Ivica Kostelic spricht über Kitzbühel und Wengen

Peter Gerber Plech
Peter Gerber Plech

Österreich,

Ivica Kostelic ist sechzehnmal den Weltcup-Slalom von Kitzbühel gefahren. Jetzt kehrt der Slalom-Weltmeister von 2003 als Coach des kroatischen Teams zurück.

Ivica Kostelic
Ex-Slalom-Weltmeister Ivica Kostelic arbeitet jetzt als Betreuer im kroatischen Skiverband. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Ivica Kostelic ärgert sich, wenn man ihn als Trainer bezeichnet.
  • Der Kitzbühel-Slalom sei schwierig, aber nicht so schwierig wie jener in Wengen.
  • Eine WM-Medaille für Kroatien wäre für ihn eine Überraschung.

Nau.ch: Ivica Kostelic, alle sprechen immer darüber, dass die Streif die schwierigste Abfahrt ist. Hat Kitzbühel auch den schwierigsten Slalom?

Ivica Kostelic: «Kitzbühel ist einer der schwierigsten Slaloms, aber ich würde nicht sagen, dass es der schwierigste im Weltcup ist. Obwohl das Gelände wechselt und viele Übergänge hat, so ist doch die Gesamtkonfiguration in sich nicht so anspruchsvoll. Die Neigung ist vom Start bis ins Ziel ähnlich und es gibt keinen längeren Steilhang.»

Nau.ch: Es gibt im Weltcup sicher steilere Hänge, das stimmt. Aber was macht den Ganslernhang anspruchsvoll? Das wellige Gelände?

Ivica Kostelic: «Genau. Und die Piste hängt immer auf die eine oder andere Seite weg, meistens nach links. Die Wellen wurden in den letzten Jahren bei der Präparierung noch prägnanter gemacht und das macht auch das Rennen schwieriger.»

Nau.ch: In der Schrägfahrt, dort wo der Hang stark nach links weghängt, kommen die Fahrer den Zuschauern phasenweise ziemlich nahe. Stört oder beflügelt das?

Ivica Kostelic: «Das ist sicher gut für die Zuschauer. Für mich als Rennfahrer hat das keine Bedeutung gehabt. Es stört nicht, beflügelt aber auch nicht zusätzlich.»

Nau.ch: Sie sind 16mal zum Weltcup-Slalom am Ganslernhang gestartet und standen 4mal auf dem Podest – aber nie als Sieger. Würden Sie einen Ihrer 4 Siege in Wengen gegen einen in Kitzbühel eintauschen?

Ivica Kostelic: «Für mich war der Kitzbühel-Slalom wegen der klassischen Kombination immer besonders schwierig zu fahren. Die Kombi war immer in meinem Hinterkopf und es war stets ein mentaler Kampf vom Start bis ins Ziel.

Mal habe ich gedacht, so, jetzt musst du kämpfen, schneller fahren und Gas geben. Beim nächsten Tor habe ich mir gedacht Vorsicht, du musst ins Ziel kommen. Aber ich würde keinen der Wengen-Siege für Kitzbühel eintauschen. In Wengen wird auf der Mutter aller Slalomhänge gefahren.»

Nau.ch: Mit Matej Vidovic, Elias Kolega, Istok Rodes und Filip Zubcic hat Kroatien ein starkes Slalom-Team. Hat Ihnen zu Ihren Zeiten der teaminterne Konkurrenzkampf gefehlt?

Ivica Kostelic: «Es ist ganz bestimmt ein Vorteil, wenn in einem Team Konkurrenz herrscht. Leider hatte ich das zu meiner Zeit im Slalom nicht.»

Nau.ch: Sie sind, wie ihr Vater, als Trainer der kroatischen Fahrer unterwegs. Gibt es zwischen Ihnen und Vater Ante auch unterschiedliche Auffassungen, wie oder wieviel trainiert werden muss?

Ivica Kostelic: «Viele Menschen haben mir zum Trainer-Job in der kroatischen Nationalmannschaft gratuliert. Ich bin aber leider kein Trainer. Die Fahrer haben eigene Trainer, ich bin nur ein Betreuer.

Ein Mentor, der seine Erfahrungen weitergibt. Trainer ist eine Bezeichnung, welche die Leute viel zu leichtfertig verwenden. Oft werden Leute als Trainer bezeichnet, die einen Kurs besucht haben – manchmal haben sie nicht mal das.

Oder auch ehemalige Fahrer werden plötzlich als Trainer bezeichnet. Aber die Bezeichnung Trainer hat viel mehr Gewicht und kommt vom Wortursprung von ‚Training‘. Der Trainer ist jener Mensch, der das Training, den Sinn und Zweck des Trainings versteht und dieses mit Verantwortung führt.

Solche Trainer gibt es leider sehr wenige im Skisport und ich habe Respekt vor diesen wenigen Menschen. Insbesondere habe ich grossen Respekt vor der Kompetenz und der Trainingsführung meines Vaters. Er war seiner Zeit immer voraus und in diesen Fragen ein absoluter Meister.»

Nau.ch: Sie haben mit Kombi-Silber in Schladming 2013 die bisher letzte WM-Medaille für Kroatien gewonnen. Was darf der Ski-Fan vom kroatischen Team an der WM in Are erwarten? Vielleicht eine Medaille?

Ivica Kostelic: «Eine WM-Medaille für einen Kroatischen Rennfahrer wäre eine Überraschung. Aber es ist nicht unmöglich.»

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