Israel will Gaza-Warenübergang wieder öffnen - Falls Waffenruhe hält

Seit zwei Wochen ist der einzige Warenübergang in den Gazastreifen geschlossen. Israel will ihn am Dienstag wieder öffnen, sollte die Lage ruhig bleiben.

Israel will den einzigen Warenübergang in den Gazastreifen wieder öffnen, sollte eine fragile Waffenruhe Bestand haben. Der israelische Verteidigungsminister Avigdor Lieberman teilte am Sonntag mit, man werde den Übergang Kerem Schalom am Dienstag wieder für den Warenhandel öffnen, sollte weiter Ruhe herrschen. Auch die Fischereizone solle wieder von sechs auf neun Seemeilen (knapp 17 Kilometer) ausgeweitet werden.

Hamas-Sprecher Fausi Barhum teilte jedoch in der Nacht mit, mit Hilfe Ägyptens und der UN sei eine Waffenruhe zwischen beiden Seiten vereinbart worden.

Israel hatte den Warenübergang Kerem Schalom am 9. Juli wegen andauernder Attacken mit brennenden Drachen aus dem Gazastreifen geschlossen. Palästinenser lenken seit Monaten regelmässig Drachen mit brennenden Stofffetzen und nach Angaben der Armee auch mit Sprengsätzen nach Israel. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums zerstörten durch Branddrachen ausgelöste Feuer rund 30 Quadratkilometer Land im Süden Israels.

Sorge um neuer Gaza-Krieg

Israelische Medien berichteten allerdings am Sonntag von einem neuen Brand im israelischen Grenzgebiet, der durch einen von Palästinensern geschickten Brand-Ballon ausgelöst worden sei.

Am Samstag kam es allerdings zu einem neuen Zwischenfall. Eine Gruppe Palästinenser durchbrach den Grenzzaun nach Israel, die Armee beschoss daraufhin erneut einen Militärposten der Hamas. Die Gruppe sei wenig später in den Gazastreifen zurückgekehrt, teilte die Armee mit.

Samstag war «ruhigster Tag»

Der UN-Nahostgesandte Nickolaj Mladenow, der sich gemeinsam mit Ägypten intensiv um eine Beruhigung der Lage bemüht hatte, schrieb in einem dramatischen Appell auf Twitter: «Alle in Gaza müssen einen Schritt zurück vom Abgrund gehen. Nicht nächste Woche. Nicht morgen. Jetzt sofort!» Bereits eine vor einer Woche vereinbarte Waffenruhe war nur von kurzer Dauer.

Israel dementiert den Stopp der Luftangriffe auf den Gazastreifen. - dpa

Am Freitag war es erneut zu einer gefährlichen Eskalation der Gewalt im Gazastreifen gekommen. Ein palästinensischer Scharfschütze tötete an der Grenze einen israelischen Soldaten, zum ersten Mal seit dem Gaza-Krieg 2014. Israel bombardierte daraufhin Dutzende Ziele der im Gazastreifen herrschenden Hamas. Dabei wurden nach Angaben des Gesundheitsministeriums vier Palästinenser getötet, drei davon Hamas-Mitglieder.

Lieberman sagte, Samstag sei vermutlich der «ruhigste Tag» seit Beginn teilweise gewaltsamer Proteste im Gazastreifen Ende März gewesen. Sollte dies so bleiben, werde man Kerem Schalom wieder öffnen.

Seit Ende März wurden bei teilweise gewaltsamen Protesten nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza 147 Palästinenser von israelischen Soldaten getötet. Die Palästinenser fordern ein Ende der vor mehr als zehn Jahren verhängten Gaza-Blockade und ein Rückkehrrecht in das israelische Staatsgebiet.

Die Eskalation nährte die Sorge, es handele sich um den Beginn des vierten Gaza-Kriegs binnen eines Jahrzehnts. Im Sommer 2014 hatten sich Israel und die Hamas 50 Tage lang Kämpfe geliefert. 2250 Palästinenser wurden getötet oder starben später an ihren Verletzungen, auf der israelischen Seite gab es 74 Tote.

Das Wichtigste in Kürze

  • Wenn die Waffenruhe hält, wird Israel den einzigen Warenübergang nach Gaza öffnen.
  • Der Warenübergang ist seit zwei Wochen geschlossen.
Die Situation im Gaza spitzt sich laufend zu (Symbolbild). - keystone