jahre alte Bernie Ecclestone. Oder einfach nicht mehr dabei wie der ehemalige langjährige McLaren-Teamchef Ron Dennis (71). Oder der ebenso schillernde wie streitbare Flavio Briatore (69), einst Teamchef von Michael Schumacher bei dessen WM-Triumphen im Benetton Mitte der 1990er. Oder Max Mosley (79), langjähriger Chef des Internationalen Automobilverbandes.

Namen, die über lange Zeit Inbegriffe der Formel 1 waren - wie eben auch Lauda. Zunächst als Fahrer mit drei WM-Titel und einem unglaublichen Comeback nach seinem Feuerunfall auf dem Nürburgring. Dann als Oberaufseher des deutschen Mercedes-Rennstalls. Der Österreicher fuhr und arbeitete immer am Limit. Er war authentisch. Er sagte, was er dachte. «Das wird der Formel 1 fehlen. Das kann man nicht ersetzen. Es kommt auch nicht viel nach in der Hinsicht», betonte Vettel.

Dass der Retro-Liebhaber aus Heppenheim an einem Ort wie Monte Carlo, einem weiteren Inbegriff der Motorsport-Königsklasse, derartige Sorgen äussert, passt. Zum 66. Mal wird an diesem Sonntag (15.10 Uhr/RTL und Sky) ein WM-Lauf im Fürstentum an der Côte d'Azur stattfinden. Siege auf dem 3,337 Kilometer langen Kurs sind Besonderheiten in jeder Vita eines Rennfahrers.

Keine Auslaufzonen wie auf den modernen Strecken der Formel-1-Welteroberungstour. Millimeter geht es an den Leitplanken vorbei. Die 1420 gestapelten Reifen sollen bei Unfällen den Einschlag wenigstens etwas abdämpfen. Alle 15 Meter ist ein Feuerlöscher angebracht, falls die High-Tech-Wagen mit ihren Hybridmotoren nach einem Crash Feuer fangen. Legt man einen nostalgischen Filter über das Grand-Prix-Wochenende 2019, fühlt es sich wie eine Zeitreise in die Vergangenheit an.

Dennoch blickt die Formel 1 auch in Monaco nach vorn. Es ging um die Motoren. 2025 soll es noch mal eine gravierende Reform geben, heisst es. Red-Bull-Teamchef Christian Horner glaubt, dass diese dann für fünf bis zehn Jahre gültig sein sollte. «Also sprechen wir eigentlich bis 2035 - das ist aber noch sehr weit weg.» Lewis Hamilton wird dann 50 Jahre alt. Vettel 48. Selbst die Hoffnungsträger der aktuell nächsten Star-Generation wie Max Verstappen von Red Bull oder Charles Lecler von Ferrari, beide derzeit 21 Jahre jung, dürften dann spätestens am Ende ihrer Karrieren stehen.

Bei anderen naht es früher, das Aus in der Formel 1. Kimi Räikkönen, einer der wenigen verbliebenen Kultfahrer, ist noch dabei und fährt an der Mittelmeerküste seinen 300. Grand Prix. Aber wie lange ist er noch dabei? Räikkönen wird in dieser Saison 40 Jahre alt, der Vertrag des Finnen bei Alfa Romeo ist bis Ende 2020 gültig. Das Gleiche gilt für das Arbeitspapier von Fünffach-Weltmeister Hamilton (34) bei Mercedes und auch Vettel (31) bei Ferrari. Einer wie Fernando Alonso (37) ist seit dieser Saison schon nicht mehr dabei.

Namen, die für Titel, Triumphe und Typen in der Formel 1 stehen. Wie vor allem auch der von Rekordweltmeister Michael Schumacher. Der mittlerweile 50-Jährige ist seit seinem Skiunfall Ende 2013 aber nicht nur aus dem Fahrerlager verschwunden, sondern gänzlich aus der Öffentlichkeit. Auch um ihn bleibt Vettel in Sorge.

Kommentare

Weiterlesen

a
oeuvray kolumne
2 Interaktionen

Mehr aus Italien

Papst Franziskus
17 Interaktionen
6 Interaktionen
Georgia Meloni
2 Interaktionen