Kokain

Wie Kokain-Notfälle Schweizer Spitäler belasten

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Zürich,

Immer mehr reines Kokain wird in der Schweiz konsumiert. Das bekommen auch Notfallstationen zu spüren, der Aufwand steigt.

überdosis
Die Zahl der Überdosis-Patienten steigt. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Momentan wird in der Schweiz viel mehr und stärkeres Kokain konsumiert.
  • Dies führt auch zu einer grösseren Anzahl Überdosis-Patienten in den Spitälern.
  • Gesundheitliche Abklärungen bedeuten aber jeweils mehr Aufwand für das Spital-Personal.

Als Aufputschmittel im Ausgang oder um im Beruf dem Leistungsdruck standzuhalten: Kokain gehört zu den meistkonsumierten Drogen der Welt. Auch in der Schweiz wird das weisse Pulver geschnupft, die Menge an importierter Ware nimmt zu.

Drogenexperten warnen vor einer Kokain-Welle, auch in der Schweiz. Der Trend bedeutet eine zusätzliche Belastung für Spitäler.

Kokain Spital Schweiz
Das Kokain wird zudem immer reiner. - Keystone

Viele von ihnen melden eine Zunahme an Überdosis-Patienten, so auch Matthias Liechti. Er ist stellvertretender Chefarzt der Klinischen Pharmakologie und Toxikologie vom Unispital Basel: «In Basel gibt es pro Jahr etwa 1000 Drogen-Vergiftungen auf der Notfallstation. Davon sind 100 auf Kokain zurückzuführen. 800 sind dem Alkohol zuzuschreiben.»

Bern Unispital Kokain
Im Unispital Bern werden Patienten mit einer Überdosis in separaten Behandlungszimmern abgegrenzt. - z.V.g.

Auch im Unispital Bern ist das Phänomen bekannt. Aristomenis Exadaktylos ist Chefarzt des Notfallzentrums und kennt die Tücken der Droge: «Im Gegensatz zu Heroin und anderen stark beruhigenden Substanzen gibt es bei Aufputschmitteln wie Kokain kein Gegenmittel.»

Man könne es auch mit einem durchgedrückten und blockierten Gaspedal vergleichen: Ist man erst mal im Rausch, kommt man nur wieder runter, wenn der Sprit alle ist.

Der Aufwand ist gross

Betroffene Patienten neigen oft zu Aggressionen und Halluzinationen. Aus diesem Grund ist das Unispital Bern auf gut ausgebildetes Personal angewiesen: «Bei diesen Fällen benötigen wir oft die ganze Equipe, von Ärzten über Pfleger bis hin zum Sicherheitspersonal. Dies fordert einen enorm hohen ärztlichen- und pflegetechnischen Aufwand.»

Kokain Unispital Bern
Die separaten Behandlung sind für die selbst- und fremdgefärtendenPatienten nötig. - z.V.g.

Denn: «Die Konsumenten stellen im Rausch eine erhebliche Gefahr dar und können aufgrund ihrer Agitation sich selber oder unser Personal verletzen», erklärt Exadaktylos.

Aus diesem Grund hat man bereits vor einiger Zeit Massnahmen ergriffen und spezielle Behandlungsräume eingerichtet. Darüber hinaus ist das Unispital Bern die erste Anlaufstelle bei Drogenvergiftungen, weshalb in diesem Bereich intensiv geforscht wird.

Gefässverengung und Herzinfarkt als Folge

Angstzustände, Krampfanfälle und aggressives Verhalten können Folgen einer Drogenvergiftung sein. Am gefährlichsten wird es aber beim Herz- und Blutkreislauf. Bluthochdruck und erhöhter Puls können im schlimmsten Fall zu Herzinfarkten und Gefässzerreissung führen.

Dem Aufwand pflichtet auch Liechti bei: «Die meisten Patienten werden einige Stunden überwacht, um schwere Schäden auszuschliessen. 16 Prozent aller Drogenvergiftungs-Patienten in Europa verlassen das Spital zudem entgegen medizinischer Empfehlung.»

Reines Kokain: «gesünder», aber gefährlicher

In letzter Zeit sei vor allem aufgefallen, das Schweizer Kokain reiner geworden sei. Im Prinzip seien reine Substanzen sicherer, wie Liechti erklärt, da sie nicht mit unbekannten oder giftigen Mitteln gestreckt würden. Allerdings könne es beim Umstieg viel schneller zu einer Überdosis kommen, da die Menge unterschätzt werde.

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