Vettel und Hamilton scherzen - Lücke bleibt aber

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Italien,

Sebastian Vettel war gut drauf. Launige Wortgefechte mit Lewis Hamilton würde er aber gern gegen echte Duelle mit dem Formel-1-Souverän auf der Strecke eintauschen. Der Rückstand bleibt, darüber darf Vettels zweiter Platz in Monaco nicht hinwegtäuschen.

Ferrari-Pilot Sebastian Vettel (M.) konnte sich über seine beste Saisonplatzierung freuen. Foto: David Davies/PA Wire
Ferrari-Pilot Sebastian Vettel (M.) konnte sich über seine beste Saisonplatzierung freuen. Foto: David Davies/PA Wire - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Da war er wieder, der hessische Lausbub in Sebastian Vettel.

Pfiffige Kommentare, typisches Grinsen, launige Wortgefechte. Allen voran mit seinem Dauer-Bezwinger Lewis Hamilton.

Als der Brite nach seinem famosen Monaco-Triumph ankündigte, sich am Abend ein schönes Essen und dazu ein Glas oder auch ein paar Gläser Wein zu gönnen, riet Vettel frech: «Sag doch einfach: eine Flasche.»

Es könnte so schön sein. Vettel, der viermalige Weltmeister gegen Hamilton, den fünfmaligen Weltmeister. Ferrari gegen Mercedes. Formel-1-Giganten unter sich. Vettel bleibt im Duell mit dem nunmehr 77-maligen Grand-Prix-Gewinner aber der Geschlagene.

Darüber konnte auch der zweite Platz beim packenden Klassiker in Monte Carlo nicht hinwegtäuschen. 55 Punkte liegt Vettel nach sechs Rennen zurück. «Wir arbeiten sehr hart und mit Hochdruck daran, die Lücke zu schliessen und den Spiess möglichst bald rumzudrehen, damit es nicht zu langweilig wird», beteuerte der WM-Dritte Vettel.

Vieles deutet aber daraufhin, dass Vettel in seinem fünften Jahr sehr früh im Kampf um die WM rechnerisch raus sein könnte. Dieser Hamilton scheint in der Form seines Lebens. Der 34-Jährige bügelte auch die Strategiepanne seines Teams aus. «Ein Sieg, der auf intensiver Spannung, nervenaufreibender Anstrengung, Schweiss und intuitiver Entschlossenheit fusste», lobte der britische «Guardian». Fast 70 der 78 Runden musste Hamilton auf der weicheren Reifenmischung fahren. Mercedes hatte sich verspekuliert. «Rückblickend wissen wir, dass die Reifenwahl bei Lewis falsch gewesen ist. Wir hätten bei seinem Stopp auf die harten Reifen wechseln müssen», betonte Teamchef Toto Wolff.

Hamilton klagte fast im Rundenrhythmus, kämpfte aber erfolgreich gegen die abbauenden Rutsch-Gummis und Attacke-Pilot Max Verstappen im Red Bull. «Es war der qualvollste aller 77 Siege des Engländers», befand die spanische Zeitung «La Vanguardia». Am Ende einer hochemotionalen Woche mit dem Tod von Oberaufseher Niki Lauda zu Wochenbeginn und dem Hamilton-Sieg «mit dem Spirit» des dreimaligen Champions kehrte auch das Lachen bei den Silberpfeil-Mitarbeitern wieder zurück - notfalls über sich selbst.

Wie in dem Video, das das Werksteam am Abend von Monaco noch via Instagram veröffentlichte. Rede und Antwort muss darin Mercedes-Ingenieur James Vowles stehen. «Nun, im Nachhinein ist es recht klar: Mit den härteren Reifen hätten wir dasselbe Ergebnis erzielt - nur mit weniger Stress», sagte er. «Wir wollten es ein bisschen spannend machen.» Die Unterhaltung mit Hamilton via Funk sei gut gewesen, bei der Nachbesprechung würden sie bestimmt noch mehr Spass haben. «Zuerstmal hoffe ich, dass er mich umarmt», sagte Vowles.

Die Umarmung bekam er. Allerdings liess es sich Hamilton nicht nehmen, Vowles und Kollegen mit einer Flasche Schampus und sichtlicher Freude vollzuspritzen, während diese konzentriert vor ihren Laptops sassen. «Ihr habt mir diese Medium-Reifen für 68 Runden gegeben», schimpfte Hamilton - mit mehr als einem Augenzwinkern.

Vier Saisonsiege, 137 Punkte. Hamiltons Start in die Saison hätte besser kaum laufen können. Den Angriff von Teamkollege Valtteri Bottas hat er abgewehrt, der Finne liegt 17 Punkte hinter Hamilton, dem nach einem gemütlichen Abend bei gutem Essen und Wein aber auch schon wieder ein trauriger Tag bevorsteht.

Er will zur Beerdigung von Niki Lauda am Mittwoch in Wien reisen. «Natürlich», antwortete er kurz und knapp auf die entsprechende Frage. Die Art und Weise, wie er seinen Erfolg in Monaco einfuhr, wäre ganz im Sinne des stets kämpferischen Lauda gewesen. «Ich weiss, er schaut auf uns herunter, ich wollte ihn einfach stolz machen», sagte Hamilton.

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