Regierung nicht beunruhigt über Wabco-Übernahme
Der Regierungsrat in Bern geht davon aus, dass sich am Umzug des Firmensitzen nach Bern nichts ändert.

Die Berner Kantonsregierung zeigt sich nicht sonderlich beunruhigt über die Nachricht, dass der erst kürzlich im Kanton Bern angesiedelte Bremsenhersteller Wabco übernommen werden könnte. Interesse an Wabco hat der Deutsche Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen.
Sollte es denn zu einer Übernahme kommen, geht der Regierungsrat grundsätzlich davon aus, dass sich am bereits eingeleiteten Umzug des Firmensitzes von Wabco nach Bern nichts ändert. Das schreibt der Regierungsrat in einer am Donnerstag veröffentlichten Antwort auf eine Anfrage in der Frühjahrssession von FDP-Grossrat Daniel Arn.
Ein Sprecher von ZF Friedrichshafen hatte Ende Februar Gespräche mit Wabco gegenüber verschiedenen Medien, darunter dem Handelsblatt, bestätigt. «Auch mit Wabco haben wir ergebnisoffene Gespräche geführt», zitiert die «Frankfurter Allgemeine» den ZF-Firmensprecher. Dieser erklärte damals, es gebe noch keinerlei Beschlüsse.
Nähere Auskünfte gab Firmensprecher Thomas Wenzel am Donnerstag mit Verweis auf die bisher erschienen Medienberichte nicht. Offen blieb deshalb auch die Frage, ob sich für den soeben in der Schweiz eröffneten neuen Wabco-Hauptsitz durch eine allfällige Übernahme etwas ändern würde.
Erste Wabco-Leute schon in Bern
Der Volkswirtschaftsdirektion seien die Absichten über eine allfällige Übernahme bis zum Erscheinen der Medienberichte nicht bekannt gewesen, heisst es in der regierungsrätlichen Antwort. Doch Firmenübernahmen und -zukäufe würden in der Wirtschaftswelt regelmässig geprüft und/oder durchgeführt.
Die Regierung verwies auch auf den Umstand, dass Anfang März die ersten Mitarbeitenden von Wabco planmässig ins SRG-Hochhaus an der Giaccomettistrasse eingezogen seien. Weitere würden im Lauf des Jahres kommen.
Ob der Kanton Bern von Wabco irgendwelche Verbindlichkeiten oder Garantien für den Verbleib im Kanton Bern erhalten hat, gab die Regierung mit Blick auf das Amts- und Steuergeheimnis nicht bekannt.
Ganz allgemein sei es so, dass der Kanton Ansiedlungsverhandlungen immer mit einer Standortgarantie verknüpfe. Werde diese oder würden andere vertragliche Abmachungen vor Ablauf des festgelegten Zeitrahmens aufgekündigt, so mache der Kanton einen Rückforderungsanspruch geltend.
SRG-Immobilie im Brennpunkt
Mitte Februar vermeldete die bernische Volkswirtschaftsdirektion die Ansiedlung des internationalen Grosskonzerns Wabco Automation in Bern. In einer ersten Phase sollen bis zu 40 Mitglieder der obersten Konzernleitung nach Bern ziehen. Später wolle Wabco ein Technologiezentrum realisieren. Mittelfristig hofft der Kanton auf 100 bis 200 zusätzliche Arbeitsplätze.
Der amerikanische Konzern schlägt sein neues Hauptquartier im Hochhaus der Schweizerischen Radio und Fernsehgesellschaft SRG an der Giacomettistrasse auf. Dort übernimmt Wabco die oberste Etage.
Der neue Standort ist von Interesse, weil die Immobilie an der Giacomettistrasse in den vergangenen Monaten eine Rolle spielte im Kampf um den Erhalt des Radiostudios in Bern.
Die SRG plant im Rahmen eines grossen Spar- und Reinvestitionsprojekts den Umzug des Berner Studios nach Zürich und die Konzentration ihrer Berner Standorte auf die Schwarztorstrasse. Davon erhofft sich die SRG Einsparungen von rund fünf Millionen Franken. Der Umzug des Radiostudios stiess im Kanton Bern und darüber hinaus auf Widerstand. Die Gegner sind der Ansicht, dass der Umzug keine wesentlichen Einsparungen bringen würde.
Die SRG sieht sich mit der Mieterin Wabco und allfälligen weiteren Interessenten beim gesteckten Sparziel hingegen auf Kurs.