Coronavirus: Operiert das BAG mit den falschen Zahlen?

Redaktion
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Bern,

Die Zahlen des BAG zu den Fällen von Coronavirus sind tiefer als jene anderer Quellen. Das liegt am Meldemechanismus und ist nicht per se ein Problem.

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Das Coronavirus geht um die Welt. - Pixabay

Das Wichtigste in Kürze

  • Derzeit sind in der Schweiz 86 Menschen am Coronavirus gestorben, sagt das BAG.
  • Andere Statistiker vermelden viel höhere Zahlen.
  • Dies hängt mit dem Meldeweg zusammen, das BAG gibt sich selbstkritisch.

Was stimmt den nun? Zum aktuellen Stand der Corona-Infizierten und -Toten in der Schweiz kursieren verschiedene Zahlen. Während das Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Dienstag 86 Tote kommuniziert, melden andere Webseiten bereits über 100. Der Grund sind unterschiedliche Erhebungsmethoden.

Das BAG erhält Post

Die Bundesbehörde im Bereich Gesundheit ist die oberste Leitinstanz. Sie koordiniert die Lagebeurteilungen zum Coronavirus, stellt Informationsmaterial zur Bekämpfung der Ansteckungen bereit und trägt die Zahlen der Kantone zusammen.

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Daniel Koch, Leiter übertragbare Krankheiten des Bundesamts für Gesundheit. - Keystone

Grundsätzlich müssen alle Coronafälle dem BAG gemeldet werden. Dass Ärzte dies per Telefon oder Fax tun, sorgte in jüngster Zeit für Kritik. Schon bald sollen auch Meldungen per Mail möglich sein.

Gemäss Daniel Koch, Leiter übertragbare Krankheiten beim BAG, kann das Überprüfen und Zusammentragen der Zahlen bis zu 30 Stunden in Anspruch nehmen. Dem BAG ist es ein Anliegen nur gesicherte Informationen zu kommunizieren.

Das BAG aktualisiert die zusammengefassten Zahlen aus allen Kantonen und Lichtenstein täglich um Mittag. Aktuell (Stand 24. März) bestätigt das Bundesamt 8836 Fälle und 86 Tote.

Die Kantone selbst veröffentlichen ihre Resultate ebenfalls. Dies tun sie unregelmässig auf ihren eigenen Webseiten. Einige eifrige Datensammler haben nun damit begonnen, diese Daten abzugreifen, teils automatisch, teils manuell. Je nachdem wie schnell sie dies tun, weichen diese Summen mehr oder weniger von jenen des BAG ab.

Open Data Kanton Zürich

Das statistische Amt des Kantons Zürich geht anders vor. Die Statistiker tragen die von den Kantonen gemeldeten Fälle zusammen. «Die Fallnummern umfassen Personen, die im jeweiligen Kanton getestet und behandelt wurden.»

So kommen sie aktuell auf 9277 positiv auf Corona getestete Personen. Die grössere Diskrepanz ergibt sich bei den Toten: Die Zürcher melden hier 130 Fälle (Stand 24. März). Aktualisiert werden die Daten um 8 Uhr, um 14 Uhr und um 20 Uhr.

Johns Hopkins University

Das Center for Systems Science and Engineering (CSSE) ist ein Forschungskollektiv an der Johns Hopkins University in Baltimore, USA. Um neue Fälle zu identifizieren, überwachen die Forscher verschiedene Twitter-Feeds, Online-Nachrichtendienste oder direkte Benachrichtigung. Bevor die Daten manuell aktualisiert werden, werden die Fallzahlen mit Hilfe regionaler und lokaler Gesundheitsbehörden bestätigt.

Die JHU vermeldet für den 24. März bereits 9117 Corona-Infizierte in der Schweiz. 122 Menschen seien zudem am Virus gestorben.

Worldometer

Die Webseite Worldometers.info sammelt diverse Daten aus aller Welt. Sie liefert auch eine Übersicht zu den Corona-Zahlen. Als Quelle werden hier offizielle Zahlen der Länder und Organisationen mit Meldungen aus den Medien vermischt.

Corona-Data

Corona-Data.ch wird vom Informatiker Daniel Probst betrieben. Der Doktorand trägt ebenfalls die kantonalen Fallzahlen zusammen. Aktuell kommt er so auf 9830 Fälle, bei 127 Toten.

BAG will schneller publizieren

Dem BAG ist bewusst, dass seine Zahlen teils über einen Tag den von den Kantonen bestätigten Fällen hinterherhinkt. Das heisse aber nicht, dass die BAG-Zahlen mit den ausländischen Zahlen nicht vergleichbar wären, so Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit beim BAG.

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Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit beim Bundesamt für Gesundheit (BAG). - Keystone

In der Schweiz werde sehr viel getestet, zurzeit etwa 8000 Tests pro Tag. Das sei im Vergleich zu anderen Ländern ziemlich viel, man wisse also relativ gut über die Lage Bescheid. Kein einziges Land wisse genau, wie viele Infizierte sich aktuell genau im Land befinden würden.

Man sei aber dabei zu überlegen, wie die Zahlen besser präsentiert werden könnten. Dazu gehöre auch, dass die Fallzahlen schneller publiziert werden könnten.

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