Australiens Politiker im Klimaleugner-Shitstorm

Australien brennt. Hitze und Trockenheit brechen Rekorde. Wetterforscher warnen: Hitzewellen würden in Zukunft häufiger. Australische Politiker ignorieren dies.

Notfall-Management-Minister David Littleproud (links), Premierminister Scott Morrison (Mitte) und der Koordinator aller Buschfeuer-bekämpfenden Organisationen, Andrew Colvin, halten eine Pressekonferenz in Cranberra. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Brände wüten noch immer – und die Hitze in Australien schlägt alle gemessenen Rekorde.
  • Die Lage wird sich morgen Freitag nochmals verschärfen: Über 40 Grad und Wind solls geben.
  • Die Politiker – allen voran Premier Scott Morisson – geraten immer mehr in Erlärungsnot.

Seit Wochen wüten in Australien die heftigsten Buschfeuer aller Zeiten. Die Bundesstaaten Victoria und New South Wales sind am meisten betroffen, ein Gebiet, das etwa drei Vierteln der Schweiz entspricht, ist bereits niedergebrannt. 26 Menschen starben, mehr als eine Milliarde Tiere fiel den Flammen zum Opfer. Aus den Feuergebieten müssen die Menschen weiter fliehen.

Doug Schutz (dritter von rechts), Kapitän der nationalen freiwilligen Feuerwehr Tomerong in New South Wales, beaufsichtigt mit seinem Team einen kontrollierten Brand, der ein grösseres Buschfeuer eindämmen soll. - dpa

Ein Ende der Dürreperiode ist nicht in Sicht – zumindest bis Ende März, dann endet die Sommerzeit in Australien. Wetterexperten gehen zudem davon aus, dass die Hitzewellen auch in Zukunft immer heftiger und extremer werden. 2019 war das wärmste Jahr in Australien seit Beginn der Aufzeichnungen, wie das Amt für Wetterkunde erklärte. 41,9 Grad betrug die Höchsttemperatur, an elf Tagen lagen die Werte über 40 Grad.

Ebenfalls bestätigt das Amt den Zusammenhang zwischen den Bränden, den geringen Niederschlägen und den hohen Temperaturen sei deutlich.

Ein Buschfeuer, welches gelegt wurde um einen grösseren Brand in der Nähe einzudämmen, brennt im Bundesstaat New South Wales. Die Buschfeuer in Australien haben nach Behördenangaben bereits mehrere Millionen Hektar Land verbrannt. - dpa

Derweil stehen australische Politiker – allen voran Premier Scott Morrison – immer heftiger in der Kritik. Angelastet wird ihnen zu langsames, zu geringes Handeln und Einschreiten in der Notsituation. Morrison sagte gegenüber dem «Telegraph»: «Es gibt keine Argumente für die Zusammenhänge zwischen dem globalen Klimawandel und Wetterereignissen auf der ganzen Welt. Aber ich bin sicher, dass die Leute verstehen, dass eine einzelne Brandkatastrophe keine Verbindung darstellt.»

Sind Politiker Klimawandel-Leugner?

Gestern bezeichnete TV-Meteorologin Laura Tonin in der Sendung «Good Morning Britain» Parlamentsmitglied Craig Kelly zum Klimawandel-Leugner. «Sie erzeugen den zweithöchsten CO2-Ausstoss pro Kopf weltweit – und Sie stecken den Kopf in den Sand. Sie sind kein Klima-Skeptiker, Sie sind ein Klimawandel-Leugner!» Er bezeichnete sie daraufhin als «ignorantes britisches Wettermädchen».

Der australische Premierminister Scott Morisson. - Keystone

Tatsache ist: Australien ist ein Kohle-Land. Morrison gilt als Freund dieser milliardenschweren Industrie. Für das Land ist sie der wichtigste Export-Faktor. Aber: Das Verbrennen von Kohle setzt Kohlendioxid frei, was zur Erderwärmung beiträgt.

Morrison gerät nun wegen der Brände in der Klimawandel-Debatte immer mehr in Erklärungsnot. «Ich verstehe die Angst, ich verstehe die Frustration, aber das ist eine Naturkatastrophe, die am besten auf ruhige, systematische Art behandelt wird», findet der Premier. Er nehme die Erderwärmung ernst. Seinen Kurs wolle er aber nicht auf Kosten der Wirtschaft ändern.

Rund 3000 Feuerwehrleute kämpften im Bundesstaat New South Wales im Einsatz gegen etwa 134 Buschbrände. - dpa