Bjarne Riis «Monsieur 60 Prozent» ist wieder da

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Australien,

Sein Tour-de-France-Sieg 1996 basierte auf Lug und Trug, auch in seiner Zeit als Teamchef wurde in seinem Rennstall munter gedopt. Nun ist Bjarne Riis wieder zurück im Radsport, als starker Mann beim Team NTT. Mit seinen Kritikern will er einen Kaffee trinken.

Wieder da: Bjarne Riis, Teammanager beim südafrikanischen World-Tour-Team NTT Pro Cycling. Foto: Yuzuru Sunada/BELGA/dpa
Wieder da: Bjarne Riis, Teammanager beim südafrikanischen World-Tour-Team NTT Pro Cycling. Foto: Yuzuru Sunada/BELGA/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Bjarne Riis lächelte die lästigen Doping-Fragen einfach weg: «Vielleicht sollten die Leute mich besser kennen lernen, bevor sie sich ihre Meinung bilden.»

«Was kann ich sagen? Ich werde vielleicht all meine Kritiker zu einem Kaffee einladen und ihnen erklären, wie ich die Dinge mache», sagte Riis dem Internetportal Cyclingnews am Rande der Tour Down Under in Australien und wollte über seine dunkle Vergangenheit im Radsport nicht länger sprechen.

Knapp fünf Jahre war Riis von der grossen Bühne verschwunden, ehe er sich mit seinen Geschäftspartnern beim südafrikanischen World-Tour-Team NTT Pro Cycling einkaufte und gleich als Teamchef den wichtigsten Posten einnahm. Dass der Däne inzwischen geläutert sei, glaubt der frühere Doping-Kronzeuge Jörg Jaksche nicht. «Das würde mich sehr, sehr wundern. Der sieht nicht ein, dass es scheisse war, was er gemacht hat», sagte Jaksche der Deutschen Presse-Agentur.

Jaksche, der 2006 im Zuge des Dopingskandals um Eufemiano Fuentes aufgeflogen war, hatte einige Jahre seiner Karriere unter Riis beim Team CSC bestritten. Doping gehörte damals zur Tagesordnung. «Man konnte sich einfach mit Bjarne oder den Ärzten absprechen. Der wusste zu jedem Zeitpunkt, was ich mache. Da wurde auch innerhalb des Teams mit gefälschten Cortison-Attesten gearbeitet», berichtete Jaksche.

Zu diesen Erkenntnissen war auch die dänische Anti-Doping-Agentur ADD nach einer dreijährigen Untersuchung im Jahr 2015 gekommen. Dumm nur, dass die Verjährungsfrist bereits verstrichen war. Riis blieb von einer Sperre verschont, während alte Weggefährten wie der langjährige Armstrong-Teamchef Johan Bruyneel lebenslang gesperrt wurden.

Riis bedauerte danach öffentlich seine Fehler, wirklich reumütig wirkte das nicht. Wie auch sein Geständnis im Zuge des Telekom-Skandals, dass er bei seinem Tour-Sieg 1996 gedopt habe. Sein Gelbes Trikot liege in der Garage im Pappkarton. Man könne es sich holen, sagte der Däne, der wegen seines hohen Hämatokritwertes einst den Spitznamen «Monsieur 60 Prozent» hatte, 2007 lapidar.

Dass Riis nun zurückkehrt, ist für ADD-Geschäftsführer Michael Ask ein Unding. «Ich denke immer noch, dass er moralisch oder ethisch nicht in der Lage ist, ein professionelles Radsportteam zu führen», sagte Ask der «Süddeutschen Zeitung».

Von den Tour-Verantwortlichen wurde Riis einst zur Persona non grata erklärt, eine Handhabe hatten sie gegen ihn aber nicht. 2015 schien der Spuk vorbei zu sein, als er beim Tinkoff-Rennstall (das CSC-Nachfolgeteam) entmachtet wurde. Riis arbeitete fortan auf tieferer Ebene und gründete mit seinem Geschäftspartner Lars Seier Christensen den Virtu-Rennstall. Nun bot sich die Gelegenheit zum Einstieg beim südafrikanischen Team, das im vergangenen Jahr unter dem Namen Dimension Data das schlechteste der World Tour war.

So geht Jaksche davon aus, dass sich Riis nicht gewandelt hat. «Ich glaube schon, dass es unter ihm Doping geben wird. Ich weiss nicht, ob er es initiieren würde», betonte der 43-Jährige, der auch keinen Wandel im Radsport feststellen kann. «Wie schlimm geht es dem Radsport, dass man finanziell auf Leute wie Bjarne Riis angewiesen ist? Das ist eher eine Budgetfrage. In der Not frisst der Teufel Fliegen.»

2021 startet die Tour de France in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen. Mit Riis in einer führenden Position, wie es aussieht. «Ich bin immer noch der gleiche. Ich habe immer noch die gleiche Philosophie und die gleichen Werte», sagte Riis bei seinem Antrittsbesuch in Australien. Worte, die nicht gerade beruhigend klangen.

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