Australien: Buschfeuer sind völlig ausser Kontrolle

Simon Binz
Simon Binz

Australien,

Tausende Feuerwehrleute kämpfen im Osten von Australien gegen lodernde Flammen. Der Grossraum Sydney stellt sich auf «katastrophale» Bedingungen ein.

Australia Wildfires
Die Feuer im Südosten Australiens sind völlig ausser Kontrolle. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Im Osten von Australien wüten derzeit mehr als hundert Brände.
  • Eine Entspannung ist keine in Sicht – die Feuerwehr ist völlig überfordert.
  • Für den Grossraum Sydney wurde nun erstmals die extremste Warnstufe ausgerufen.

Der australische Ostküstenstaat New South Wales (NSW) befindet sich nun offiziell im Ausnahmezustand. Über 1300 Feuerwehrleute bekämpfen mehr als 60 Buschbrände, bereits 850'000 Hektaren Land wurden zerstört. Für den Grossraum Sydney gilt erstmals seit der Einführung des Alarmstufensystems im Jahr 2009 die extremste Warnstufe.

Am Montagnachmittag (Ortszeit) wurden weitere 400'000 Menschen in den Gebieten Illawarra und Shoalhaven gewarnt, sich auf das Schlimmste vorzubereiten. NSW-Polizeiminister David Elliot sprach davon, dass die kommende Woche die «gefährlichste Buschfeuerwoche» sein könnte, die die Nation je erlebt habe.

Von den 60 Buschbränden in NSW gilt mindestens die Hälfte als «nicht unter Kontrolle». Laut «SBS News» sagte der Vorsteher des Rural Fire Service, Shane Fitzsimmons, die Bedrohung an Leib und Leben sei «sehr real» und die Leute benötigen einen «Plan», falls sie nicht evakuieren könnten.

«Wir können nicht für jedes Haus ein Feuerwehrauto garantieren. Wir können nicht garantieren, dass jedes Mal ein Flugzeug über ihnen ist, wenn ein Brand auf ihrem Grundstück ausbricht.»

Und weiter: «Wir können nicht garantieren, dass jemand an die Tür klopft und sie warnt, dass es in der Nähe brennt. Und wir können mit Sicherheit nicht garantieren, dass ihnen die verfügbaren technologischen Mittel trotz unserer Bemühungen rechtzeitig eine Nachricht übermitteln.»

Keine Entspannung in Sicht

Die Feuersaison in Australien hat gerade erst begonnen – doch die Lage ist schon komplett ausser Kontrolle. Im gesamten Osten wüten mehr als hundert Brände. Es ist eine Kombination aus ungewöhnlich langer Dürre, starkem Wind, geringer Luftfeuchtigkeit und hohen Temperaturen, die die Lage so bedrohlich macht.

Am Wochenende traf es die NSW-Nordküste besonders schlimm. Dort starben drei Menschen und mindestens 150 Häuser wurden zerstört. Die Zahl der Toten könne noch steigen, sagte die Regierungschefin von New South Wales, Gladys Berejiklian.

Nach Angaben der Feuerwehr vom Samstag gab es mehr als 30 Verletzte, die meisten davon Feuerwehrleute. Tausende Bewohner der betroffenen Gebieten mussten ihre Häuser verlassen und warten seit Tagen auf Besserung.

Eine Entspannung ist nicht in Sicht – im Gegenteil. Am Dienstag sollen sich die Wetterbedingungen noch einmal verschlechtern, die Behörden diagnostizierten eine «katastrophale Brandgefahr». Fast 400 Schulen im ganzen Staat werden am Dienstag geschlossen bleiben.

Konservative Regierung relativierte Klimawandel

Auch im Bundesstaat Queensland, wo der Notstand ausgerufen wurde, waren am Montag mehr als 1200 Feuerwehrleute gegen 50 Brände im Einsatz. Die Bedingungen waren heute etwas besser, aber am Dienstag wird es auch in dieser Region wieder windiger, was gewisse Brände neu entfachen könnte.

Premierminister Scott Morrison nannte die hohe Zahl der Buschfeuer «unglaublich beunruhigend». Er fürchte, dass es weitere Tote geben werde. Er rief die Bevölkerung auf, sich in Sicherheit zu bringen und den Anweisungen der Rettungsdienste Folge zu leisten.

Scott Morrison Klimawandel
Premierminister Scott Morrison von der konservativen Liberalen Partei in Australien hat bisher die Bedrohung durch den Klimawandel stets relativiert. - GETTY IMAGES/AFP/Archiv

Für den anstehenden Sommer werden in Australien Rekordtemperaturen erwartet. Die konservative Regierung Australiens hatte die Bedrohung durch den Klimawandel bislang relativiert.

Einem Zeitungsbericht zufolge, rief ein Mann bei einem Besuch Morrisons in einer Notunterkunft einer betroffenen Region: «Der Klimawandel ist real, können Sie das nicht sehen?»

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