Menschenrechtler: Corona-Krise ist Risiko für Migranten in Russland
Menschenrechtler warnen vor einer prekären wirtschaftlichen und gesundheitlichen Lage für Arbeitsmigranten aus Zentralasien in Russland.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Coronakrise hat für Arbeitsmigranten in Russland schwerwiegende Folgen.
- Tausende Migranten ausTadschikistan, Kirgistan und Usbekistan verloren ihre Arbeit.
- Menschenrechtler warnen vor einer prekären gesundheitlichen und wirtschaftlichen Lage
Menschenrechtler warnen vor einer prekären wirtschaftlichen und gesundheitlichen Lage für Arbeitsmigranten aus Zentralasien in Russland. «Die Arbeiter tragen massiv zur Wirtschaft bei. Jetzt gibt es weder von Russland noch von ihren eigenen Ländern den wichtigen Schutz, den sie eigentlich bräuchten.»
Dies sagte die Menschenrechtsexpertin Damelja Aitchoschina von Human Rights Watch (HRW) in Moskau. Das Problem bestehe schon länger, die Corona-Krise habe dies aber noch einmal verschärft.
Tausende Arbeitsmigranten ohne Job
Tausende Migranten aus den bitterarmen Ländern Tadschikistan, Kirgistan und Usbekistan verloren ihre Arbeit. Nur wenige konnten in ihre Heimat zurückkehren. Verschiedene Schätzungen gehen von bis zu elf Millionen Migranten aus den Ex-Sowjetrepubliken im grössten Land der Erde aus. Viele verdienen ihr Geld als Gastarbeiter etwa am Bau, als Taxifahrer oder als Reinigungskraft - oftmals illegal.
Russland hat zwar etwa eine Verlängerung der Papiere veranlasst. Die Notlage der Migranten verbessere dies jedoch kaum, so die Expertin. «Zu ihren Familien können sie nicht zurückkehren, weil die Grenzen geschlossen sind», sagte Aitchoschina der Deutschen Presse-Agentur.
Abschiebung droht
Rund 8000 Menschen, auch aus anderen Ländern, drohe die Abschiebung. Sie seien bis auf Weiteres in entsprechenden Zentren unter schwierigen hygienischen Bedingungen untergebracht. Sie lebten auf engstem Raum zusammen, was die Gefahr einer Ansteckung vergrössere. «Es gibt kaum Behandlung für sie, auch bei anderen Krankheiten.»
Die Länder zählen zu den ärmsten der Region. Die Wirtschaft in den Ländern ist der Weltbank zufolge wiederum von den Einkommen der Migranten abhängig, die sie an die Familien überweisen. Das Geld mache einen wichtigen Teil des Bruttoinlandsprodukts aus. Durch den Arbeitsverlust droht den armen Ländern nun auch zusätzlich eine Wirtschaftskrise.
Keinen Anspruch auf staatliche Hilfe
«Viele haben alles, was sie verdient haben, nach Hause geschickt, nun müssen sie aber weiter ihre Miete zahlen», sagte der russische Migrationsexperte Wladimir Woloch der Zeitung «Nesawissimaja Gaseta». Anspruch auf staatliche Hilfe hätten sie meist nicht. Weil viele Gastarbeiter ihren Job verloren haben, befürchten Experten ausserdem einen Anstieg der Kriminalität in Russland.