Coronavirus: Was macht die Zahlen der Johns Hopkins Universität aus?
Die Johns Hopkins Universität versorgt die Welt mit den aktuellsten Zahlen zum Coronavirus. Doch warum werden diese Zahlen so oft den Offiziellen vorgezogen?
Das Wichtigste in Kürze
- Die Johns Hopkins Universität hat ein Dashboard zum Thema Coronavirus online gestellt.
- In der Übersicht wird die Zahl der Infizierten, Geheilten und Toten gezeigt.
- Diese Zahlen werden oft den offiziellen bevorzugt – von Privatpersonen und Medien.
Derzeit dreht sich alles um die Verbreitung und Bekämpfung des Coronavirus. Im Fokus stehen Zahlen: Wie viele Menschen sind infiziert, geheilt und gestorben? Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) versorgt die Schweiz täglich mit den neuen offiziellen Statistiken.
Mit 1,2 Milliarden Aufrufen pro Tag ist aber eine interaktive Karte der Johns Hopkins Universität (JHU) mit Abstand am beliebtesten. Diese Zahlen werden auch oft in den Medien zitiert. Warum eigentlich?
Hohes Ansehen
Die JHU in Baltimore an der US-Ostküste gilt als eine der besten Medizin-Fakultäten weltweit. Im QS World University Rankings wird sie derzeit auf Rang 24 geführt, im Bereich Medizin sogar auf Platz fünf.
Dieser Umstand verdankt die Universität unter anderem der Klinik der medizinischen Fakultät – das gleichnamige Johns Hopkins Hospital. Beide Einrichtungen wurden Ende des 19. Jahrhunderts mit dem Nachlass des Geschäftsmanns Johns Hopkins gegründet.
Das hohe Ansehen der Universität verleiht den veröffentlichten Zahlen zum Coronavirus eine hohe Glaubwürdigkeit.
Coronavirus als Dashboard
Ein Dashboard – auf Deutsch Armaturenbrett – ist ein Computerprogramm, das relevante Informationen zusammenfasst und übersichtlich darstellt. Die JHU stellte als erste Institution ein solches Dashboard zur Verfügung. Entwickelt hat es Professorin Lauren Gardner, spezialisiert auf die Analyse der Ausbreitung von Epidemien mit Computerhilfe.
Das Dashboard zeigt auf einen Blick die aktuellen Zahlen, sowohl auf globaler Ebene als auch auf einzelne Länder. Ausserdem lässt es sich problemlos sowohl am Computer als auch auf mobilen Geräten aufrufen.
Erste globale Übersicht
Um Forschern, Gesundheitsbehörden und der breiten Öffentlichkeit ein benutzerfreundliches Instrument zur Verfolgung des Coronavirus bereitzustellen, stellte am 22. Januar die JHU das Tool online.
Also bereits knapp drei Wochen nach der ersten Meldung über «eine mysteriöse Lungenerkrankung in Zentralchina» von Nau.ch. Rund 450 Menschen waren infiziert, neun bereits gestorben.
Das frühe Erscheinen des Dashboards könnte massgeblich daran beteiligt sein, dass es von so vielen Menschen genutzt wird.
Daten in «Echtzeit»
Das BAG veröffentlicht zwar täglich die neusten Zahlen, doch das Zusammentragen und Überprüfen der Zahlen dauert bis zu 30 Stunden.
Die Zahlen der JHU gelten als die aktuellsten, weil sie die Daten nicht nur von den Behörden nehmen. Die Daten der WHO – die sie wiederum von lokalen Behörden erhalten – dienen zwar als Grundlage. Diese werden aber automatisiert und laufend von Meldungen von verlässlichen Medien, Nachrichtenagenturen und Gesundheitseinrichtungen ergänzt.
Zahl der Geheilten
Das Dashboard der JHU liefert eine Angabe, die das BAG nicht veröffentlicht: Die Zahl der geheilten Personen. Allerdings wird auch darauf verwiesen, dass die Zahlen nur Schätzungen aufgrund von Medienberichten seien.