Nova Scotia in Kanada: Mindestens 17 Tote bei Amoklauf

Beim blutigsten Schusswaffenangriff der jüngeren kanadischen Geschichte sind mindestens 16 Menschen von einem 51-jährigen Mann getötet worden.

19.04.2020, Kanada, Enfield: Mitarbeiter des Gerichtsmedizinischen Dienstes bergen eine Leiche an einer Tankstelle in Enfield. Bei einer stundenlangen Verfolgungsjagd sind mehr als 16 Menschen in der kanadischen Provinz Nova Scotia nach Polizeiangaben getötet worden. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein 51-Jähriger hat in Kanada mindestens 16 Menschen erschossen.
  • Nach einer stundenlangen Verfolgungsjagd wurde er von der Polizei gestellt.
  • Dabei wurde der Tatverdächtige getötet, die Hintergründe sind noch völlig unklar.

Ein Mann, der sich als Polizist verkleidet hatte, hat bei einem Amoklauf in der kanadischen Provinz Nova Scotia mindestens 16 Menschen getötet.

Unter den Opfern sei auch eine 23-jährige Polizistin, wie die Ermittler am Sonntagabend (Ortszeit) in einer Pressekonferenz mitteilten.

Sie hinterlässt zwei Kinder. Ein weiterer Polizist wurde verletzt. Seine Verletzungen waren nach Angaben der Behörden aber nicht lebensgefährlich.

Beamte der Royal Canadian Mounted Police bereiten sich darauf vor, an einer Tankstelle in Enfield einen Verdächtigen in Gewahrsam zu nehmen. Der Tatverdächtige wurde bei der Operation getötet. - dpa

Die Einsatzkräfte waren am Samstagabend (Ortszeit) zu dem Dorf Portapique gerufen worden. Dies nachdem der Mann dort um sich geschossen hatte. Vor und in einem Haus in der Gemeinde rund hundert Kilometer nördlich der Provinzhauptstadt Halifax fanden die Polizisten mehrere Leichen.

Täter fuhr Fake-Polizeiauto

Danach begann eine lange Verfolgungsjagd durch mehrere Gemeinden. Dabei stiessen die Einsatzkräfte auf mehrere Gebäude, die in Flammen standen.

Dies teilte der Chef der Polizeibehörde RCMP in Nova Scotia, Chris Leather, mit. Am Sonntagvormittag erfolgte dann der Zugriff, in dessen Verlauf der 51-Jährige erschossen wurde.

Für seine Flucht benutzte der Täter mehrere Fahrzeuge. Einem davon verlieh er absichtlich das Aussehen eines Polizeifahrzeugs.

Auf Twitter postete die Polizei ein Foto des Wagens. Von den normalen Fahrzeugen unterschied es sich nur durch die Zahlen-Buchstaben-Kombination am Heck.

Auch habe der Täter offenbar Teile einer Polizeiuniform getragen.

Während der Verfolgungsjagd hatte die Polizei die Bevölkerung mehrfach vor dem Mann gewarnt, der kein Polizist sowie «bewaffnet und gefährlich» sei.

Die Tat ereignete sich an mehreren Orten in der Kleinstadt Portapique in der Provinz Nova Scotia. «Heute ist ein verheerender Tag für Nova Scotia, und er wird noch viele Jahre in den Köpfen bleiben», sagte Lee Bergerman, Chef der örtlichen Polizei.

Keine Angaben zum Motiv

Die Ermittlungen befänden sich in einer frühen Phase, sagte der Beamte Chris Leather. Das Motiv des Täters wurde zunächst noch untersucht. Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund gebe es nicht, sagte die nationale RCMP-Chefin Brenda Lucki dem Sender CBC. Der Täter war von Beruf Zahntechniker. Seine Opfer habe er zumindest teilweise anscheinend zufällig ausgewählt, sagte der Polizeibeamte Leather.

Polizisten wollten den Verdächtigen an einer Tankstelle in Gewahrsam nehmen. Offenbar wurde er dabei getötet. - dpa

Schon in der Nacht zum Sonntag hatte die Royal Canadian Mounted Police Berichte über einen bewaffneten Angreifer erhalten. Anwohner wurden aufgefordert, in ihren Häusern zu bleiben und ihre Türen abzuschliessen.

Die Behörde warnte vor einem Schützen, der möglicherweise eine Polizei-Uniform trage und mit einem Fahrzeug unterwegs sei, das einem Streifenwagen glich. Es kam zu einer stundenlangen Verfolgungsjagd.

«Das ist einer der sinnlosesten Gewaltakte in der Geschichte unserer Provinz», sagte der Premierminister von Nova Scotia, Stephen McNeil. Einzelheiten nannte er nicht.

Kanadas Premier Justin Trudeau drückte bei einer Pressekonferenz sein Bedauern aus und wünschte den Betroffenen viel Kraft. Er dankte der Polizei für ihre «gute Arbeit» und der Bevölkerung für «ihre Kooperation».

Schusswaffenangriffe mit mehreren Toten sind in Kanada deutlich seltener als in den USA. Die Waffengesetze sind in Kanada deutlich strikter als im Nachbarland.

Der in den vergangenen Jahrzehnten schlimmste Schusswaffenangriff in Kanada ereignete sich 1989 in Montréal. Dort erschoss damals ein junger Mann an der Polytechnischen Hochschule 14 Frauen, bevor er sich selbst tötete.