Schweizerinnen an der EM in Aussenseiterrolle

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Bern,

Im Januar vollbringt das Frauen-Nationalteam Historisches, als es sich erstmals auf sportlichem Weg für eine Volleyball-EM qualifiziert. Ab Freitag gilt es für die Schweizerinnen in Bratislava ernst.

Betreten in Bratislava Neuland: Keine der 14 Schweizer Volleyball-Nationalspielerinnen hat bisher EM-Erfahrung sammeln können
Betreten in Bratislava Neuland: Keine der 14 Schweizer Volleyball-Nationalspielerinnen hat bisher EM-Erfahrung sammeln können - sda - KEYSTONE/JEAN-CHRISTOPHE BOTT

Das Wichtigste in Kürze

  • Sechs Jahre nach der Heim-EM in Zürich, als die Schweiz den Bonus des Co-Gastgebers neben Deutschland hatte, messen sich die Schweizerinnen wieder mit der europäischen Elite.

Diesmal sind die Voraussetzungen jedoch ganz anders. Nicht nur, weil der europäische Verband das Teilnehmerfeld von 16 auf 24 Nationen aufgestockt hat und er die kontinentale Meisterschaft erstmals in vier Ländern ausgetragen lässt.

Bei der letzten EM-Kampagne konnte sich das Schweizer Nationalteam unter der Regie von Volero Zürich über vier Sommer verteilt auf die Titelkämpfe vorbereiten. Diesmal mussten sich die Schweizerinnen die EM-Teilnahme hart erarbeiten. Sie machten dies von August 2018 bis Januar 2019 mit starken Leistungen in der Qualifikation.

Vom Team, das die Schweiz vor sechs Jahren an der Heim-EM vertrat, ist heute nur noch Nationaltrainer Timo Lippuner (damals Assistent von Svetlana Ilic) und dessen Assistent Jürgen Schreier dabei. Seit Lippuner 2014 zum Cheftrainer aufgestiegen ist, hat sich das Nationalteam stetig weiter entwickelt. Die junge Equipe - die 14 EM-Spielerinnen sind im Schnitt keine 22 Jahre alt - sah sich immer wieder mit neuen Herausforderungen konfrontiert und ist daran gewachsen.

Den nächsten Schritt wollen die Schweizerinnen nun in der slowakischen Hauptstadt Bratislava machen, wo sie alle ihre fünf Gruppenspiele bestreiten. Bereits das Überstehen der Vorrunde wäre für sie ein grosser Erfolg. Die Gegner in der Gruppe D heissen zum Auftakt Deutschland, danach Co-Gastgeber Slowakei, Rekordeuropa- und -Weltmeister Russland, Spanien und zum Abschluss Weissrussland. Um die Achtelfinals zu erreichen, müssen die Schweizerinnen in der Sechsergruppe zwei Teams hinter sich lassen.

Die besten Chancen rechnet sich Lippuner in den Partien gegen die Slowakei und Spanien aus, obwohl auch diese Teams «noch ein bis zwei Ligen über uns sind», wie er sagt. «Diese zwei Spiele werden darüber entscheiden, ob wir es eine Runde weiter schaffen oder nicht.» Weissrussland und vor allem Topfavorit Russland wie auch Deutschland schätzt Lippuner als noch stärker ein.

Doch auch gegen Teams vom Kaliber Deutschland oder Russland wollen sich die Schweizerinnen nicht einfach abschlachten lassen. «Wir versuchen uns deshalb jeweils Ziele zu setzen, die nicht resultatbezogen sind.» Dies habe in Montreux bereits gut geklappt, als sie beim international stark besetzen Länderturnier gegen jeden Gegner einen Satz gewinnen konnten, hält Lippuner fest.

Für den 39-Jährigen wird es die letzte Reise mit dem Nationalteam sein. Er wird den Verband nach der EM verlassen und sich künftig voll auf seine Aufgabe als Klubtrainer beim Bundesligisten Vilsbiburg konzentrieren.

Ein wichtiger Eckpfeiler in Lippuners Truppe ist Captain Laura Künzler. Die 22-jährige Aussenangreiferin ist mit 78 Länderspielen die Erfahrenste im Team und neben Maja Storck eine von zwei Schweizer Nationalspielerinnen, die ihr Geld im Ausland verdienen. Beide spielten letzte Saison in Deutschland und kennen deshalb einige Spielerinnen des Schweizer Auftaktgegners. Zusammen sollen Künzler und Storck an der EM im Schweizer Angriff für Furore sorgen.

Künzler sieht es als «riesigen Erfolg», dass die Schweiz die Qualifikation für die EM-Endrunde geschafft hat. Jetzt gehe es darum, sich selber zu belohnen und so viele positive Erfahrungen zu sammeln, wie nur möglich. Sie sieht durchaus auch Positives in der Rolle des Aussenseiter: «Wir müssen niemandem etwas beweisen.»

Das Team bezeichnet Künzler als «jung mit sehr viel Potential». Noch fehle in ihrem Spiel aber die Konstanz. «Wir können unglaubliche Ballwechsel produzieren, dann aber auch plötzlich wieder in ein tiefes Loch fallen. Das macht es für den Gegner aber auch schwierig uns einzuschätzen.» Das Ziel sei es, über sich hinauszuwachsen.

Sollte den Schweizerinnen das gelingen, würden sie die Vorrunde wohl nicht wie an der Heim-EM 2013 sieglos beenden.

Erster Anwärter auf Gold ist Serbien, das als Titelverteidiger und aktueller Weltmeister antritt. Als härtester Konkurrent der Serbinnen gilt Italien, der andere WM-Finalist vom letzten Herbst. Zum engeren Favoritenkreis zählen ausserdem der Schweizer Vorrundengegner Russland sowie die Türkei und die Niederlande.

Die weiteren EM-Austragungsorte neben Budapest sind Lodz in Polen, die ungarische Hauptstadt Budapest sowie die türkische Metropole Ankara, wo am Wochenende des 7./8. Septembers die Halbfinal- und Finalspiele stattfinden.

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