SVP-Nationalrat Mike Egger will vom Bundesrat wissen, was er von zuwandernden Fleischessern hält. Ein Denkanstoss.
Mike Egger Vegetarierin Bauernverbandspräsident
SVP-Nationalrat Mike Egger (links) im SRF-Kochstudio, zusammen mit Vegetarierin und ex-Grünen Nationalrätin Meret Schneider und Mitte-Nationalrat/Bauernverbandspräsident Markus Ritter. - SRF

Das Wichtigste in Kürze

  • SVP-Nationalrat Mike Egger hätte da ein paar Fragen zur bundesrätlichen Klimastrategie.
  • Unter anderem regt er an, nur noch Vegetarier zuwandern zu lassen.
  • Er hat sich was dabei gedacht – und solches sollte Schule machen. Ein Kommentar.
Ad

Als Fleischfachmann mit Executive MBA der Fachhochschule Graubünden ist SVP-Nationalrat Mike Egger natürlich fürs Thema sensibilisiert: Wenn der Bundesrat in der «Klimastrategie Landwirtschaft und Ernährung 2050» unter anderem «Ernährungsempfehlungen» formuliert, will Egger gerne mehr wissen. Darum hat er dem Bundesrat gleich mehrere Fragen in Form einer Interpellation eingereicht.

Es kommen zu viele, und sie essen das Falsche

Fragen, die quer gedacht sind – nicht, dass Egger Zusammenhänge sähe, wo keine sind, aber solche, an die der Bundesrat nicht gedacht hat. Fragen, von denen wir uns gerne mehr wünschen würden, weil wir nur so zu der hoffentlich angestrebten gesamtheitlichen Betrachtung finden. Fragen wie: «Erachtet es der Bundesrat als sinnvoll, die Zuwanderung auf Vegetarier zu beschränken?»

Bio-Bauer CO2
Auch der Traktor und die Kühe von Bio-Bauer Simon Trüb in Maur ZH produzieren Treibhausgasemissionen. - keystone

Denn als Vertreter der erweiterten Landwirtschafts-Lobby stört Egger das Landwirtschafts-Bashing in der Klimastrategie. Denn, so rechnet er vor, zwischen 1990 und 2021 seien die Treibhausgasemissionen der Landwirtschaft um 15 Prozent gesunken. Gewachsen sei dagegen im gleichen Zeitraum die Wohnbevölkerung, nämlich um fast 30 Prozent. Pro Kopf seien damit die Treibhausgasemissionen der Landwirtschaft sogar um mehr als ein Drittel gesunken – und trotzdem würden die Klimafolgen der Zuwanderung nicht thematisiert, die der Bauern mit ihren Kuh-Bäuerchen aber schon.

Wurst Fleisch Deutschland Konsum
Verschiedene Wurstsorten, aufgenommen am 19. Jan. 2008 in Berlin bei der Internationalen Grünen Woche. - keystone

Inkonsequenz verortet Egger auch beim Fleischkonsum. Dieser sei in der Schweiz pro Kopf ja deutlich niedriger als in den Nachbarländern. Wenn der Schweizer Fleischkonsum trotzdem steige, so die Schlussfolgerung, wären da wohl die zugewanderten Carnivoren aus Deutschland, Frankreich, Italien und Österreich daran schuld. Daher die obige Frage – die aber unerwähnt lässt, dass in Sachen Klimaschutz via Vegetarier-Priorisierung bei US-Zuwanderern noch viel mehr Fleisch am Knochen wäre.

Gerne mehr davon, mit Sauce

Solche zum Nachdenken anregende, dossierübgergreifende Fragen bräuchte es eigentlich öfter. Wenn Ständeräte den Lärmschutz lockern wollen, um dafür mehr Wohnraum schaffen zu können, sollte es doch «Klick» machen: Haben die etwa vergessen, wie viele Kilometer Lärmschutzwände wir dringend brauchen, um darauf Solarpanels montieren zu können?

Wenn der Nationalrat russische Spione konsequenter ausweisen will, ist ihm dann bewusst, dass dies nur klimaschädliche Symptombekämpfung ist? Die werden ja kaum zu Fuss nach Moskau zurückgehen. Besser wäre also, sie schon gar nicht erst reinzulassen, das spart das CO2 von Hin- und Rückweg. Köpfchen!

Sollten Politikerinnen und Politiker immer weiter denken?

Parlamentarierinnen von links und rechts begrüssen es, dass die RS dank Verkürzung attraktiver wird. Warum aber gleich wieder mit Denken aufhören? Gäbe es nicht andere Dinge, die man auch noch verkürzen könnte, damit man etwas öfter links und rechts einig ist? Mir fällt da grad konkret nichts ein. Okay gut, man könnte natürlich jetzt ein Brainstorming von 17 bis 18 Wochen machen, und dann eine Liste, und dann eine Shortlist, und da…

Hey! Kürzen ist schon gut, aber nicht bei mir. Alte Politiker-Weisheit.

Was meint der Bundesrat dazu?

Oder: Wenn Daniel Jositsch für kalte Atmosphäre bei seinem Sitznachbarn sorgt – befürwortet der Bundesrat wöchentliche Bundesratswahlen mit inoffiziellen Kandidaten im Kampf gegen die Klimaerwärmung? Oder genügt es, wenn Daniel Jositsch alle 15 Minuten den Sitzplatz wechselt?

Carlo Sommaruga Daniel Jositsch
Der Genfer SP-Ständerat Carlo Sommaruga (links, mit Schal) ist Sitznachbar von Daniel Jositsch (SPZH) im Ständeratssaal. - keystone

Das Weiterspinnen von einmal begonnenen Gedankengängen birgt indes auch Gefahren. So könnte der Bundesrat dem fragenden Mike Egger antworten: Nein, aber wir gedenken, die Zuwanderung massiv auszubauen. Je mehr Wohnbevölkerung, desto kleiner sind die Pro-Kopf-Treibhausgasemissionen der Landwirtschaft. Rechne!

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Daniel JositschNationalratBundesratBauernSVP