Mauritius klagt über Nötigung durch England wegen Inselstreit
Die Chagos-Archipel-Inseln im Indischen Ozean haben zu einem Streit zwischen Grossbritannien und Mauritius geführt. Der Inselstaat wirft Nötigung vor.
Das Wichtigste in Kürze
- Mauritius geriet wegen eines Inselstreits mit Grossbritannien massiv unter Druck.
- Heute Montag beginnen die Anhörungen am Internationalen Gerichtshof in Den Haag.
Im jahrelangen Streit um die Hoheit über den militärisch wichtigen Chagos-Archipel im Indischen Ozean hat Mauritius der britischen Regierung «Nötigung» vorgeworfen. Mauritius habe 1965 nur unter «immensem Druck» der britischen Forderung nach einer Abtrennung der Inselgruppe von Mauritius zugestimmt, sagte Ex-Regierungschef Anerood Jugnauth (88) am Montag zu Beginn einer Anhörung vor dem Internationalen Gerichtshof (IGH) in Den Haag. Auf Diego Garcia, der Hauptinsel des offiziell zu Grossbritannien gehörenden Chagos-Archipels, befindet sich seit Anfang der 1970er-Jahre der US-Stützpunkt Diego Garcia.
Der höchste Gerichtshof der Uno in Den Haag soll laut Beschluss der Uno-Vollversammlung in einem Gutachten Stellung zur Frage nehmen, ob die Abtrennung des Chagos-Archipels vor der Unabhängigkeit von Mauritius 1968 rechtmässig gewesen sei. Jugnauth, der drei Mal als Premierminister seines Landes diente und der sich als «letzter Überlebender» der Unabhängigkeitsverhandlungen von 1965 vorstellte, sagte: «Wir hatten keine Wahl.» Man habe der Abtrennung nur zugestimmt, weil der damalige britische Premierminister Harold Wilson gedroht habe, es werde sonst keine Unabhängigkeit geben. Dies seien «Umstände, die an Nötigung grenzten», gewesen.
Nach der gewaltsamen Vertreibung von etwa 1500 Einwohnern hatte London Diego Garcia für zunächst 40 Jahre an die USA verpachtet. 2016 wurde der Vertrag bis 2036 verlängert. Jugnauth sagte, Mauritius sei bereit, auch weiterhin einen US-Stützpunkt auf Diego Garcia zu erlauben.